Aufmärsche von Israelhassern vorm Eurovision Song Contest in Malmö
David Boos
Tausende antiisraelische Demonstranten, darunter Greta Thunberg, marschierten in Malmö gegen die Teilnahme Israels am Song Contest auf. Linke Berufsaktivisten und Muslime skandierten Hand in Hand antisemitische Parolen. Während Juden Malmö meiden, zeigen Medien sich verständnisvoll.
Wer am Freitagmorgen in die sozialen Netzwerke schaute, konnte dort sehen, wie ein militanter Haufen Radikaler gemeinsam mit Greta Thunberg den Ausschluss Israels vom ESC forderte und dafür sorgte, dass die israelische Künstlerin Eden Golan rund um die Uhr unter Polizeischutz stehen muss.
Die Demonstranten setzten sich, wie mittlerweile üblich, aus einer bunten Mischung von Menschen zusammen, deren inhärente Inkompatibilität nichts von ihrer Befremdlichkeit eingebüßt hat. Klimaaktivisten wie Greta Thunberg, rosahaarige Berufsempörte mit Gewichtsproblemen und Berufsaktivisten gaben sich dabei ein Stelldichein mit Teilen der muslimischen Bevölkerung in Malmö.
Der Elefant im Großraum Malmö ist allerdings die Rechnung, die die mittlerweile 34% der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, seit den Anschlägen im Oktober 2023 regelmäßig präsentieren. Direkt nach den Anschlägen fuhren Autos mit palästinensischen Fahnen durch die Stadt, eine israelische Flagge wurde vor der Synagoge Malmös verbrannt und auch Schulen berichteten von verschiedensten antisemitischen Akten, bis hin zu Hitlergrüßen. Die vor allem in Migrantenvierteln grassierende Bandenkriminalität war selbst dem ZDF noch vor einigen Monaten einen Bericht wert.
Scharfschützen zum Schutz jüdischen Lebens
Juden fühlen sich in Malmö zunehmend unsicher. Laut dem Zentralrat der Juden vermeiden drei Viertel das Tragen jüdischer Symbole, jeder Zweite erwägt zu emigrieren. Ein Kamerateam aus Israel wurde wenige Tage vor dem ESC bei einer Demonstration angegriffen und bespuckt. Trotz drastisch erhöhter Sicherheitsmaßnahmen erhöhte Israels Nationaler Sicherheitsrat die Reisewarnung für Malmö auf Stufe 3 (mittlere Bedrohung).
Die Realität unterstreicht den Bankrott der Migrationspolitik der letzten Jahrzehnte. In Malmö wimmelt es nur von Polizei, die Stadt hat Unterstützung aus Dänemark und Norwegen angefragt und der Veranstaltungsort des ESC wird sogar mit Scharfschützen auf umliegenden Dächern abgesichert.
Die mediale Berichterstattung spricht allerdings Bände. Verständnisvoll, statt kritisch, berichtete der WDR von der Forderung der Demonstranten nach einem Ausschluss Israels. Es sei eine „Doppelmoral“, dass Russland vom ESC ausgeschlossen sei, Israel aber nicht. Die ansonsten so einordnungsfreudigen Medien Deutschlands beließen es bei dieser Berichterstattung.
In Belgien zeigte das Fernsehen direkt vor der Übertragung des ESC eine antiisraelische Einblendung im Namen der Gewerkschaft.
Der „unpolitische“ ESC: Seit Jahren ein hochpolitischer Kampf um Relevanz
Denn den Druck, das jahrzehntelange Bekenntnis zu Israel im Zuge der voranschreitenden Islamisierung Europas zu hinterfragen, spüren nicht nur die Medien, sondern auch zunehmend Künstler und Veranstalter des ESC. Bereits seit Jahren heischt das Schlagerfestival am absteigenden Ast mit seinen offensichtlichen politischen Stellungnahmen um gesellschaftliche Relevanz. Conchita Wurst gewann 2014, weil er ein bärtiger Mann mit toller Stimme im Frauenkleid war, ebenso wie die israelische Vertreterin Netta 2018 mit deutlichem MeToo-Bezug gewann. Die Ukraine hingegen gewann just in jenen Jahren, 2016 und 2022, in denen die Besetzung der Krim und die Invasion der Ukraine im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit standen. Die offizielle Regel des ESC, die besagt, dass Lieder nicht politisch ausgelegt werden dürfen, wurde schon längst ad acta gelegt. Folgt man dieser Logik des ESC, dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass Israel dieses Jahr gewinnen muss.
Auszuschließen ist das zwar noch nicht, aber die Buchmacher führen bislang andere Favoriten. Und auch im Umgang mit den eigenen – widersprüchlichen – Regeln lavieren die ESC-Veranstalter mehr schlecht als recht. Denn nicht nur politische Aussagen sind verboten, auch Flaggen von Nichtteilnehmerländern – außer eben, widersprüchlicherweise, der LGBTQ-Flagge – dürfen nicht gezeigt werden. Doch der schwedische Teilnehmer Eric Saade hatte während seines Auftritts ein Palästinensertuch um sein Handgelenk gebunden, was zwar als politisches Bekenntnis zu werten ist, für das es bislang aber, bis auf einen vorsichtigen Rüffel der Verantwortlichen des schwedischen Fernsehens, keine Konsequenzen gab.
Die israelische Interpretin Eden Golan allerdings musste den Titel ihres Liedes „October Rain“ aufgrund einer offensichtlichen Anspielung auf die Anschläge des Vorjahres ändern. Andere Teilnehmer, wie z.B. der deutsche Vertreter Isaac, berichteten hingegen von politischem Druck, den ESC zu boykottieren, um nicht als „Komplize des Völkermords in Gaza“ abgestempelt zu werden.
Das seit Jahren durch und durch politisierte Event ist nun in seiner eigenen Widersprüchlichkeit gefangen, da die multikulturellen Geister, die es rief, sich nun gegen den ESC gewandt haben. Andererseits ist die Trittbrettfahrerei der pro-palästinensischen Demonstrationen von beachtlichem Kalkül getragen. Als ob die Teilnahme an einem abgekarteten Schlagerfestival, das seinen Zenit vor Jahrzehnten überschritt, irgendeine realpolitische Relevanz hat.
So gesehen lässt sich fast von einem symbiotischen Verhältnis reden: Einerseits ein ESC, der erst durch politische Proteste wieder in die breitere öffentliche Wahrnehmung gelangt. Andererseits gewaltbereite Radikale, die die Aufregung um den ESC dazu nutzen, eine teils offen sympathisierende Medienöffentlichkeit auf sich zu lenken. Der einzige Unterschied zwischen diesen Demonstrationen und einem normalen Wochenende in Malmö ist der mediale Hype, der über den ESC und Greta Thunberg generiert wird.
Dennoch wird es interessant sein zu beobachten, ob der ESC dem Druck standhält und seiner Tradition treu bleibt, den politischsten Beitrag zu küren. In diesem Sinne wäre Israel an der Reihe. Bricht der ESC mit dieser Tradition, wäre dies ein Zeichen drastischer Verschiebungen zugunsten der politischen Islam-Lobby.
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