Tichys Einblick
Zahlen aus Großbritannien

„The Telegraph“ berichtet: Mehr Menschen könnten durch Maßnahmen versterben als am Virus

Neue Lockdown- und Isolierungsmaßnahmen, die nicht nur in Deutschland für den Winter diskutiert werden oder schon eingeplant sind, könnten mehr Menschen das Leben kosten als das Virus selbst. Das ist die schockierende Erkenntnis aus neuesten Zahlen zur Übersterblichkeit in Großbritannien.

IMAGO / i Images

Die Wissenschaftsredakteurin des britischen Telegraph stellt eine Vermutung in den Raum: Die Corona-Maßnahmen zur Bremsung des Coronavirus könnten inzwischen mehr Menschen das Leben kosten als der Krankheitserreger selbst.

Schon im Mai drang eine Studie der Johns-Hopkins-Universität und der Universität von Lund (Schweden) an die Öffentlichkeit, laut der nur 6.000 Todesfälle in Europa und 4.000 in den USA durch die Maßnahmen des Jahrs 2020 verhindert worden seien. Das entspräche einer Verringerung der Sterblichkeit durch Corona um gerade einmal 3,2 Prozent. Angeblich gehörte das Maskentragen noch zu den effektiveren Mitteln, um die Ausbreitung des Virus einzuschränken: Um 18,7 Prozent sollen die Corona-Todesfälle dadurch zurückgegangen sein. Durch das Zuhausebleiben soll die Sterblichkeit durch Covid dagegen um nur zwei Prozent gefallen sein.

Insgesamt geht man von mehr als sechs Millionen Todesfällen durch Covid weltweit aus. Die USA verzeichneten eine Million Covid-Tote, das Vereinigte Königreich 175.000, die Bundesrepublik 147.000. Diese Zahlen sind bekanntlich fehlerbehaftet, trotzdem ist das Verhältnis ein massiv ungünstiges: Im Grunde hätten Lockdowns und andere Maßnahmen also nur einen minimalen Effekt im einstelligen Prozentbereich auf die Covid-Sterblichkeit gehabt. Ein Jahr zuvor hatte dasselbe Forscherteam sogar nur eine Verringerung der Todesfälle um 0,2 Prozent durch die Maßnahmen festgestellt.

Allerdings fällt auch auf, dass die Schätzungen für die Übersterblichkeit zuletzt deutlich höher ausfielen als die reine „Covid-Sterblichkeit“ und sich inzwischen eindeutig von dieser entkoppelt haben. Das legt eine neue Schätzung des Economist nahe. Darin steigen die akkumulierten Todesfälle durch Covid derzeit kaum noch an. Die Kurve hat ein Plateau gebildet, das Virus scheint seinen Stachel verloren zu haben. Doch gleichzeitig sammeln sich weiterhin überzählige Todesfälle an, die man folglich als Nicht-Covid-Übersterblichkeit beschreiben muss. Von einem Rückgang der allgemeinen Übersterblichkeit kann nicht die Rede sein.

Tausende sterben zu Hause in England, Wales und Schottland

Eben das bestätigt auch das nationale Statistikinstitut des Königreichs (Office for National Statistics, ONS) laut dem Telegraph. England und Wales erleben demnach derzeit jede Woche eine Übersterblichkeit von rund tausend zusätzlichen Todesfällen im Vergleich mit anderen Jahren. Seit April ist diese Entwicklung zu beobachten, und sie ist keineswegs dabei, sich abzuschwächen.

Wenn sich diese Entwicklung, die seit 15 Wochen so gut wie ununterbrochen anhält, fortsetzt, dann würde die Übersterblichkeit an Nicht-Covid-Ursachen jene durch Covid in diesem Jahr überflügeln. Die Rede ist von einer „stillen Gesundheitskrise“, die sich unbemerkt im Windschatten der angeblich so viele Menschenleben fordernden Corona-Pandemie entwickelt hat.

Das Londoner Gesundheitsministerium hat eine Untersuchung der Zahlen angeordnet. Man befürchtet, dass Krebsfälle, Diabetes und Herzkrankheiten nicht ausreichend behandelt werden.

Viele werden nun an die chronische Überlastung des nationalen Gesundheitssystems denken, dessen Wartelisten jedoch durch die Pandemie-Maßnahmen noch einmal deutlich angewachsen sind. Im März warteten laut offiziellen Zahlen 6,4 Millionen Briten, also zehn Prozent der Bevölkerung, auf eine Behandlung. Vielleicht waren es in Wahrheit doppelt so viele, wie der Telegraph recherchierte. Daneben mussten Patienten auch länger auf einen Rettungswagen warten. Das kann in vielen Fällen, etwa bei Herzinfarkten und Schlaganfällen, über Leben und Tod entscheiden.

Laut anderen Meldungen, etwa dem Spectator, handele es sich um eine Übersterblichkeit, die meist zu Hause stattfindet. In den Krankenhäusern und Pflegeheimen gebe es eine Untersterblichkeit. Die Übersterblichkeit „zu Hause“ lag Anfang Juli bei 13.000 Toten in England und Wales sowie bei beachtlichen 7.000 Toten in Schottland – es gibt elfmal so viele Engländer wie Schotten. Auch dieses Faktum bestärkt die These von schlecht oder gar nicht behandelten Krankheiten.

Medizinsoziologe: Todesfälle hängen mit verzögerter Behandlung, Armut und Not zusammen

Worin könnten die Ursachen der erhöhten Sterblichkeit sonst bestehen? Experten denken an die zahllosen Aufforderungen, zu Hause zu bleiben, bis hin zu echten Ausgangsverboten. Der dadurch geförderte Bewegungsmangel und die Neigung zum Alkoholkonsum, ungesunder Ernährung, überbordende Sorgen etc. hatten demnach negative Auswirkungen auf die Volksgesundheit.

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Aber auch die Aufrufe, nicht ins Krankenhaus zu gehen, und die Umgestaltung weiter Teile der Krankenhäuser zu Isolationsstationen schrecken bis heute viele Menschen von einem Gang ins Krankenhaus ab. Ebenso war der Zugang zu Hausärzten und anderen Gesundheitsdienstleistungen in Großbritannien zeitweilig eingeschränkt. Der Medizinsoziologe Robert Dingwall, zugleich Berater der Regierung, sagt: „Das entstehende Bild passt zu dem, was einige von uns von Anfang an gesagt haben. Wir sehen nun die Todesfälle, die aus der Verzögerung und Verschiebung der Behandlung anderer Krankheiten wie Krebs oder Herzkrankheiten folgen oder mit Armut und Not zusammenhängen.“

Das ist insoweit logisch gedacht, als die Überlebenschancen bei Krebs besser sind, wenn er früh erkannt wird. Das Gleiche dürfte für Herz- und Kreislaufkrankheiten gelten. Doch haben diese wohl auch durch die Pandemie-Maßnahmen zugenommen – vielleicht sogar in Folge der „Covid-Impfungen“. Dazu gibt es leider noch keine wirklich belastbaren Zahlen, wenn auch zahlreiche Einzelstudien.

So hat eine neue israelische Studie eine Korrelation zwischen Notrufen aufgrund kardiovaskulärer Symptomatiken (Herzstillstand und akutes Koronarsyndrom) bei Unter-40-Jährigen und den zeitlichen Terminen der ersten beiden „Impfdosen“ gefunden. Eine Korrelation mit der Zahl der Covid-Infektionen konnte nicht hergestellt werden. Andere Studien, wie eine von kanadischen Gesundheitsinstitutionen finanzierte, legen nah, dass die hauptsächlich betroffenen jungen Männer mit der zweiten Dosis abwarten sollten, um das Risiko zu verkleinern. Wieder andere behaupten, dass die kardiovaskulären Risiken durch das Coronavirus selbst deutlich höher seien als durch die „Impfungen“. Merkwürdig mutet nur an, dass diese Diagnose bei jungen Männern unter 40 kaum ins Gewicht fiel, bevor die „Impfungen“ sie auszulösen schienen.

Sekundäre Gesundheitsrisiken der „Pandemie“ spielten eine zu kleine Rolle

Tatsächlich erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von diversen Herz- und Gefäßkrankheiten erst, wenn jemand mit Covid ins Krankenhaus eingeliefert wurde, und dann noch einmal deutlich, wenn Intensivpflege nötig wurde. Der eigentlich für die meisten Menschen wenig beunruhigende Befund wird in einem weiteren Nature-Artikel so alarmistisch geframet, dass er praktisch in die allgemeine Impfempfehlung einstimmt. Motto: Auch Junge und Gesunde müssen nach einer zu Hause durchgemachten, auf den ersten Blick harmlosen Corona-Infektion schwere kardiovaskuläre Spätfolgen befürchten. Man will es nicht kleinreden, aber offen bleibt in jedem Fall, was zu tun ist, wenn sich alles so verhielte. Denn eins muss klar sein: Eine Eindämmung des Coronavirus wird auf Dauer keinem Staat weltweit gelingen.

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Alle diese Phänomene sollten unseren Blick zurück auf die normale Gesundheitsversorgung ausrichten, die in Zeiten der „Gesundheitsnotstände“ und außerordentlichen Maßnahmen in Vergessenheit geraten ist. Selbst wenn die neuen plötzlichen Todesfälle als Spätfolgen von Corona-Infektionen zu erklären sind, wäre das kein Argument für neue freiheitsbeschränkende Maßnahmen, die das inzwischen endemische Virus doch nicht aufhalten, sondern für eine Verbesserung der allgemeinen Gesundheitsvorsorge.

Am meisten fällt an der derzeitigen Lage auf, dass diese Übersterblichkeit, die nicht ins Pandemie-Maßnahmen-Narrativ passt, so gut wie nicht von den großen Medien thematisiert wird. Auch das Wissenschaftsressort des Telegraph ist hier fast in einer Außenseiterposition, auch wenn es im Vereinigten Königreich ein paar mehr kritische Stimmen in diesen Dingen gibt. Würden tausend Briten pro Woche an Corona sterben, dann wäre das Geschrei von BBC bis zur gemäßigt konservativen Times wohl groß.

Ähnlich sähe es in Deutschlands „Leitmedien“ aus. Die Presse ist in zwei Jahren Covid-Konditionierung weitgehend blind auf ihrem „nicht-pandemischen Auge“ geworden. Zudem haben sekundäre Gesundheitsrisiken einer solchen weltweit ausgerufenen „Pandemie“ von Beginn an eine zu kleine Rolle gespielt.

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