Viele Ältere erinnern sich noch gut: Das Wort des Bademeisters war Gesetz. Der Respekt vor dem Mann in weiß rührte oft daher, dass er auch derjenige war, der mit gewohnt strengem Regiment die Schwimmkurse leitete und schon mal resolut durchsetzen konnte, dass Wasserscheu an seinem Beckenrand keine Ausrede war, nicht beherzt mit dem Styroporgurt um die schlotternden Hüften noch über seine Angst hinauszuspringen.
Was hat sich seitdem verändert? In den vergangenen Sommern bestimmen Bilder von Gruppen junger Männer arabischen Ursprungs die Schlagzeilen, wo über Krawalle in Schwimmbädern die Rede war. In Berlin und in anderen Großstädten war die Ohnmacht der Schwimmmeister so groß, dass Bäder zeitweilig geschlossen werden mussten.
Reichte früher schon eine herrische Durchsage per Lautsprecher aus, wildgewordene Badegäste zur Ordnung zu rufen, ist 2023 nicht einmal mehr die eilig herbeigerufene Polizei in der Lage, schlichtend einzugreifen.
Das war die Stunde der Security-Unternehmen. Wer heute die Begriffe „Security“ und „Flüchtlingsunterkunft“ in die Google-Suchmaschine eingibt, dem wird eine nicht enden wollende Link-Sammlung vieler Neugründungen angeboten. Das Security-Geschäft ist längst ein mit Millionen von Euro an Steuergeldern finanzierter Besteller, weit entfernt von den Pioniertagen, als Diskothekenbesitzer ein paar furchteinflößende Rotlichtgrößen in Alpha-Industries-Bomberjacken an ihre Tür stellten oder auf die örtlichen Migrationsmuskelprotze aus dem Kampfsportverein zurückgriffen.
Längst dokumentieren Maßnahmen der zuständigen Behörden der Städte eine große Hilflosigkeit gegenüber einer immer übergriffigeren Klientel mit Migrationshintergrund, welche beispielsweise die Berliner Schwimmbäder unsicher macht.
Mit anderen Worten, die Idee, junge Männer einzusetzen, welche aus dem einem vergleichbaren Milieu der Randalierer stammen und deren Sprache sprechen, ist beileibe keine neue Erfindung. Und offenbar auch keine ausreichende für einen zufriedenstellenden Ablauf des Badebetriebes. Denn heute ist aus der Jugendsozialarbeit ein florierendes Millionengeschäft gewiefter Unternehmer geworden.
Die Antwort des Berliner Senats auf eine kleine Anfrage der AfD-Fraktion brachte es an den Tag: Im Juli 2023 gab das Kreuzberger Prinzenbad 91.000 Euro für Security-Mitarbeiter aus. Pro Tag sind das mehrere tausend Euro allein dafür, dass ein Sicherheitsunternehmen eigens geschultes Personal einsetzt, um die Randale in einem einzigen Schwimmbad einzudämmen.
Aber auch in weiteren Freibädern sind Security-Mitarbeiter in Einsatz. Im Freibad Pankow waren es in einem Monat Kosten von rund 65.000 Euro und im Sommerbad Neukölln rund 50.000 Euro. Zusammengenommen rechnen die Berliner Bäder-Betriebe für die laufende Saison mit Ausgaben von zwei Millionen Euro für Wachleute, welche den klassischen Bademeister ersetzen und in vielen Fällen Migrationshintergrund haben.
Eine Ortsbegehung in Braunschweig am vergangenen Samstagvormittag auf dem Gelände einer Unterkunft für bis zu 300 Ukrainer ergab folgendes Bild:
Vor Ort waren keine Bewohner zu sehen, keine Kinder, die auf den Wiesen zwischen den Gebäuden spielten, keine Gruppen im Gespräch, niemand an den Fenstern, eine große Stille. Die einzigen Personen, die man dort im Umfeld der Unterkunft zu Gesicht bekam, waren vier Mitarbeiter einer örtlichen Security, allesamt mit Migrationshintergrund. Wie viele Kollegen noch in der Unterkunft selbst unterwegs waren, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
Gemessen an Zehntausenden solcher Unterkünfte im gesamten Bundesgebiet kann sich jeder ausmalen, welche Personalstärke da zusammenkommt und vor allem auch, welche Kosten entstehen.
Die Tageszeitung „taz“ hatte ein Jahr nach Beginn der Massenzuwanderung zusammengefasst, welche Kosten für die Sicherung von Unterkünften entstehen. Und wer damals die monatlichen Ausgaben der Personenzahl gegenüberstellte, die bewacht, beschützt und kontrolliert werden sollte, der kann sich ausrechnen, auf welche Summen sich die Security-Kosten ausdehnen, wenn noch einmal eine Million Zuwanderer hinzukommen.
So entstanden in einer Unterkunft in der Schnackenburgsallee in Hamburg-Schnelsen allein im Zeitraum März bis Juli 2016 Security-Kosten von 1,625 Millionen Euro für 1.200 Bewohner, was Kosten von 270 Euro pro Monat und Person bedeutete.
Weit übertroffen werden konnten diese Zahlen von Wachdienstkosten in weiteren Hamburger Unterkünften, welche den Begriff „Goldgräberstimmung“ perfekt illustrieren. So ließ es sich die Stadt in einer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betriebenen Unterkunft am Behrmannplatz für 62 Bewohner in einem Monat sage und schreibe 256.592 Euro kosten. Das entspricht weit über 4.000 Euro pro Person und Monat.
Was Frau Prien damals zu diesen Zahlen einfiel, hatte aber weniger mit einer Kritik am Raubzug der Sicherheitsunternehmen zu tun als vielmehr damit, dass die CDU-Politikerin befürchtete, eine zu große Präsenz von Wachdiensten könne dazu führen, dass diese, insbesondere nachts und abends die Regeln des Zusammenlebens zu sehr bestimmen.
Der „Bundesverband der Sicherheitswirtschaft“ formulierte einen „Leitfaden zum Schutz von Flüchtlingseinrichtungen oder -unterkünften für öffentliche Auftraggeber“. Dort heißt es unter anderem, das Führungspersonal vor Ort sollte mindestens eine zusätzliche relevante Fremdsprache sprechen, „die eine Kommunikation mit Flüchtlingen ermöglicht, und über spezielle Qualifizierungen z. B. zu den Themen Deeskalationstechniken und interkulturelle Kompetenzen verfügen“.
Darüber hinaus soll die Anzahl der Sicherungskräfte in einem angemessenen Verhältnis zur Anzahl der Flüchtlinge sowie zur Sicherheitslage stehen. Für die ersten fünfzig Flüchtlinge in einem Objekt sei der Einsatz von mindestens zwei Sicherheitsmitarbeitern/Sicherheitsmitarbeiterinnen erforderlich: „Das Verhältnis muss ab 51 Flüchtlingen zwei weiteren Sicherheitsmitarbeiter jeweils pro weitere 50 Flüchtlinge umfassen. Es ist im objektspezifischen Sicherheitskonzept abzubilden.“
Das Hamburger Abendblatt etwa bringt beide Varianten in einem Satz zusammen: So würden in einer Unterkunft in Schackendorf „offensichtlich vereinzelt Feiern stattfinden, bei denen auch Unbefugte zu Gast seien. Dazu befürchten Bewohner, Opfer rassistischer Übergriffe zu werden“.
Und die Stuttgarter Zeitung meint im Herbst 2021 zu wissen, dass es in Unterkünften, wo kein Sicherheitsdienst im Einsatz ist, „zu illegalen Geschäften“ kommen würde.
Die Hannoversche Allgemeine hatte Mitte 2019 festgestellt, dass die Kosten für die Unterkünfte „vor allem“ wegen des Sicherheitspersonals so besonders hoch seien.
Abschließend sei noch jener Gutachter erwähnt, der – ebenfalls Mitte 2019 – solche Wachdienste im Fall der nordrhein-westfälischen Stadt Haan gegen die allgemeine Auffassung für überflüssig hielt. Und der Gutachter hatte noch eine weitere interessante Feststellung zu bieten, die zumindest für Haan die Frage beantworten konnte, ob der Sicherheitsdienst vornehmlich Streitereien innerhalb der Einrichtung schlichtet oder die Einrichtung selbst gegen Übergriffe von außen schützt:
„Die aktuelle Bedrohungslage für die Unterkünfte in Haan ist nach allen Polizeidaten und unseren Auswertungen gleich null. Mit irgendwie gearteten Anschlägen, so die Sicherheits-Fachleute, sei zurzeit nicht im Geringsten zu rechnen.“