SWR-Intendant Kai Gniffke: „missionarischer Eifer“ statt „nicht missionieren“
Alexander Wallasch
Der heutige SWR-Intendant Kai Gniffke hat 2018 einen "missionarischen Eifer" seiner früheren Tagesschau-Redaktion gegen die AfD zugegeben. Ein Jahr zuvor hatte er noch in den Tagesthemen beteuert: "Wir wollen informieren, nicht missionieren".
Im Rahmen der re-publica-Konferenz im Mai 2018 wurde auf einer Podiumsdiskussion auch das Thema „Neutralität im Netz – Was dürfen/können/ sollen Journalisten im Netz“ diskutiert. Da moderierte im „Monitor Forum“ ausgerechnet der linkspopulistische Georg Restle von der WDR-Sendung Monitor ein Gespräch mit der linkspopulistischen Moderatorin Dunya Hayali, der linkspopulistischen Journalistin Silke Burmester und mit Kai Gniffke, dem damaligen Chefredakteur der Tagesschau und der Tagesthemen. Gniffke ist mittlerweile die öffentlich-rechtliche Karriereleiter hinaufgerutscht bis zum Intendanten des Südwestrundfunks.
Eine Aussage Gniffkes auf diesem Monitor Forum ist leider damals auch TE nicht aufgefallen. Sie ist höchst erstaunlich im Zusammenhang mit einem noch ein Jahr älteren Kommentar Gniffkes in den Tagesthemen vom 24.5.2017, als er vielen verdutzten oder auch amüsierten Zuschauern meinte erklären zu müssen, die öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmacher seien „keine Lügner“. Fehler würden man auch machen, aber „nicht mit Absicht“!, so Gniffke dort weiter. Was soll so etwas? Ist Lügen aus Versehen nicht zunächst einmal fehlende Professionalität?
Gniffke sagte Folgendes in die Tagesthemen-Kamera:
Das ist lustig und interessant insofern, wenn wir an der Stelle zurückblenden zur eingangs erwähnten Konferenz 2018 in Berlin, als sich besagte Runde traf, um über Journalismus zu sprechen. Damals befand der öffentlich-rechtliche Fernsehmacher Gniffke nämlich noch Folgendes zur Arbeit der öffentlich-rechtlichen zwangsgebührenfinanzierten Nachrichtensendungen von Tagesschau und Tagesthemen:
Das hätte man gemacht, so Gniffke weiter, weil die Leute die Partei noch nicht gekannt hätten und damit sie die einordnen könnten. „Dann haben wir irgendwann einmal gemerkt: Mittlerweile ist die Partei bekannt, es braucht dieses Etikett nicht mehr. Weil was hat dieses Etikett gemacht? Es hat genau diese Wirkung entfaltet: dass die Leute sich irgendwie stigmatisiert fühlen. Und das braucht es nicht. Und wir sollten auch zwischen den Zeilen den Leuten nicht irgendetwas unterjubeln.“
Also erst hat man es etikettiert, dann war es drin in den Köpfen, dann brauchte man es gar nicht mehr? Diffamierung, Denunziation und Diskreditierung erfolgreich abgeschlossen? Was für ein journalistischer Offenbarungseid! Aber offensichtlich der Karriereleiter dieses Journalisten nicht abträglich.
Übrigens kaum ein Jahr zuvor hatte der Chefredakteur der Zeit, Giovanni di Lorenzo, in einem viel zitierten Text für den Cicero Vergleichbares für die Printmedien geäußert, als er noch selbstkritisch befand, seine Zunft wäre „geradezu beseelt“ gewesen von einer historischen Aufgabe. Damals sagt di Lorenzo weiter, es hätte ihn im zurückliegenden Jahr gestört, dass „eine von der Politik der Bundesregierung abweichende Meinung, manchmal auch schon kritische Fragen, unter den Generalverdacht gestellt wurden, man habe etwas gegen Flüchtlinge oder betreibe das Geschäft der Populisten.“
Di Lorenzo scheint seitdem diese Aussage betreffend komplett abgetaucht, die von ihm verantwortete Zeitung darf weiterhin als mustergültig angesehen werden, was ausgerechnet die vormals von ihrem Chefredakteur kritisierte Beseeltheit angeht.
Beide Ausschnitte der Gniffke-Reden stellte zuerst ein User auf Twitter zusammen und wurde damit vielfach geteilt. Die Zuschauer vergessen also nicht. Und wenn doch, dann findet sich immer einer, der es dem Vergessen wieder entreißt. Und das ist gut so.
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