Tichys Einblick
Umleitung von Spendengeldern

BLM-Spenden: Hohe Summen flossen an Vorstand und Familie

Noch immer ist nicht klar, was mit den 90 Millionen Dollar geschah, die 2020 an die Black-Lives-Matter-Organisation gespendet wurden. Die langjährige Geschäftsführerin Patrisse Cullors verstrickt sich zusehends in Widersprüche – und zieht noch immer die Fäden.

IMAGO / ZUMA Wire

Es war vielleicht einfach zu viel Geld auf einmal. Seit die Black-Lives-Matter-Stiftung – vor allem im heißen Antifa-Randale-Sommer 2020 – alles in allem 90 Millionen Dollar durch Klein- wie Großspenden eingenommen hat, fragen Finanzbehörden in mehreren US-Staaten, darunter Kalifornien, wo diese Gelder geblieben sind. Die Antwort blieben die chaotischen, vielleicht ja einfach etwas unordentlichen „Befreier“ von Black Lives Matter (BLM) lange schuldig. Seit ihrer Gründung im Jahr 2017 hatte die vorgebliche Bürgerrechtsorganisation keinen Rechenschaftsbericht veröffentlicht. Auch aus den Äußerungen der Beteiligten scheint hervorzugehen, dass es gar nicht so einfach war, mit der Spendenflut umzugehen.

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Nun wird immer klarer, wohin die Gelder flossen. Wie sich herausstellt, hat die ehemalige BLM-Geschäftsführerin Patrisse Cullors dabei nicht nur an sich selbst gedacht. Denn ein Teil der Gelder wurde von Cullors nach links und rechts an enge Verwandte und Freunde verteilt, die so angeblich für Beratungs- und andere Dienste bezahlt wurden. Das berichten die Londoner Times und die Daily Mail, die New York Post ohnehin.

So erhielt die Firma von Damon Turner, dem Vater von Cullors’ Kind, fast 970.000 Dollar für die „Produktion von Live-Ereignissen“ und andere „kreative Dienste“. Ihr Bruder Paul Cullors bekam 840.000 Dollar, weil er für die Sicherheit der Organisation gesorgt habe. Klassische Sicherheitsdienste würden oft von Ex-Polizisten geführt, hieß es, und kämen daher und wegen der notorischen Gegnerschaft der BLM-Organisation zur Polizei nicht in Frage.

Eine weitere Beratungsfirma, die von einem Vorstandsmitglied der Organisation geleitet wird, erhielt 2,1 Millionen Dollar – unter anderem für die „operative Unterstützung“ der Stiftung im Personalwesen und bei der Spendenanwerbung. Shalomyah Bowers, dem diese Firma gehört, sitzt noch immer im Vorstand der BLM-Stiftung (Black Lives Matter Global Network Foundation). Daneben wurden laut Washington Examiner erst im April zwei enge Freundinnen von Patrisse Cullors in das Gremium gewählt.

First things first

Wie hatte es noch im öffentlichen Credo der Black-Lives-Matter-Bewegung geheißen? „Wir brechen mit der durch den Westen vorgeschriebenen Kernfamilie, indem wir einander als erweiterte Familien und Gemeinschaften (villages) unterstützen, die kollektiv füreinander sorgen…“ Dieser Satz stand in dem von marxistischen Tendenzen bestimmten Manifest „What we believe“, das sich heute nicht mehr auf der BLM-Webseite findet. Dort heißt es nun unter anderem: „Wir sind expansiv. Wir sind kollektive Befreier, die an eine inklusive und großräumige (spacious) Bewegung glauben.“ Man muss den neuen Text vielleicht auch im Licht der Vorwürfe gegen die Führungsebene der BLM-Stiftung und der verbreiterten finanziellen Basis der Organisation sehen.

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Geht es also um die vier geräumigen Land- und Stadthäuser, die sich die Mitgründerin und Ex-Chefin von BLM, Patrisse Cullors, durch unbekannte Geldmittel genehmigte? Kostenpunkt: 3,2 Millionen Dollar. Cullors’ dritter Wohnsitz war ein Luxus-Haus mit Canyonblick in Los Angeles. Das vierte Domizil kaufte sie mit ihrer Partnerin Janaya Khan: eine Ranch in Georgia, fern aller Unruhen und Großstadtmobs. Daneben soll Cullors sich für den Kauf von Super-Luxus-Immobilien auf den Bahamas interessiert haben, die zwischen fünf und 20 Millionen Dollar zu Buche schlagen.

Cullors trat schon im letzten Jahr wegen der eingehenden Prüfung ihrer Organisation als BLM-Vorstand zurück. Sie hatte zugeben müssen, 120.000 Dollar „Beratungsgebühren“ von der Organisation erhalten zu haben. Cullors gibt sich nun geknickt: „Es hat mich persönlich und professionell getroffen, dass man mir vorwirft, schwarze Menschen bestohlen zu haben.“ Daneben wiederholte sie ihre Rechtfertigung, nach der die Großspenden verschiedener Unternehmen (Microsoft, Amazon…) einem „weißen Schuldgefühl“ geschuldet waren und die BLM-Aktivisten buchhalterisch überfordert hätten. Es gibt offenbar eine ganz klare Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Menschen und ihrem Geld im Denken von Patrisse Cullors, die sich gegenüber MSNBC weiter rechtfertigte: „Ich bin ein menschliches Wesen, das Fehler gemacht hat, das sich ändern und aus diesen Fehlern lernen will.“ Es sei hart, wenn ihr dieser Raum nicht gewährt werde.

Daneben stellt sich heraus: Auch für ihre eigenen Ausgaben musste das mittels Spenden zusammengetragene Stiftungsvermögen herhalten. 2021 buchte sie – angeblich aus Sorgen wegen Covid-19 und Sicherheitsbedrohungen – einen Charterflug auf Kosten der Stiftung. 73.523 Dollar soll sie dafür rückerstattet haben. Dagegen zahlte sie für die private Nutzung eines 600-Quadratmeter-Hauses in Los Angeles im Wert von sechs Millionen Dollar gerade einmal 390 Dollar. Egal, ob als Einmalzahlung oder als regelmäßige Miete, wäre das ein Schnäppchen für die Aktivistin, Autorin und Lehrerin an verschiedenen Schulen.

Laut New York Magazine betrachtet Cullors das Sechs-Millionen-Haus in Los Angeles als „Investment“ für BLM. Es sei nicht ihr persönliches Eigentum, sondern gehöre der Organisation. Dort wolle man Medienformate produzieren, und es soll als „sicheres Haus“ für Aktivisten dienen. Allerdings war es ausgerechnet der Manager der Beratungsfirma von Cullors und ihrer Partnerin (Janaya and Patrisse Consulting, gegründet 2016), der das Haus im Oktober 2020 von den BLM-Spendenmillionen kaufte. Die Beratungsfirma der beiden Frauen hatte schon 2019 eine Summe von 191.000 Dollar von einer Initiative zur Gefängnisreform in Los Angeles erhalten, wie Fox News berichtet hat. Hier überschneiden sich also zudem Geldströme aus verschiedenen Zeiten.

Luzide Selbstsucht und eingefleischtes Opfertum

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Erklären lässt sich Cullors’ luzide Selbstsucht wohl nur mit einem tief eingefleischten Opferbewusstsein. Ihre öffentlich zugängliche, sorgfältig redigierte Biographie liest sich dabei wie ein perfekter Hintergrund für ihren späteren Polit-Aktivismus. Mehrere Erlebnisse von angeblich selbst erlebter Polizeigewalt folgen aufeinander, untermalt von der Drogenkriminalität des Stiefvaters. Doch welcher Schock, als Cullors von einer meist weißen Schule für Kinder wohlhabender Eltern auf eine gemischte Schule mit weniger betuchter Klientel wechseln musste. Dort gab es nämlich einen Metalldetektor und Polizeiwachen am Eingang.

Cullors rauchte Marijuana und begann mit dem politischen Aktivismus. Inzwischen zitiert sie Marx, Lenin und Mao Zedong, wo es darum geht, wie unsere Wirtschaftsordnung aussehen sollte. Daran dürfte der Sozialist, Antifaschist und „Pro-Negro“-Aktivist Eric Mann schuld sein, der als Cullors’ politischer Mentor aus Jugendtagen gilt.

Noch einmal das neue BLM-Manifest: „Wir bekräftigen unsere Menschlichkeit, unsere Beiträge zu dieser Gesellschaft und unsere Resilienz im Angesicht tödlicher Unterdrückung.“ Unterdrückung, Oppression? Ab dem dritten und vierten Luxus-Wohnsitz hat sich auch dieses „biographische“ Thema mehr oder weniger erledigt. Oder noch einmal im Manifeststil: „Wir müssen sicherstellen, dass wir eine Bewegung bauen, die uns alle nach vorne bringt.“ Jedenfalls dürfte die eigene Resilienz umso stärker werden, je länger man sich an der Spitze einer solchen NGO hält. Patrisse Cullors hatte ihre Zeit.

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