Ausgehend von Amerika befindet sich fast die ganze westliche Welt derzeit in einem Rausch „anti-rassistischer“ Kampagnen, der Druck der Proteste ist überwältigend. In einigen amerikanischen Städten haben Anarchisten quasi rechtsfreie Räume etabliert. Dutzende historische Statuen und Denkmäler für tatsächliche oder vermeintliche Rassisten sind gestürzt oder abgeräumt worden, ein regelrechter Säuberungsfuror richtet sich gegen die Geschichte. Vor allem in Amerika tobt dieser Kulturkampf, wo Präsident Trump Statuen-Zerstörern nun zehn Jahre Gefängnisstrafe androht, aber auch in England und natürlich auch in Deutschland, wo das „Künstlerkollektiv Peng“ soeben mit der Parole „Reißt diesen Scheiß ein“ zum großflächigen Abräumen von Statuen und Umbenennen von Straßen aufruft. Die „Mohrenstraße“ in Berlin soll etwa verschwinden und am besten gleich in George-Floyd-Straße umbenannt werden, wie die Berliner Grünen fordern.
Wem das nicht gefällt – der muss Rassist sein. So zumindest die unterschwellige Unterstellung. Überall wittern die Aktivisten der „Black Lives Matter“-Bewegung strukturellen oder latenten Rassismus.
Dabei radikalisiert sich die BLM-Bewegung derart, dass sie selbst zunehmend extremistische, ja durchaus rassistisch zu nennende Formen hervorbringt. Jetzt geht es auch dem „weißen“ Jesus Christus an den Kragen. Der prominente BLM-Aktivist und Autor Shaun King etwa rief dazu auf, Bilder oder Figuren des „weißen Jesus“ zu stürzen. Wandmalereien oder Glasfenster in Kirchen von Jesus, seiner Mutter „oder ihren weißen Freunden“ müssten fallen, sie seien „Werkzeuge der Unterdrückung“ und „rassistische Propaganda“, so King, ein prominenter Aktivist für „racial justice“, der auch schon für die Kampagne des demokratischen Linksaußen-Senators Bernie Sanders gearbeitet hat.
„White Lives Don’t Matter“
Für Hardcore-BML-Aktivisten wird indes nicht nur weißer Rassismus, sondern jegliches „Weißsein“ zum Feindbild. Beispielsweise schrieb die Cambridge-Dozentin Priyamvada Gopal dieser Tage: „I’ll say it again. White Lives Don’t Matter. As white lives. – Abolish Whiteness“. Nachdem diese Polemik auf Twitter Kritik auslöste, stellte sich die Universität vor die „antikolonialistische“ Literatur-Professorin und verteidigte ihre Redefreiheit. Soweit, so gut. Es ist dies aber dieselbe Universität Cambridge, die im März 2019 den kanadischen Professor und bekannten Rechtsintellektuellen Jordan Peterson („Twelve Rules for Live“) als Gastprofessor rausschmiss wegen linker Proteste gegen ihn.
Kurz vor Gopals Tweet war ein junger Mann von seinem Arbeitgeber gefeuert worden, weil der Fußballfan ein Transparent mit der Aufschrift „White Lives Matter Burnley“ von einem Flugzeug über dem Stadion in Manchester hatte ziehen lassen. „White Lives Matter“ übersetzte das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen dann manipulativ mit „Nur weiße Leben zählen“. Eine glatte Lüge, denn von „nur“ war auf dem Transparent nicht die Rede. Später hat das ZDF eine verdruckste Korrektur veröffentlicht. Und das ZDF liefert weiterhin nicht den Kontext der Aktion, dass nämlich kurz zuvor in Reading ein libyscher Asylbewerber drei weiße Männer mit einem Messer erstochen hatte.
Es gibt indes auch nachdenkliche Stimmen von Schwarzen, die sich dem Sog der Slogans entziehen wollen. Eine solche ist erstaunlicherweise der einzige Sohn der Box-Legende Muhammed Ali. Der 47-jährige Muhammed Ali junior erklärte gegenüber der New York Post zum vierten Todestag seines Vaters, wie angewidert er von den gewalttätigen Protesten ist: „Black Lives Matter ist kein friedlicher Protest. Antifa wollte niemals friedlich sein. Ich würde sie alle hochnehmen.” Sein Vater hätte BLM als “rassistisch” abgelehnt, meint Ali junior. Was ihn besonders stört, ist der Exklusivitätsanspruch. „Nicht nur Schwarze Leben sind wichtig, auch weiße Leben sind wichtig, chinesische Leben sind wichtig, alle Leben sind wichtig, denn Gott liebt alle.“