Zur EU-Wahl spricht TE jeweils mit einem Wähler der im Bundestag aktuell vertretenen Parteien und mit einem Nichtwähler. Die Gesprächspartner wurden willkürlich ausgewählt und bleiben anonym. Die Gespräche wurden aufgezeichnet und das geschriebene Wort abgeglichen.
Frau B. ist 83 Jahre alt, geschieden, alleinlebend, Mutter dreier Söhne. Sie wohnt zur Miete und bekommt als ehemalige Stadtangestellte eine gute Rente. TE trifft Frau B. auf dem Wochenmarkt des Braunschweiger Stadtteils. Wir setzen uns auf einen Kaffee an den Rand des lebhaften Marktes vor einer Bäckerei. Frau B. klagt über ihre kaputten Beine. Der Weg zum Einkaufen, zur Bank und zur Post dauert immer länger. Aber einen Rollator möchte sie so lange es noch geht hinauszögern. Wir lassen Frau B. sprechen, unsere Fragen schneiden wir.
„Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, ich habe mir noch nicht einmal meinen Wahlschein angeschaut, der mit der Post kam, ob da vielleicht ein Musterwahlschein dabei war. Ich war ja schon öfter Wahlhelferin auch bei Europawahlen, Regionalwahlen, Niedersachsenwahlen, Bundestagswahlen. Aber ich habe immer das Selbe gewählt: Da habe ich wohl das Wahlverhalten meiner Eltern übernommen (schmunzelt), die ja auch keine politischen Menschen waren. Aber ich wähle keine Grünen, keine Linken und keine Rechten. Eigentlich habe ich bei allen Wahlen immer die CDU gewählt.
Zur Europawahl hörte ich neulich im Fernsehen die beiden Spitzenkandidaten, den Weber und diesen Holländer. Und da muss ich sagen, dass mir der Holländer noch sympathischer war, auch inhaltlich. Das waren zwar erst zwei Kandidaten der großen Gruppierungen. Ich denke aber, das im Fernsehen auch die kleinen Parteien noch zu Wort kommen werden, das schaue ich mir auch an, obwohl ich ja schon weiß, was ich wählen werde.
Ich selber denke, dass ein starkes Europa wichtig wäre, damit wir einen Gegenpol bilden können zu den USA, zu China oder beispielsweise Indien. Obwohl wir auch als Europa dazu fast schon zu klein sein. Aber als Deutschland auf jeden Fall.
In Sachen Ausländerpolitik und Einwanderungspolitik bin ich der Meinung, dass die Parteien gar nicht so großen Einfluss haben. Wenn wir das jetzt alles ablehnen, kommen die doch über andere Wege rein. Man muss den Menschen helfen, aber bitte in ihren Ländern. Damit sie nicht das Gefühl haben müssen, hier sei das große Angebot ohne etwas dafür leisten zu müssen.
Frau Merkel hat übrigens nur die reingeholt, die vor der Tür standen, sie kann doch nicht gewollt haben, dass alle anderen kommen. Wohin sollte sie die Leute auch schicken? Zurück aufs Wasser geht doch nicht! Es müssen Möglichkeiten gefunden werden, dass keiner im Mittelmeer ertrinkt, aber wie man das macht kann ich von hier aus leider nicht sagen.
Der Herr Kurz in Österreich macht es nicht besser, der verlagert doch das Problem nur in ein anderes europäisches Land. Irgendwo müssen die Leute hin. Wenn sich jeder weigert, auch Ungarn und Polen, dann wird das nie klappen. Frau Merkel wollte die Last nur gerecht verteilen. Dass das immer mehr werden, da bin ich sicher, das findet auch Frau Merkel nicht gut.
Wir Deutschen haben auch Grenzen. Da denke ich, dass die von der CDU noch etwas enger gezogen werden, als die der anderen Parteien. Frau Merkel ist im Stich gelassen worden aus egoistischen Gründen nach dem Motto: Ach, lass die Deutschen mal machen, die haben es ja angefangen. Es kann nicht sein, dass derjenige, der die Tür auflässt am Ende der Doofe sein soll.
Ich glaube fest daran: Europa muss denen helfen, die aktuell in Not sind. Aber die können nicht weiter herein gebeten werden, die müssen vor Ort betreut werden. Die europäische Wirtschaft hat bei den Heimatländern jener, die hierher kommen auch viel Schaden angerichtet hat. Die anderen, wie USA und Russland usw. die haben doch auch viel Schlimmes angerichtet beispielsweise in Afrika, von der Fischwirtschaft und den Monokulturen und so weiter.
Ich bin ja selbst als Kind noch geflüchtet vor den Russen. Wir haben die Russen schon kommen hören samt diesem infanalischen Kanonendonner. Wir hatten Angst wie nie zuvor. Was bei mir tief drinnen sitzt, ist, dass man auf der Flucht nicht wusste, wo man am nächsten Tag untergebracht sein wird. Das stelle ich mir furchtbar vor, für diese Menschen, die hierher kommen und auf dem Weg ins Auffanglager dann diese Gewalt erleben. Ja, das mag viel mit meiner frühen Kindheit zu tun haben. Diesen armen Flüchtlingskindern sehe ich es manchmal noch am Gesicht an. Solche tief eingegrabenen Ängste erkenne ich sofort.
Ich denke, dass mein Staat schon für diese Menschen sorgen wird. Ich halte nichts davon nur an der Straße Teddy zu verteilen. Ich bin natürlich mit meinen 83 Jahren auch limitiert. Ich kann nicht von Heim zu Heim springen, aber ich habe schon türkischen Kindern Nachhilfe gegeben, als ich noch jünger war, das war damals in den 1970ern für mich eine Selbstverständlichkeit.
Und weil immer alle von den Kindern reden: Ich sehe immer auch an die armen alten Leute, die im Alter noch ihre angestammte Heimat verlassen müssen, an die denkt doch sonst keiner. Wenn die Zuhause bleiben würden, würden sie doch auch verhungern, selbst wenn keine Bomben fielen. Die sind doch auf die Versorgung durch ihre jungen Leute angewiesen.
Andererseits passen viele junge Männer, die herkommen, nicht in unsere Kultur. Die werden in Lagern untergebracht und kommen nicht mit den Zuständen dort klar. Und sie haben keine Achtung vor den deutschen Frauen. Nein, ich bin überhaupt nicht für die Zuwanderung von jungen Männern, die werden doch alle in ihrer Heimat gebraucht. Zuwanderung ist nur zu akzeptieren, wenn sie aus ganzen Familien besteht, die vertrieben wurden. Wenn nur die jungen Männer weggehen, dann ist das für mich ein klares Indiz für wirtschaftliche Gründe. Nein, das geht so nicht.
Ich meine mich zu erinnern, dass im Herbst 2015 zuerst nur Familien kamen. Das habe ich im Fernsehen gesehen. An den Bahnhöfen, dass waren doch fast alles Familien. Aber wenn man jetzt sieht, dass so viele junge Männer beispielsweise in einem Dorf in Deutschland landen, dann hat die Regierung versagt. Da ist doch kein Mädchen mehr vor denen sicher. Auch das wurde im Fernsehen gezeigt, das da fünfzig Männer auf ein Dorf geschickt wurden, ja sind die denn verrückt geworden?
Die AfD ist mir zu unmenschlich, zu hart, da bin ich anderer Meinung. Viele der AfD-Politiker können sich nicht mit den anderen zusammensetzen: Die haben einfach zu krasse Forderungen und oft nicht einmal gute Manieren. Trotzdem sind Fragen offen. Es ist nicht so lange her, dass die Grenzen noch intakt waren. Dieses Schengenabkommen mag ja der Wirtschaft genutzt haben, aber vielleicht war es ein Fehler bezogen auf die Flüchtlinge. Da bin ich unsicher. Die Außengrenzen waren jedenfalls früher geschützter.
Ich bin mit der Familie viel verreist, da gab es immer bewachte europäische Grenzen mit Pass- und Fahrzeugenkontrollen. Bei Reisen haben mich diese Kontrollen nie gestört. Für die Kinder war es sogar spannend, man hat das nicht infrage gestellt, das war keine Belastung da anzuhalten bis man durch gewunken wurde, nein.
Was mich ängstigt ist, wenn hier jemand abgewiesen wird, dass er einfach woanders wieder reinkommt. Diese Ausweisungen scheinen mir nicht zu funktionieren, nicht einmal mit den Fingerabdrücken. Schwerverbrecher nicht auszuweisen halte ich für falsch, denn die wissen was sie machen, da müssen wir uns keine Sorgen machen, was die für Strafen erwartet. Ich will das nicht wissen was dem woanders da blüht, aber wer hier Frauen vergewaltigt, da habe ich kaum noch Kraft für irgendein Mitgefühl.
Für die Jahre die mir noch bleiben, wünsche ich mir Frieden und das kein Krieg kommt. Wenn der Trump verrückt spielt und im Iran einmarschiert, dass mag ich mir nicht vorstellen. Dann kommen die Iraner wohl auch noch alle hier her. Die kenne ich übrigens noch aus den 1950er Jahren, das waren Studenten, die waren aus dem Iran ausgewiesen worden, das waren stolze Bahai. Aber auch ganz nette Menschen, wenn auch das Frauenbild ein ähnliches war wie das der eingewanderten Männer heute. Oder nein, die Frauen im Iran waren damals nicht verschleiert, so ganz gleich war es dann eben doch nicht. Einige von denen haben später deutsche Frauen geheiratet. Studenten waren das, keine Bedürftigen. Die haben hier später fast alle gute Berufe gehabt.
Nein, die Muslime sollten hier nicht die Überzahl haben, konkret kann ich sagen: einen muslimischen Bürgermeister finde ich nicht gut, einen solchen Bundeskanzler schon gar nicht. Aber die werden leider nicht die Minderheit bleiben, wenn die Männer hier schon mit zwei Ehefrauen anreisen. Das tut mir alles sehr Leid für meine Enkel, wenn die dann schon zu sehr nach deren Pfeife tanzen müssen, weil unsere Werte langsam verschwinden.“
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Also ich finde die alte Dame sehr sympathisch. Sie hat Herz und Verstand – und die beiden liegen miteinander im Clinch, was ja überhaupt nicht verwunderlich ist bei unseren Zuständen. Aber sie verkörpert halt nun nicht gerade den typischen CDU-Wähler, der heute Zugang zu allen Informationsmöglichkeiten hat und eher das Gewirr durchschauen kann. Aus Sicht der alten Dame kann ich ihre Einstellung verstehen. Sie sieht sehr wohl die Probleme und ist nicht damit einverstanden, aber sie glaubt halt auch, was ihr vorgegaukelt wurde. Etwas anderes als TV und vielleicht noch eine Zeitung der Staatsmedien hat sie ja vermutlich nicht, um… Mehr
Ich weiss jetzt ehrlich gesagt nicht, was schlimmer ist… Diese Dame hat zwar, trotz dass auch sie an einigen Stellen ganz einfach deutlich zu wenig Ahnung zu haben scheint bzw. zu naiv ist, hier und da doch richtige Ansätze zu bieten. Das ist schon was anderes als bei dem völligst ideologisch Verlorenen, den man hier als Grünen-Wähler interviewt hat. ABER, und das ist fast schlimmer: Diese alte Frau, eine typische Gewohnheitswählerin wie sie es ebenso häufig im gehobenen bis höheren Alter bei der SPD geben wird, ist nicht konsequent. Aus welchen Gründen auch immer. Sie merkt auch, dass an wichtigen… Mehr
Genau so stelle ich mir Unionswähler vor: Man sieht zwar, daß die Katastrophe droht, bzw. schon eingetreten ist – aber man hat ja schon immer Union gewählt…
Und AfD geht ja gar nicht, die sind ja böse, sieht man ja im Fernsehen – wo man ja seinerzeit auch nur Flpchtlingsfamilien gesehen habe… jaja.
Ein Widerspruch in sich – ganz unabhängig vom Alter der Wählerin, auch jüngere Semester stehen hinter der gleichen Fichte.
……..warum befragt mich niemand? ich habe mir i m m e r meine selbstachtung erhalten!
Gerade hatte ich ein längeres Gespräch mit einem englischen Paar, schon Urgroßeltern. Meine Frage: Brexiteers or Remainers? Sie erklärten, sie seien Remainers, weil ihre Ekel und Urenkel sich als Europäer fühlen würden. Im Verlauf ergab sich dann, daß sie dennoch alle Kritik teilen, die ich an der Eu habe. Vom asymmetrischen Stimmgewicht, über die Bürgerferne, die Aushebelung nationalen Rechts, den Klimawahn, die Gleichstellung von Zuwanderern im Sozialsystem bis zur Verteilung von Steuergeldern an beliebige Günstlinge und versagende Staaten, bei gleichzeitiger Bedürftigkeit von Rentnern. Wir waren uns einig, daß die Kompetenzübertragung von den Nationalstaaten zur Eu falsch ist und daß in… Mehr
Ich finde es unverschämt und ungehörig, die politische Sicht dieser Dame mit abwertenden Bemerkungen über ihr Alter herabzuwürdigen. Man kann anderer Meinung sein, aber das empfinde ich als absolut Respektlos. Punkt!
Interessant. Wo haben Sie die gelesen?
Die Frau zeigt die typischen Verhaltensmuster alter Leute. Man kann ihr dafür keinen Vorwurf machen aber es erklärt sehr wohl warum in einem Land in dem Rentner maßgeblich die Politik bestimmen nichts mehr funktioniert.
Allerdings. Daß Alter mit politischem Verständnis nur wenig zu tun haben kann ist beispielsweise bei Wählerschaft der „Grünen“ erkennbar, die ja im Schnitt eher jünger sein sollen, aber an der Urne weniger Verstand zeigen als andere, die schon fast in der Urne sind, flapsig formuliert.
Was die Senioren sagt, kenne ich nahezu 1:1 auch von Unionswählern meiner Generation so rund um die 50. Das Problem scheint eh weniger das Alter zu sein, als vielmehr der Konsum von ARD und ZDF 😉
Da scheint bei der Dame im Hirn ein ganz schönes Kuddelmuddel zu herrschen. Was ich lese trieft vor Einsicht mit dem unbedingten Willen nichts zu ändern und wenn doch dann nur ein klitzekleines bißchen und vor allem Menschlich muss das sein. Die Frau hat überhaupt keine Ahnung was die AfD betrifft, was sie sagt ist das was die MSM ihr täglich eintrichtern. Nun stelle man sich vor, es gibt Millionen von solchen irregeleiteten alten Menschen und welch Potential an Zerstörungskraft da schlummert. Seltsam, sie haben das Land mitaufgebaut aber jetzt verschenken sie es einfach. Übrigens, meine Mutter ist 90 Jahre… Mehr
Anderer Meinung als Sie und ich zu sein ist völlig legitim. Deswegen eingeschränkte kognitive Fähigkeiten zu unterstellen, halte ich für sehr schwach, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Wer nicht wählt ist einverstanden mit dem momentanen Zustand und unterstützt diesen aktiv durch Passivität. Stellen sie sich ihrem Vorrecht wählen zu dürfen und ja, manchmal müssen wir uns Entscheidungen abringen!
Wenn die Altersgruppe nicht mehr wählen geht, wird es bitter für sogenannten Volksparteien.
Die Damen findet fast nichts von dem was „Frau Merkel“ tut gut aber wählt sie trotzdem
Genau das kenne ich von „SPD-Stammwählern“…
Und von „Grüne-Stammwählern“ kenne ich das auch.
Also denen, die vor 30/40 Jahren für Frieden und Natur eintraten und darum zu den Grünen (die seinerzeit ja noch grün waren, jedenfalls zu gewissen Teilen) gingen, aber den Ausstieg aus ihrer heute rotbraunen, totalitären Sekte nicht schafften.
Leider typisch für diese Altersgruppe. Diese Menschen übertragen Begriffe und Erfahrungen aus volkommen anderen Verhältnissen auf die heutige Situation. Sie wollen gelernt haben und begreifen nicht, dass sie die Zukunft ihrer Enkel auf’s Spiel setzen. Nicht nur die CDU hat sich seit dem Zusammenbruch des Kommunismus fundamental nach links bewegt, sondern auch ihre Wähler, wie auch die ganze Gesellschaft. Ich kann das nur als Wohlstandskrankheit begreifen, die voll ausgebrochen ist, als die „Bedrohung aus dem Osten“ sich auflöste.