Tichys Einblick
Francesca Peirotti

Die italienische „Rackete“ wurde vor Jahren in Frankreich rechtskräftig verurteilt

Gerade die Franzosen wollen den Italienern Lektionen erteilen?, so ein genervter Salvini. Frankreich, das eine bigotte Politik betreibe? Die Italienerin Francesca Peirotti wurde anno 2013 in Frankreich zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie acht Migranten bei der Überquerung der Grenze geholfen hatte.

Kennen Sie, liebe Leser, Francesca Peirotti? Nein? Nicht so schlimm, um sie wurde europaweit und international auch nicht so ein riesengroßer Hype veranstaltet wie derzeit um Carola Rackete, der weißen, reichen Deutschen, die ja privilegiert aufgewachsen ist und mal kurz die Welt retten muss – und wenn dabei fünf Beamte des italienischen Zolls hätten verletzt werden oder auch sterben können. Gesetze, Regeln und Warnhinweise bis zum Schluss? Nicht für Rackete und ihr Team; es galt, die letzten verbliebenen 43 „Flüchtlinge” genannten illegalen Einwanderer in den Hafen zu bringen – aber nicht weil diese Bedürftige gewesen wären, sondern weil die Lage, durch den erpresserischen Druck der illegalen Migranten, an Bord, nicht mehr auszuhalten gewesen sei – besonders wohl auch für die SeaWatch-Crew.

Die Flüchtlingsmänner hatten alle psychologischen Register gezogen, 15 Tage dümpelte die Sea-Watch 3 vor Italien, statt, wenn wirklich Not an Bord geherrscht hätte, irgendeinen anderen Hafen anzusteuern. Auch einfach nach Norden zu steuern, wäre besser gewesen, als die Lage bewusst derart eskalieren zu lassen.

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Nun kam Carola Rackete erst einmal mehr als glimplich davon, doch sie wird sich wegen Förderung der illegalen Migration verantworten müssen, und Innenminister Salvini möchte „Kapitänin” Carola auf Nimmerwiedersehen ausweisen. Nach Deutschland, wo sicher jedes NGO-Schiff polizeiliche und behördliche Anweisungen ignorieren und das Personal in Gefahr bringen kann. Salvini äußerte seit gestern, sichtlich aufgebracht, wie beschämt er über das Urteil sei: die Richterin solle doch möglichst ihre Toga ablegen, sich für die Linken wählen lassen, in die Politik wechseln, um dort ihre Gesetze zu implementieren.

Auch in dieser Frage ist Italien komplett gespalten, aber Salvinis Umfragewerte steigen dennoch – besonders seit Franzosen und Deutschen sich unreflektiert einmischten. Ausgerechnet die Franzosen wollen den Italienern Lektionen erteilen?, so ein genervter Salvini. Das Frankreich, das eine bigotte Politik betreibe?

Die Italienerin Francesca Peirotti jedenfalls wurde anno 2013 in Frankreich zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie acht Migranten bei der Überquerung der Grenze geholfen hatte – in einer Art Sprinter, sogar mit einem Rote-Kreuz-Logo.

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Doch wer spricht heute noch über sie? Peirotti jedoch machte es anders als Rackete, die ja eine ganze Crew hinter sich hatte. Francesca Peirotti ging mit den Migranten über die Alpen, zwischen Ventimiglia und Menton. Die Italienerin aus Cuneo wurde damals sofort in Frankreich verurteilt wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Die Verhandlungen zogen sich zwar auch hin, aber im Mai 2017 letztendlich wurde erst eine Strafe von 1.000 Euro festgelegt und danach die Geldstrafe in 6 Monate Gefängnis umgewandelt. Mit der weiteren Bedingung, französischen Boden für fünf Jahre nicht zu betreten. Zum damaligen Zeitpunkt lebte die Peirotti in Marseille. Peiretti legte mit ihrem Anwalt Berufung ein, mit Spannung erwarten sie das abermalige Urteil.

Hier aber sehe man die ganze Bigotterie der Nationen wie Frankreich und Deutschland, weil sie Italien sofort angriffen. Angestrengtes Schweigen könne auch Geräusche verursachen, schreiben einige Medien. In Zukunft mögen beide Länder erst einmal vor ihrer eigenen moralischen Tür kehren und sie würden sich noch wundern, wie viel Schaden die Demokratie nimmt, wenn man dieser Tage auf das Geschacher in der EU blickt.

Während Salvini seine Emotionen offen zeigte, verhandelte Giuseppe Conte als Staatschef bei der Findung des Parlamentspräsidenten der EU und sichert Italien indes einen strategisch wichtigen Kommissionsposten für Wirtschaft und Banken. Ganz nebenbei, die SeaWatch-Rackete scheint nun erstmal untergetaucht zu sein.

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