Tichys Einblick
Vanity Fair: regelrechte Exekution

FOX News Star-Moderator Tucker Carlson gefeuert

Die Nachricht muss FOX News Star-Moderator Tucker Carlson genauso eiskalt erwischt haben wie seine Zuschauer. Nachdem er sich Freitag Abend von seinen 3,5 Millionen Zuschauern mit „That's it for us for the week, we'll be back“ verabschiedete, erfuhr er wohl erst Montagmorgen, dass es seine letzte Sendung auf FOX war.

dts Nachrichtenagentur

Im deutschen Medienwald heißt das wie bei dts Nachrichtenagentur so: Der stark polarisierende US-Fernsehmoderator Tucker Carlson verlässt seinen bisherigen Sender Fox News. „Fox News Media und Tucker Carlson haben vereinbart, sich zu trennen“, teilte der Sender am Montag mit. „Wir danken ihm“, sagte ein Sprecher von Fox News in einer Erklärung. Seit 2016 moderierte er dort die abendliche politische Talkshow „Tucker Carlson Tonight“ und vertrat dabei stets extrem konservative sowie teils als „rechtsextrem“ oder „verschwörungstheoretisch“ bezeichnete Positionen, bei denen er auch russische Argumente übernahm. Seine Sendung fuhr immer wieder sehr hohe Einschaltquoten ein, zuletzt kostete er seinen Sender aber auch viel Geld. Fox News musste sich mit dem Wahlmaschinenhersteller Dominion Voting Systems auf die Zahlung von rund 800 Millionen US-Dollar Schadenersatz einigen, nachdem der Sender Falschinformation zum Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 verbreitet hatte.Carlson spielte in der vorangegangenen Klage gegen Fox News eine Schlüsselrolle, insbesondere nachdem bekannt geworden war, dass er in privaten Nachrichten gänzlich andere Positionen zu Trump vertrat als vor der Kamera.

TE-USA-Korrespondentin Suse Heger sprach im heutigen TE-Wecker darüber mit Holger Douglas und kommentiert hier.

Die Nachricht muss FOX News Star-Moderator Tucker Carlson am Montag genauso eiskalt erwischt haben wie seineZuschauer. Nachdem Tucker sich Freitagabend von seinen 3.5 Millionen Zuschauern noch mit den Worten: „That’s it for us for the week, we’ll be back“ verabschiedete, erfuhr er scheinbar erst Montag morgen, dass es seine letzte Sendung auf FOX war, und er nicht zurückkehren wird. Robert Murdoch persönlich soll seinen Rausschmiß veranlasst haben. Was ist passiert?

Vanity Fair spricht von regelrechter Exekution

„FOX News Media und Tucker Carlson haben sich auf eine Trennung geeinigt. Wir danken ihm für seine Arbeit als Moderator“, hieß es in der Presseerklärung des Sendernetzwerks. Kurz zuvor hatte Fox News CEO Suzanne Scott den Moderator per Telefon informiert, dass er nicht mehr auf Sendung gehen wird und sein Fox News Email Postfach bereits abgeschaltet wurde. Zu der Zeit liefen noch Promos für die Montags Abend Sendung auf Fox. Im Videotext wurde für 20.00 Uhr Tuckers Sendung angekündigt.

Vanity Fair nannte diese Entlassung eine regelrechte Exekution. Carlson erhielt keine Chance, sich von dem Publikum zu verabschieden. Sein ausführender Produzent Justin Wells verlässt ebenfalls das Netzwerk.

Sean Hannity, nach Tucker Carlson der zweiterfolgreichste Moderator auf FOX News, rätselte am Montagnachmittag in seiner Radio Show, was die Gründe für den Rauswurf sein könnten. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er erschüttert war. Freitagabend hatten beide bei der Übergabe noch gescherzt. Hannity moderiert die Neun Uhr Show, direkt im Anschluß an die 20 Uhr Show von Tucker Carlson. „Ich denke, dass Tucker unabhängig wird“, sagte Megyn Kelly, eine ehemalige Fox-Moderatorin, die jetzt einen Podcast und ein Radioprogramm moderiert. „Tucker startet einen Podcast oder eine digitale Show und zeigt es allen. Er wird sie zerquetschen.“

Schlechte Quoten waren sicherlich nicht der Grund für die Entscheidung Murdochs. Regelmäßig holte Carlson Montag- bis Freitagabend um 20 Uhr um die 3,5 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm. Vor allem aus der werberelevanten Zielgruppe der unter 60jährigen. Er war der erklärte Zuschauerliebling. Sean Hannity, der im Anschluß ab 21 Uhr sendet, hat 500.000 Zuschauer weniger. Auch die Aktienmärkte scheinen die Entscheidung negativ zu bewerten. Die Aktien von Fox Corp, der Muttergesellschaft des Netzwerks, fielen nach der Ankündigung um fast 5 Prozent – damit sank der Marktwert um stolze 962 Millionen Dollar. Nicht einmal einen Multimilliardär wie Rupert Murdoch kann das kalt lassen.

Was sind die Hintergründe für die Entscheidung?

Mehrere Vorkommnisse der letzten Wochen könnten ausschlaggebend sein. Letzten Monat reichte eine ehemalige Produzentin von Tucker Carlson, Abby Grossberg, eine Klage gegen Fox ein, in der sie sich über Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus in der Redaktion beschwerte. Auch das Arbeitspensum sei zu groß gewesen. Angeblich benötige sie bereits eine Therapie, weil das Tempo der Sendung sie zu sehr mitgenommen hätte. Grossberg erinnerte sich daran, dass sie zur Arbeit erschien und „viele auf Megaformat aufgeblasene Fotos von Nancy Pelosi in einem heruntergelassenen Badeanzug sah, die ihr Dekolleté enthüllten“. Sie behauptete auch, dass die Produzenten in Carlsons Show wiederholt sexistische Bemerkungen über weibliche Gäste gemacht hätten und einen Raum, in dem Mütter sich Milch abpumpen konnten, als „Platzverschwendung“ bezeichneten. Nun denn …

Weiterhin wird spekuliert, dass Tuckers Kündigung mit dem Vergleich in Zusammenhang stehen könne, den Fox mit Dominion Voting Systems geschlossen hat. Wahlmaschinenhersteller Dominion hatte FOX wegen Verleumdung auf 1.6 Milliarden Dollar verklagt, und behauptet, dass Moderatoren wie Tucker Carlson genau wussten, dass Präsident Trumps Behauptungen über Wahlbetrug unwahr waren. Trotzdem hätten sie sie gesendet. Man einigte sich vergangene Woche außergerichtlich auf 787 Millionen Dollar und vermied damit einen Prozess, bei dem auch Carlson wahrscheinlich als Zeuge gerufen worden wäre.

Einige Journalisten vermuten, dass Carlson sich auch mit seiner Sendung über die Stürmung des Capitols und der neuen Videobeweise für die Unschuld des sogenannten „Q-Anon Schamanen“ auf ein zu heißes Terrain begeben hätte. Tucker selbst hat sich bisher noch nicht geäußert, aber auf Twitter trendet gerade der hashtag #donewithfox in dem viele User erklären, Tucker auf ein neues Netzwerk folgen zu wollen, aber Fox News fortan boykottieren werden.

Auch der Vergleich mit Bud light kam sofort auf. Nachdem die Transfrau Dylan Mulvaney als Werbefigur für das Bier verpflichtet wurde, sank der Wert der Bierfirma Anheuser Busch um fast 6 Milliarden Dollar.

Tuckers Nachfolge ist noch nicht geklärt. Seit 2016 moderierte er „Tucker Carlson Tonight“, verdiente ca. 10 Millionen im Jahr. Fortan wird der Sendeplatz zunächst abwechselnd von unterschiedlichen Moderatoren präsentiert. Auf seiner Internetseite, die unter dem Motto „The sworn enemy of censorship“ steht, fordert er seine Fans auf, sich per Email oder SMS über seine nächsten Schritte informieren zu lassen. Montag Abend moderierte Brian Kilmeade auf Tuckers Sendeplatz. Er begann die Sendung mit dem Hinweis, dass Tucker ein guter Freund von ihm sei und auch bleiben würde, dann wechselte er zur Politik. Wer die nächsten Sendungen moderiert ist noch unklar.

Angebote und Ideen gibt es genug. Russia Today bot Tucker über Twitter einen Job. Die TV Lady Genevieve Roch-Decter brachte die innovative Idee ins Spiel, Elon Musk solle Tucker Carlson einstellen, um eine neue Video Plattform als Konkurrenz zu YouTube zu etablieren.

Eines scheint zur Zeit bereits sicher: Seine Zuschauer werden ihm folgen. Wohin auch immer er letzten Endes gehen wird.

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