Die Beschlagnahmung der „Eagle S“ durch Finnland nach mutmaßlicher Sabotage an einem wichtigen Unterseekabel markiert einen historischen Präzedenzfall. Wie der Economist berichtet, beschädigte der Tanker das Estlink-2-Stromkabel, das Finnland und Estland verbindet, durch Schleifen seines Ankers über den Meeresboden. Der Vorfall führte zu einem plötzlichen Stromausfall in Estland, und die Reparaturen werden voraussichtlich sechs Monate in Anspruch nehmen. Finnland reagierte prompt: Die Küstenwache beschlagnahmte das Schiff, das auf den Cookinseln registriert ist, und brachte es zur Untersuchung in finnische Gewässer. Laut einer Analyse des Internationalen Instituts für Strategische Studien zeigt diese entschlossene Maßnahme, dass die Geduld mit Russlands und Chinas hybriden Taktiken schwindet.
In den vergangenen Monaten wurden ähnliche Sabotageakte in der Ostsee beobachtet, darunter das Durchtrennen von Glasfaserkabeln und die Beschädigung einer Gaspipeline durch Schiffe unter chinesischer Flagge. Auch hier, so berichtet der Economist, deutet vieles auf koordinierte Angriffe hin. Russland nutze die rechtlichen Lücken der internationalen Seerechtskonvention aus, um unter dem Deckmantel „unschuldiger Durchfahrten“ operative Spionage und gezielte Sabotage durchzuführen. NATO-Generalsekretär Mark Rutte und baltische Verbündete wie Estland und Lettland lobten die finnische Aktion und forderten ein gemeinsames, entschlossenes Vorgehen gegen diese Bedrohung. Die finnischen Behörden bereiten nun Anklagen wegen schweren Vandalismus und Eingriffs in den Telekommunikationsverkehr gegen die Betreiber und Eigentümer der „Eagle S“ vor.
Die NATO reagierte auf die wachsende Bedrohung mit einer Sondersitzung Ende Dezember. Sie beschloss, ihre militärische Präsenz im Baltikum zu verstärken, im Mai wurde ein Zentrum für die Sicherheit kritischer Unterwasserinfrastrukturen gegründet. Doch wie der Economist betont, müsse Europa über reine Reaktionsmaßnahmen hinausgehen. Charlie Edwards vom Internationalen Institut für Strategische Studien forderte eine klare Strategie, um Angriffe der „dunklen Flotte“ abzuschrecken. Die Entschlossenheit Finnlands, Russland auf diesem Gebiet die Stirn zu bieten, könnte der Beginn einer umfassenderen europäischen Antwort sein. Ob andere NATO-Mitglieder diesem Beispiel folgen werden, bleibt abzuwarten – notwendig ist es jedoch, um die strategische Sicherheit in der Region zu gewährleisten.