Tichys Einblick
Endlich redet er überhaupt mal mit der Presse

Bidens erste Pressekonferenz: Verhaspler, Spickzettel, Gefälligkeitsjournalisten

Während sich die Krise an der US-Südgrenze immer weiter zuspitzt, fragen ausgewählte Journalisten Joe Biden zum schönen Wetter. Und selbst da kann er nur mit größter Not eine Blamage umgehen. Die Veranstaltung ist der ältesten Demokratie der Erde unwürdig.

IMAGO / MediaPunch

Mehr als zwei Monate nach Amtsantritt, später als alle seiner Vorgänger in den letzten 100 Jahren (TE berichtete), hielt US-Präsident Biden seine erste Pressekonferenz.

Bemerkenswerter Weise rief Biden eine handgepickte Auswahl an Reportern auf, die auf einem Spickzettel notiert waren. Konservative Medien wie Fox News kamen nicht zum Zug, entsprechend handzahm war zumindest ein beträchtlicher Teil der Fragen: Über die Corona-Pandemie, etwa, wurde kein Wort gefragt. Aus Fragen zum Migranten-Ansturm (TE berichtete) an der Grenze redete er sich heraus. Bei manchen seiner Antworten stoppte Biden unvermittelt, um dann zur nächsten Frage überzugehen. Am Ende zischte er mit einem “Aber Leute, ich gehe” vom Podium.

Ein Fox News-Journalist, selbst eigentlich Demokrat, kritisierte Biden dafür, dass er teilweise sogenannte Talking Points, also vom Weißen Haus vorgeschriebene Punkte, direkt vom Blatt ablas, anstatt auf die Fragen einzugehen:
„Ich habe Ronald Reagan sechs Jahre lang behandelt und das nie gesehen […] Ich habe im Laufe der Jahre viele Pressekonferenzen gesehen und das noch nie gesehen – ein Präsident in einer Pressekonferenz, der Talking Points abliest. Er hat das anscheinend bei jeder außenpolitischen Frage getan.“

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Von vielen Medien bekommt Biden allerdings in den letzten Monaten eine zuvorkommende Berichterstattung. Die Nachrichtenagentur Associated Press z.B. erließ kürzlich eine interne Regel, dass die Krise an der US-Südgrenze nicht als solche bezeichnet werden soll – ganz ähnlich sieht es die Biden-Administration, die das Wort “Krise” tunlichst vermeidet und stattdessen von einer “anstrengenden Situation” oder “Herausforderung” spricht.

Washington Post-Kolumnistin Jennifer Rubin legte gar eins drauf und titelte vor der Pressekonferenz “Biden sollte das Pressekorps des Weißen Hauses fact-checken” Im Nachgang schrieb sie: “Biden brilliert bei seiner ersten Pressekonferenz. Die Medien blamieren sich.” Weiter heißt es: “Die Reporter haben gezeigt, warum diese Ereignisse eine völlige Zeitverschwendung für den Präsidenten sind.”

Ja, warum sollte sich der Präsident überhaupt den Fragen der Presse stellen? Solche Kolumnen erscheinen allen Ernstes in der Meinungssparte der Washington Post, die sich in den Trump-Jahren als vermeintliche Verfechterin der Pressefreiheit den Slogan “Die Demokratie stirbt in der Dunkelheit” zugelegt hat. Große Teile der US-Presselandschaft spielen Bidens Strategie des minimalen Medienkontakts in die Hände und verbreiten geradezu begeistert einen Biden-freundlichen Spin, wenn er dann doch mal auf einen Reporter trifft.

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