Ungarn beschäftigt die Organe der EU mit einer solchen Intensität, dass man schon von einer Obsession sprechen muss. Während Kontinentaleuropa in einer der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte zu versinken droht, während die gemeinsame Währung kaum noch zu halten ist und die Länder der Währungsunion einen Schuldenberg aufgehäuft haben, der sie alle in den Abgrund zu reißen droht, diskutieren die Abgeordneten des EU-Parlaments die Corona-Notmaßnahmen in Ungarn und deren „Auswirkungen auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte“. Dieses Thema sollte eines der Schwerpunkte auf vom 13. bis 16. Mai dauernden Plenarsitzung des Parlaments der EU sein.
Es war nicht Orbán allein, der sich in Anbetracht dieser Einladung an die alten Zeiten erinnert hatte, als der Genosse János Kádár bei Fehltritten nach Moskau zum Politbüro der KPdSU zum Rapport bestellt wurde. Doch diesmal spielte der Angeklagte des geplanten Schauprozesses nicht mit. Orbán ließ Sassoli wissen, er habe mitten in einer Epidemie wichtigeres zu tun, aber Justizministerin Judit Varga (Orbáns „Amazone“) würde dem Parlament gerne Rede und Antwort stehen. Das wiederum war nicht das „angemessene Niveau“, das sich Sassoli gewünscht hatte, und so wurde die anwesende Justizministerin mit einem Redeverbot belegt, und sie musste all die Vorwürfe stumm anhören, die das Parlament zwar so gut wie an alle Mitgliedstaaten hätte richten können, aber nicht tat.
Mit seinem Schauprozess ignorierte das Parlament nicht nur den Standpunkt der Justizministerin, sondern auch der Europäischen Kommission, die wenige Tage vorher erklärt hatte, an den ungarischen Corona-Maßnahmen sei nichts auszusetzen. Věra Jourová, Vizepräsidentin der Kommission und Kommissarin für Werte und Transparenz, die im Namen der Kommission wenige Tage vorher noch die Unbedenklichkeitserklärung für die ungarischen Corona-Maßnahmen abgegeben hatte, fiel um und stimmte nun selbst in den Klagechor ein.
Und weil das so ist, attackiert Soros dann in einem Atemzug auch das jüngste Urteil des deutschen Verfassungsgerichtes, das er vorher als seine „Hauptsorge“ bezeichnet hat: „Wenn das Urteil des deutschen Gerichtes die EU daran hindert, sich diesen Entwicklungen entgegenzustemmen, wird das am Ende nicht die EU sein, wie wir sie kennen.“ Den Einfluss, den Soros auf die EU-Führung hat, sollte man nicht unterschätzen. Er geht bei Mitgliedern der Kommission ein und aus (nennt Verhofstadt und Juncker seine Freunde), aber seinen wichtigsten Einfluss übt er über die NGO aus, die die informellen Kampftruppen der EU sind.
So geht das Woche um Woche weiter: Hier eine Erklärung, dort ein Gerichtsurteil, immer neue Anklagen, immer neue – meist haltlose – Behauptungen, immer neue Strafen oder ihre Androhung. Es ist ein Zermürbungskrieg, den die EU mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die rechtmäßig gewählte Regierung eines Mitgliedstaates führt. Dieser Krieg verursacht Ungarn großen Schaden, denn er bindet Mittel und Energien in einem immer noch armen Land. Er ist eine direkte Einmischung in die Innenpolitik des Landes, die so lange nicht aufhören wird, bis die EU-Kompradoren, Ex-Kommunisten und Grüne, nicht an die Macht gelangt sind.
p.s. der Redaktion, die Deutsche Welle meldet: »Am Rande eines Treffens mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic in Belgrad sagte Orban, er rechne damit, dass die Sonderrechte noch in diesem Monat abgeschafft würden. Dies werde allen, die Ungarn unfair kritisiert hätten, „die Gelegenheit geben, sich zu entschuldigen“.«