Bordeaux: Drogensüchtiger attackiert Großmutter und Enkelin im eigenen Haus
Matthias Nikolaidis
In Frankreich und weit darüber hinaus erregt die maßlose, hinterhältige Gewalttat eines Obdachlosen die Menschen. Sie wurde von einem Franzosen an Franzosen begangen, allerdings ist er alles andere als gut integriert. Der grüne Bürgermeister wehrt sich gegen „einfache Antworten“.
Über eine „Aggression von seltener Gewalt“, geschehen in Bordeaux an diesem Montag, informiert der Präfekt des Départements Gironde, zugleich auch der größeren Region Nouvelle-Aquitaine im Westen Frankreichs. Ein Video, das sich in kürzester Zeit stark verbreitete, zeigt die 73-jährige Großmutter, die mit ihrer siebenjährigen Enkeltochter im Eingang ihres Hauses steht. Aufgezeichnet wurde das Video von der Kamera der Türsprechanlage. Es ist zunächst eine Szene wie aus einem Bild von Vermeer, „on est chez nous“, man ist zu Hause, wie man in Frankreich sagt. Doch im Hintergrund steht schon dieser Mann, der die Lage sondiert.
Er trägt kaputte Schuhe und in beiden Händen ein schwarzes Objekt und ein weißes Stoffstück und macht so einen ziemlich entrückten Eindruck, ein Obdachloser, polizeibekannt, wie wenig später bestätigt wird. Er schleicht sich an. Die Großmutter will nicht zu abweisend erscheinen und tritt nur langsam den Rückzug ins Haus an. Doch die Tür schließt sie nicht. Das nutzt der Mann aus, drückt gegen die Tür und zerrt seine beiden Opfer heraus, um sie dann auf den Bürgersteig zu werfen. Beide fallen rücklings aufs Pflaster, erleiden glücklicherweise nur einige Abschürfungen und Prellungen.
— The Spectator Index (@spectatorindex) June 19, 2023
Der Mann nimmt, was er kriegen kann (einen Schlüssel?), und rennt davon. Auf der ruhigen Straße fährt sonst nur manchmal ein Auto oder zuletzt ein Bus mit defekter Anzeige vorbei, welche in allen Warnfarben blinkt. Ein Gerichtsarzt wird festzustellen haben, ob die Dame und ihr Enkelkind psychische Traumata erlitten haben.
29 Jahre, Franzose, obdachlos
Französische Kommentatoren bemerken, dass es sich nicht mehr um eine seltene Gewalttat handelt. Einige vermuten, der Mann habe das kleine Mädchen entführen wollen. Aber richtig könnte auch sein, dass er es nur wegzog, um an sich zu raffen, was der alten Dame gerade so aus der Tasche fiel. Er greift dann auch ein weißes Objekt, das die zutiefst erschrockene, schreiende Enkelin freigibt. Danach rennt sie zu ihrer Großmutter, hinter deren Rücken sie erneut Schutz sucht.
Der Vorfall hat auch den grünen Bürgermeister von Bordeaux mobilisiert, der eine Pressekonferenz gab. Pierre Hurmic (Europe Écologie Les Verts, EELV) stellt klar, dass er schockiert sei. Allerdings verwehrt sich der Grüne, der erst 2020 ins Rathaus gewählt wurde, gegen „einfache Antworten“. Nötig seien „komplexe Antworten, und in Bordeaux wie auch anderswo wird mit allen Beteiligten zusammengearbeitet, um die Sicherheit zu gewährleisten, auf die sie (die Beteiligten oder die Bürger?) ein Anrecht haben“.
Bei dem Täter handelt es sich laut Bürgermeister um einen 29-jährigen Bordelais, also einen Einwohner von Bordeaux. Nach dem Parisien ist sein Name Brahima B. Gemäß einer Polizeiquelle ist er „Franzose, geboren in Frankreich, in Bordeaux“. Der Präfekt spricht von einer „unerträglichen Tat“, die so schnell wie möglich aufgeklärt werden müsse. Eine halbe Stunde nach der Tat wurde der Mann, der als Obdachloser in der Innenstadt bereits bekannt war und sein Lager für gewöhnlich im Grand Parc der Stadt aufschlägt, am Europaplatz aufgefunden. Auch 15 Vorstrafen hat der Mann bereits, vor allem Verkehrs- und Drogendelikte. Als man ihn festnehmen will, reagiert er gereizt, legt sich auf die Erde und kann nur mit einem Taser dazu bewegt werden, in den Polizeiwagen zu steigen.
Le Pen: Wie viele solcher Videos sind nötig?
Festgenommen wurde er wegen Hausfriedensbruch, versuchter Entführung und Kindesraub sowie Gewalt gegen verletzliche Personen und eine Minderjährige unter 15 Jahren. Gegenüber der Polizei gab er ein psychiatrisches Leiden an. Die Behandlung habe er allerdings abgebrochen. Laut der Tageszeitung Sud-Ouest hat er die Halskette der Großmutter gestohlen. Die Staatsanwaltschaft zitiert Aussagen der Großmutter, der Mann habe ihre siebenjährige Enkelin entführen wollen und sie deshalb angegriffen. Erst das Bellen ihres Hundes habe ihn vertrieben, so dass er die Flucht „in einem Auto“ antrat. Ein Obdachloser mit Fahrservice?
Regierungssprecher Olivier Véran sprach von einer „sinnlosen Gewalttat, die das Bedürfnis der Franzosen nach Sicherheit veranschaulicht“. Man habe die Ausgaben für das Justizwesen bereits mehr als jemals zuvor erhöht. Der republikanische Ex-Bürgermeister von Bordeaux, Nicolas Florian, forderte in einem später gelöschten Tweet „die allergrößte Strenge bei der strafrechtlichen Antwort“. Der rechtskonservative Politiker Éric Zemmour tweetete: „Was für ein Horror. Das ist es, was sie aus unserem Land gemacht haben. Franzosen, wacht auf.“
Marine Le Pen schrieb: „Die Bilder eines kleinen Mädchens und seiner Großmutter, die am helllichten Tag in Bordeaux überfallen wurden, sind unerträglich.“ Übergriffe wie dieser fänden inzwischen täglich statt. Die Unsicherheit, die durch das Migrationschaos noch verschärft wird, werde dadurch endemisch: „Wie viele solcher Videos sind nötig, damit die Mächtigen reagieren?“
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