Kurz vor Weihnachten drehte Rom noch einmal auf. Die Dauer des „Green Pass“ – das Zertifikat, das als früherer 3G-Ausweis die Türen im öffentlichen Leben öffnete – beschränkt die Regierung ab 1. Februar nur noch auf sechs Monate. Bereits davor hatte das Kabinett von Premier Mario Draghi den Grünen Pass von 12 Monaten auf 9 Monate heruntergesetzt. Die als „Booster“ bekannten „Auffrischungsimpfungen” sind nun schon nach vier und nicht mehr fünf Monaten erhältlich.
Hartes Maßnahmenpaket vor Weihnachten
Weitere Maßnahmen: Masken in der Öffentlichkeit kehren in den großen Städten zurück. Trotz der offensichtlichen Widersprüchlichkeit zu wissenschaftlichen Studien sollen diese selbst in den wenig betroffenen „weißen Zonen“ bis zum 31. Januar verpflichtend sein. Diskotheken oder ähnliche Tanzlokale bzw. Veranstaltungsorte bleiben bis 31. Januar komplett geschlossen. Bis zum 31. März schreibt das Dekret FFP2-Masken in Kinos, Theatern, Clubs, Diskotheken, Stadien und Sportzentren vor. Die FFP2-Pflicht gilt für den ÖPNV, aber auch in Flugzeugen und Zügen.
Bei so vielen neuen Beschränkungen im Alltagsleben der Italiener ähnelten die Mahnungen und Warnungen auf frappierende Weise denen, die in Deutschland schon im November die Runde machten. Noch Anfang Dezember nahmen sich viele Beschränkungen harmloser aus als nördlich der Alpen. Mit dem Ansteigen der Neuinfektionen änderte sich das aber maßgeblich. Selbst von einer allgemeinen Impfpflicht war in den Medien kurze Zeit die Rede.
Da war es kein Zufall, dass Draghi nur einen Tag vor der Verabschiedung des knallharten Katalogs noch einmal vor die Presse trat, und die Situation dramatisierte. Dabei fielen auch die beiden denkwürdigen Sätze: „Impfungen bleiben die beste Abwehr gegen das Virus. Der Impfstoff wirkt auch gegen die Varianten, von vier Toten sind drei ungeimpft.“
Draghi widerspricht Erkenntnissen des nationalen Gesundheitsinstituts
Drei von vier Toten ungeimpft? Das erinnert frappierend an die Inzidenzen, die man in Hamburg oder Sachsen hervorholte, um später 2G-Regeln durchzusetzen. 90 Prozent der Neuinfektionen – so sagte der Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) – träten bei Ungeimpften auf. Die Zahl war falsch. Und ebenso falsch war die Behauptung des italienischen Premiers.
Folgt der Wissenschaft? Bisher ist nicht bekannt, auf welchen Daten Draghis Aussage fußte. Die dargelegten Zahlen zeigen jedoch das Gegenteil dessen, was der Premier vor der Verabschiedung des Maßnahmenpakets behauptet hat. Die Methode ist demnach kein deutsches Phänomen.