Vermutlich muslimische Fußballer verweigern sich dem Regenbogen
Redaktion
In Frankreich kam es am Wochenende zu einer Art Arbeitsverweigerung von Fußball-Profis offenbar arabisch-muslimischer Herkunft, die nicht mit einem Regenbogen-Trikot zum Welttag gegen Homophobie und Transphobie auflaufen wollten. Der betroffene Club deutet nur an, dass deren „Glauben“ dabei eine Rolle spielte.
Die französische Fußball-Liga wollte den 35. Spieltag am vergangenen Wochenende ganz im Zeichen des Regenbogens abhalten – mit entsprechend veränderten Trikots. Es ist eine Initiative der Liga, die bereits mehrmals in den vergangenen Jahren stattfand zum Welttag gegen Homophobie und Transphobie (17.5.). Doch diesmal wollten eine Reihe von Spielern in entsprechenden Regenbogen-Trikots nicht auflaufen. Es ging um das Spiel FC Toulouse (TFC) gegen FC Nantes am gestrigen Sonntag. Die Spieler wurden deswegen nicht eingesetzt.
In einer Pressemitteilung des FC Toulouse heißt es: „Spieler des Profikader haben ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck gebracht, dass ihr Bild mit Regenbogenfarben in Verbindung gebracht werde, die die LGBT-Bewegung repräsentieren. Die TFC respektiert die individuellen Entscheidungen ihrer Spieler und hat sich nach mehreren Gesprächen entschieden, besagte Spieler für das für diesen Sonntag um 15 Uhr im Stadion geplante Treffen freiszustellen.“ Der Club beteuert sein Engagement im Kampf gegen Homo- und Transphobie und weist gleichzeitig darauf hin, dass er Menschen aus 18 Nationalitäten aus fünf Kontinenten beschäftigt und die „Weltoffenheit Teil seiner DNA“ sei.
Was genau man mit diesem Satz wohl sagen will, bleibt unklar. Mit dem Begriff des Glaubens wird wohl auf den Islam angespielt. In einem Bericht der französischen Website sports.fr heißt es: „Vom TFC wurde kein Name genannt, aber es handelt sich um Zakaria Aboukhlal et Saïd Hamulic.“ Aboukhlal ist als Sohn einer Marokkanerin und eines Libyers in den Niederlanden geboren, spielt aber in der Nationalmannschaft Marokkos. Auch Hamulic wurde in den Niederlanden geboren, als Sohn bosnischer Eltern. In anderen französischen Medien wurden neben diesen beiden noch die Namen Moussa Diarra, Farès Chaibi und Logan Costa genannt, außerdem auf der Gegenseite beim FC Nantes der Spieler Mostafa Mohamed, der sich wohl ebenso weigerte, in einem Trikot mit Regenbogen-Farben zu spielen. Die Website des Senders france3 meldete, dass Moussa Diara und Logan Costa diese Behauptung dementiert hätten, also nicht zu den Regenbogenverweigerern gehören.
Was das hinter dieser Verweigerung stehende Motiv angeht, so traut sich der FC Toulouse nur die Andeutung zu, man wähle die Spieler „unabhängig von ihrem Glauben und ihren Überzeugungen“ aus. Jeder Leser muss also selbst aus dieser Andeutung und den Namen zum naheliegenden, aber offensichtlich mit einem medialen Tabu belegten Schluss kommen, dass es sich um muslimische Spieler handelt, die den Regenbogen-Auftritt gegen Homo- und Transphobie verweigern.
Die Regenbogen-Verweigerung von Farès Chaibi, in Frankreich geboren, aber für Algeriens Nationalmannschaft spielend, ist für deutsche Fußballfreunde wohl am brisantesten. Denn Pressemeldungen zufolge wird er in Kürze von Toulouse zum Bundesliga-Verein Eintracht Frankfurt wechseln.
Wenn Ihnen unser Artikel gefallen hat: Unterstützen Sie diese Form des Journalismus. Unterstützen