Tichys Einblick
Weiße messern erlaubt?

Wer gegen Ermordung von Weißen protestiert, gilt als Rassist

Ein Asylbewerber aus Libyen ermordet drei Engländer bei London. Darüber regt sich kaum jemand auf - aber über ein Banner, das ein Flugzeug hinter sich herzieht, wonach auch weiße Leben zählen. Wer sich gegen Morde wehrt, wird als Rassist beschimpft.

imago images / i Images

Wir wollen das hier nicht weiter vertiefen, aber jeder mag sich vorstellen, was es alleine für einen Aufwand, Vorsatz und was für eine Energie braucht, mit einem Messer drei Menschen zu töten. Nein, es stirbt sich nicht so leicht. Dafür müssen die beigebrachten Wunden schon zielgerecht gesetzt werden oder in solcher Zahl, dass sie in einem solchen Blutbad in Summe zum Tod führen.

Im englischen Reading westlich von London wurden am vergangenen Samstagabend drei Menschen von einem 25-jährigen libyschen Messerstecher umgebracht und weitere verletzt. Alle drei Ermordeten sollen schwul sein. Das Attentat hatte also einen homophoben Hintergrund. Die drei Ermordeten weißen Engländer – wir wollen das hier aus Gründen dazusagen – haben Namen. Sie heißen James Furlong, Joe Ritchie-Bennett und David Wails. David war Wissenschaftler und James Geschichtslehrer.

Sie hatten in einem Park gegessen und wurden dann angegriffen und ermordet. Drei weitere Personen wurden verletzt. Zwei von ihnen sind mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Libyer soll noch am Tatort von Augenzeugen überwältigt und später von der Polizei festgenommen worden sein.

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Im Internet ist in Medienberichten die Rede davon, dass der Täter schon 2012 in Großbritannien Asyl beantragt haben soll. Schnell waren sich die Medien einig, dass es sich um einen psychisch Kranken handeln müsse. Angesichts der Tat ist das anzunehmen, dann jedenfalls, wenn man einen gezielten Terroranschlag gegen Einheimische wegen ihres Schwulseins als psychisch krank bewerten will. Aber nur dann. Ansonsten bleibt es ein Terroranschlag, als der er mittlerweile auch von den Ermittlungsbehörden eingestuft wurde.

Die Bildzeitung schrieb gestern, die LGTB-Gemeinde in der britischen Stadt Reading würde um die Opfer trauern. Angesichts der Tat, des Täters, der Umstände und weiterer europaweiter Fälle von Messerattentaten, ausgeführt von Zugewanderten, die in ganz Europa um Schutz ersucht haben, müsste das ganze Land und der ganze Kontinent trauern. Und das Entsetzen müsste groß sein. Ist es aber nicht. Keine Demonstrationen, kein Protest, keine Bewegung gegen – auch in diesem Fall mutmaßlich – muslimisch geprägte Gewalt durch Zugewanderte gegen Einheimische, gegen weiße Europäer.

Darf man dieses bestialische Messergemetzel nun in einen Kontext stellen mit dem durch Polizeigewalt in den USA umgekommenen George Floyd, der einen weltweite Bewegung – oder präziser: aufstandähnliche Ausschreitungen in den USA und Demonstrationen unter dem Banner „Black lives matter“ – ausgelöst hatte?

Man muss es sogar. Man muss es zunächst als weißer Europäer, also als potentiell Betroffener und man muss es in diesem speziellen Fall in Verteidigung der westlichen und europäischen Werte, für deren Macher übrigens in ganz Europa über hunderte von Jahren hinweg dankbar Statuen und Denkmäler aufgestellt wurden.

Und man muss es noch viel mehr aus einer selbstverständlichen Solidarität heraus für alle Schwulen weltweit, die potentiell Opfer solcher Übergriffe werden können. Solidarität müsste jetzt deutlich gezeigt werden, ohne deshalb die Wut schmälern zu müssen, die in einer schwarzen US-Gemeinde – nein, weltweit und haufarbenübergreifend – wegen des durch Polizeigewalt umgekommenen George Floyd entstanden ist.

Aber was passiert? Es ist tatsächlich unfassbar: Als in Manchester ein offensichtlich mit der eben genannten Wut ausgestatteter Brite in ein Flugzeug steigt, über das Etihad-Fußballstadion von Manchester fliegt, wo gerade das Premier-League-Spiel zwischen Manchester City und dem FC Burnley ausgetragen wird, wird dieser Flieger anschließend auch von Medien als Rassist bezeichnet, ebenso, wie die Polizei gegen diesen Mann ermittelt.

Warum? Der Pilot zog ein weithin sichtbares Banner hinter seiner Maschine her, auf dem stand geschrieben: „WHITE LIVES MATTER BURNLEY“. Der Hintergrund der Aktion und des Fliegers ist noch unklar. Es heißt aber bereits bei BBC, die Aktion wäre beleidigend gewesen und der Pilot hätte sogar Kontakte zur rechtsradikalen Szene.

Die Polizei von Lancashire erklärt (übersetzt): „Uns ist klar, dass dieses Banner viele Menschen in Lancashire und andernorts verärgert hat …“ Und die Gastmannschaft „Burnley“ bekundet sofort, sie würde sich für diese Aktion schämen (und also weniger für ihre schmachvolle 5:0 Niederlage gegen Manchester).

Noch fataler: Das Banner erschien ausgerechnet nach jenem Moment, als sich die Spieler im Sinne von „Black Lives Matter“ auf dem Fußballplatz kurz auf die Knie begeben hatten als Demonstration gegen Polizeigewalt gegen Schwarze.

Ein Professor an der europäischen Universität in Zypern hat jetzt bekundet: „Diese Vorfälle sind nicht mehr nur Angriffe auf schwarze Fußballer. Es soll die ganze „#BlackLivesMatter“-Bewegung getroffen werden.“

Noch ist wenig über die Motivation und den Hintergrund des Piloten bekannt. Was man weiß, ist, dass im englischen Reading drei homosexuelle weiße Briten ermordet wurden, niedergemetzelt in einem Blutbad bei einem Messerangriff eines Asylbewerbers aus Libyen. Wenn das die Motivation für den Piloten war, muss sich also wirklich schämen, wer hier ein Banner über ein Fußballstadion zieht, auf dem „White Lives Matter Burnley“ steht?

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