Tichys Einblick
Ein Muslimbruder als Anstifter

Attentat auf Samuel P.: Spuren führen zur Muslimbruderschaft

Das Attentat auf Samuel P. wurde mutmaßlich von einem bekannten Islamisten angestiftet, welcher der islamistischen Muslimbruderschaft und der Terrororganisation Hamas nahesteht.

imago Images/Hans Lucas

Der französische Lehrer Samuel P. zeigte eine Mohammed-Karikatur im Unterricht und diskutierte mit seinen Schülern über Meinungsfreiheit. Er wurde auf der Straße in Conflans-Sainte-Honorine, nordwestlich von Paris, enthauptet – die Polizei erschoss den mutmaßlichen Täter, der während der Tat „Allahu Akbar!“ („Gott ist Groß!“) rief. Präsident Emanuel Macron betonte, es handle sich eindeutig um einen islamistischen Terroranschlag. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt wegen „Mordes in Verbindungen mit einem terroristischen Unternehmen“ und wegen einer „kriminellen terroristischen Vereinigung“.

Der mutmaßliche Täter postete auf Twitter das Foto des abgetrennten Kopfes von Samuel P. mit dem Titel „Das ist Herr P.“ und dem Text: „Von Abdullah, dem Diener Allahs, bis zu Macron, dem Herrscher der Ungläubigen, habe ich einen eurer Höllenhunde hingerichtet, der es gewagt hat, Mohammed zu erniedrigen.“ Bei dem Attentäter handelt es sich um einen 18-jährigen Tschetschenen namens Abdoullah A., der vor zwölf Jahren als Flüchtlingskind nach Frankreich kam und bis 2030 eine Aufenthaltserlaubnis hatte. Angeblich war er als Gefährder nicht registriert. Elf Personen, darunter vier Familienmitglieder von Abdoullah Ah., wurden verhaftet.

Anschlag steht in Verbindung mit der Muslimbruderschaft

Mit einem „terroristische Unternehmen“ könnte die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft die islamistische Muslimbruderschaft gemeint haben. Diese Vermutung geht mit einem anderem Video einher, welches auf Twitter gestellt wurde. Es zeigt an der Schule von Samuel P., dem Collège du Bois d’Aulne, den Vater einer Schülerin, der Samuel P. vorwirft, eine Karikatur von Mohammed gezeigt zu haben. Das Video wurde am 8. Oktober aufgenommen. Ein weiterer in Erscheinung tretender Mann in dem Video behauptet, „im Namen des Rates der Imame von Frankreich“ zu handeln. Er hätte eine Beschwerde bei der Schulleitung eingereicht und sagte: „Wir forderten die sofortige Entlassung von Samuel P.“

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Dieser Mann im Video, der „im Namen des Rates der Imame“ sprach, wurde am 17. Oktober im Rahmen des Angriffs auf Samuel P., der einen Tag zuvor enthauptet wurde, verhaftet. Sein Name ist Abdelhakim Sefrioui – er ist dem französischen Geheimdienst bekannt und in der FSPRT (Warndateien zur Verhinderung der Radikalisierung von Terroristen) vermerkt, wie Marianne berichtet. Sefrioui ist seit vielen Jahren ein gefährlicher islamistischer Aktivist und Prediger. Der Imam von Drancy, Hassen Chalhoumi, und seine Anhänger mussten 2011 nach Drohungen von Abdelhakim Sefrioui unter Polizeischutz gestellt werden. Gegenüber Marianne sagte Chalhoumi: „Dieser Mann ist gefährlich, er verführt die Jugend. Er ist gefährlicher als Tariq Ramadan, weil er die Basis, die Eltern, verführt.“ Tariq Ramadan ist der Enkel von Hasan al-Banna, der die ägyptische Muslimbruderschaft 1928 gründete. Die Muslimbruderschaft gilt als einflussreichste islamistische Bewegung und wird von Verfassungsschutzbehörden als extremistisch eingestuft. Das Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates auf der Grundlage der Scharia, der islamischen Rechts- und Lebensordnung.
Inspiriert von der Muslimbruderschaft, Verbindungen zu Hamas

Abdelhakim Sefrioui ist seit 2006 inspiriert vom Iman Youssef Qaradhawi, einer der wichtigsten Vordenker der islamistischen und antisemitischen Muslimbruderschaft. Chalhoumi sagte über Sefrioiu: „Er ist ein extremer Muslimbruder“. Bedroht wird Chalhoumi von dem sogenannten „collectif Cheikh Yassine“, das von Sefrioui zu Ehren des Führers der Terrororganisation Hamas, Sheikh Yassine, gegründet wurde. Sheikh Yassine wurde 2004 von der israelischen Armee getötet. Die Hamas ist ein entstandener Zweig von der Muslimbruderschaft und hat das Ziel, Israel auszulöschen. Das Kollektiv Cheikh Yassine agiert höchst antisemitisch, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum. Neben radikalen Predigen organisiert es pro-palästinensische Proteste mit äußerst anti-israelischem und antisemitischem Gehalt. Das Kollektiv ist bekannt dafür, Hass zu schüren. Auch berichtet Marianne über ein „Sefrioui“-Netzwerk im Umkreis Paris.

Es ist höchste Zeit zu handeln
Lehrer bei Paris auf offener Straße enthauptet
Dieser gefährliche Islamist, Abdelhakim Sefrioui, hat am 8. Oktober die Mobilisierung gegen den Lehrer in dem besagten Video in der Schule gefordert. Er erklärte, er wolle die Menschen gegen das, was sich ereignet habe, mobilisieren, sonst „werde vielleicht dasselbe passieren wie in Screbenia [gemeint ist eine Stadt in Bosnien, in der 1995 8.000 Muslime massakriert wurden]“. Einen Tag zuvor, am 07. Oktober, wurde von dem Vater der Schülerin der Name des Lehrers, Samuel P., auf Facebook öffentlich gemacht. Es wäre möglich, dass der Vater der Schülerin und Safrioui sich kennen, denn auch dieser wurde verhaftet.

Abdelhakim Sefrioui steht damit als ein islamistischer Akteur der Muslimbruderschaft und Hamas am Anfang der ausgebrochenen Dynamik, die letztendlich zur brutalen Ermordung des Lehrers führte. Er ist ein mutmaßlicher Anstifter in diesem Fall. Der sogenannte „Rat der Imame“, für den Sefrioui nach eigener Aussage sprechen würde, wird in der deutschen Version vom Verfassungsschutz in Deutschland als Teil der extremistischen Muslimbruderschaft zugeordnet. Auch in Frankreich handelt es sich bei dem „Rate der Imame“ um eine 1992 radikal gegründete Gruppierung. Laut Marianne hat die Pantin-Moschee, die Verbindungen zu dem Rat der Imame von Frankreich habe, die Videos von den Eltern des Schülers weitergeben, die Samuel P.s Entlassung forderten, weitergegeben.

„Wir haben das Blut seines geköpften Hauptes in den Händen“

Das beschriebene Video mit Sefrioui deckt sich mit einem Brief, welcher von einem Lehrerkollegen von Samuel P. geschrieben wurde (aus dem Französischen übersetzt):

„Unser Lehrerkollege hatte seinen Vorgesetzten die Drohungen und seine Angst gemeldet, die aber von ihm verlangten, dass er kein Aufsehen erregen solle. Unsere Gewerkschaft war vorgewarnt wie die Akademie, welche das zuließ. Mehrere Eltern der Schüler haben offen seine Entlassung verlangt. Wir sind alles Feiglinge und wir haben das Blut seines geköpften Hauptes an den Händen. Ich schäme mich. Niemand mehr will an den Vororten unterrichten. Wir stellen auf der Stufe des Abiturs ein, und nur Studenten mit Migrationshintergrund wie ich sind Freiwillige. Leider unterstützten die Lehrerkollegen die Eltern der Schüler, die gekommen waren, um sich zu beschweren. Die Wut wurde größer und sie [Die Eltern] informierten die Virulentesten über sein Privatleben. Sie gaben seine Adresse und seine Ausgehzeiten an. Heute Abend sah ich, wie sie sich freuen.“

Schulen in islamistischer Hand

Aus dem Brief gehen katastrophale Zustände an dem Collège du Bois d’Aulne hervor. Laut Verfasser sind die Vorgesetzten von Samuel P. auf die erhaltenen Drohungen nicht eingegangen und verlangten scheinbar, nicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Nicht nur die Schulleitung, sondern auch die Gewerkschaft war im Wissen um die gefährlichen Drohungen. Hätten sie den Anschlag verhindern können? Haben Schulleitung und Gewerkschaft aus eigener Angst vor Islamisten wie Sefrioui geschwiegen?

Der Fall Samuel P. zeigt, mit welchen Bedingungen und Ängsten an Schulen der Vororte unterrichtet werden müssen. Die Schulen befinden sich faktisch schon in islamistischer Hand. Es ist nicht das erste mal, dass der Islamist Abdelhakim Sefrioui Einfluss an Schulen ausübt. 2011 hatte Sefrioui versucht, Druck auf die Schulleiterin des Saint-Quen-Gymnasiums in der Region Paris auszuüben. Die Schulleiterin wollte einem Mädchen das Tragen der Abaya, ein dunkles langes Gewand, das den gesamten Körper bedeckt, verbieten. Sefrioui gab sich als Onkel des Mädchens aus und schüchterte die Schulleitung so sehr ein, dass sie das Verbot schließlich aufgegeben hatte.

Anzeige
Die mobile Version verlassen