Im sonnigen Palm Beach, Florida, wo sich der 45. US-Präsident, Donald Trump, seit Amtsende in sein Club-Resort Mar-a-Lago zurückgezogen hat, tummeln sich in letzter Zeit viele republikanische Politiker oder solche, die es gerne werden wollen. Dieses Jahr finden die Zwischenwahlen statt, in denen das Repräsentantenhaus, ein Drittel des Senats und viele Ämter auf Bundesstaatenebene neu gewählt werden. Und von allen „Endorsements“ (Unterstützungen), die ein Republikaner aktuell so bekommen kann, ist wohl keine so begehrt wie die des Mannes, der eigentlich keinerlei politisches Amt mehr innehat. Dafür kommen oft gleich mehrere Kandidaten, die in den republikanischen Vorwahlen etwa um eine Kandidatur für einen Senatssitz gegeneinander antreten, nach Mar-a-Lago, um dem Ex-Präsidenten zu erklären, warum gerade sie seine Unterstützung verdienen.
Wenn es aber um Trumps eigene politische Zukunft geht, steht vor allem eine Frage im Raum: Wagt er nochmal eine Kandidatur für die Präsidentschaft im Jahr 2024 oder nicht?
Ein anderes Mal erklärte er, seine Anhänger wären „sehr wütend“, wenn er nicht antrete. Dass die Basis der Republikaner weiterhin mehrheitlich hinter ihm steht, zeigen aktuelle Umfragen, nach denen gut 57 Prozent der republikanischen Wähler ihn zum nächsten Präsidentschaftskandidaten küren würden. Viele seiner Anhänger sind daher überzeugt: Er tritt nochmal an.
Andererseits verweigert er eine öffentliche explizite Festlegung, auch wenn er ganz offensichtlich mit dem Gedanken spielt. Vielleicht gefällt ihm das Leben als Ex-Präsident in Mar-o-Lago am Ende auch mehr. Journalisten erzählte er, dass er dort mehr republikanische Politiker trifft als in Washington zu seiner Zeit als Präsident. Wie für die Senatsvorwahlen aktuell, könnte er stattdessen auch für die kommende Präsidentschaftswahl den Königsmacher spielen und seinen Nachfolger an der Spitze der Republikaner auswählen. Dann trüge er auch nicht das persönliche Risiko, womöglich wieder knapp zu verlieren: „Ich glaube nicht, dass er riskieren möchte, zweimal zu verlieren“, sagte Newt Gingrich, enger Trump-Verbündeter und Ex-Sprecher des Repräsentantenhauses, etwa gegenüber The Atlantic. „Beim ersten Mal kann man über das Ergebnis streiten. Beim zweiten Mal wird es zu einer Ablehnung.“
In vielerlei Hinsicht verhält sich Trump aber wie einer dieser möglichen Präsidentschaftskandidaten – bloß, dass er einen deutlichen Vorsprung hat, nicht nur in Sachen Popularität, sondern auch was seine Politmaschinerie angeht. Andere Trump-Kabinettsmitglieder, die mit einer Präsidentschaftskandidatur 2024 spielen, wie Ex-Vizepräsident Mike Pence, die ehemalige UN-Botschafterin Nikki Haley und Ex-Außenminister Mike Pompeo haben eigene Polit-Organisationen aufgesetzt, die ihnen weiterhin öffentliche Auftritte ermöglichen und Kontakte zu Spendern aufrechterhalten.
Im Fall von Haley und Pompeo auch in Form sogenannter PACs („Political Action Committees“), mit denen sie republikanische Kongresskandidaten in den diesjährigen Zwischenwahlen unterstützen und dazu durchs Land reisen können, um neue Verbindungen zu knüpfen. Trump hat auch ein solches PAC: Mit Save America PAC, gegründet nach der Präsidentschaftswahl 2020, hat er mehr als 90 Millionen US-Dollar zur Hand – und bereits Millionen für Kandidaten, die seine Unterstützung haben, ausgegeben. Keiner der anderen potenziellen Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidatur kommt an solche Summen, die denen republikanischer Parteiorganisationen Konkurrenz machen, auch nur ansatzweise heran.
Außerdem hat er seit Ende seiner Präsidentschaft bereits einige seiner berühmten Rallys abgehalten, oft zur Unterstützung von Kandidaten, die im November zur Wahl stehen bzw. sich um die jeweilige republikanische Nominierung bewerben. Hier dürfte so langsam rausklingen, worum es bei all dem geht: Im Wahlkampf im Vorfeld der Zwischenwahlen laufen sich potenzielle Präsidentschaftskandidaten schon mal für 2024 warm – allen voran Trump. Das Abschneiden der von Trump unterstützten Kandidaten kann einen Ausblick darauf geben, wie stark sein Einfluss tatsächlich ist; schließlich weiß man auch aus Trumps Historie nur zu gut, dass am Ende Wahlen der ultimative Stimmungsbarometer sind, nicht Umfragen.
Und die Wahlen könnten auch zeigen, wie unbeliebt Präsident Joe Biden ist. Denn unabhängig von republikanischen Konkurrenten in der Vorwahl müsste Trump am Ende auch die Wahl gegen Joe Biden gewinnen, um 47. Präsident zu werden – viele wichtige Wähler aus der Mitte sind nach wie vor nicht Trump-begeistert, und seine Eskapaden nach der letzten Wahl dürften sie auch nicht gerade von ihm überzeugt haben.
Die Frage lautet also auch: Ist Joe Biden am Ende so unbeliebt, dass selbst moderate Wähler ihm Trump vorziehen würden? Zu einem gewissen Grad hängt damit Trumps politische Zukunft auch davon ab, wie sich Biden im Weißen Haus weiterhin schlägt. In dessen erstem Jahr im Weißen Haus konnte der Ex-Präsident bisher die Fehltritte seines Nachfolgers aus weiter Ferne genüsslich beobachten – und unter den Palmen in Mar-a-Lago seine mögliche Rückkehr planen.