Der katholische Nachrichtendienst CNA berichtet regelmäßig auch von Christenunterdrückung in Marokko, so hieß es dort noch 2017, die wenigen Christen in Marokko seinen gezwungen, „heimlich die Karwoche und Ostern zu begehen“. Zitiert wird hier auch die spanische Zeitung „El Español“, die berichtete, in dem nordafrikanischen Königreich würde laut „Strafgesetzbuch den Proselytismus (Red.: religiöses Abwerben) einer anderen Religion mit sechs Monaten Gefängnis bestraft.“ So soll in Marokko die Zahl der Konvertiten vom Islam zum Christentum zuletzt zugenommen haben: „Es sind mehr, aber sie sagen es nicht, weil das nicht leicht ist in einem muslimischen Land, wo du die Arbeit verlierst und deine Familie dich verstößt“, erläutert eine Christin.
Den Papst interessiert das offensichtlich wenig, wenn er die besonderen Freiheiten betont, die Christen im Land von König Mohammed V genießen würden. Den freut diese diplomatische Schmeichelei natürlich und er ist dann kühn genug, zu erwidern, er sehe sich als Garant der Religionsfreiheit auch für die Christen im Land.
Der öffentlich-rechtliche Nachrichtensender „ARD“ untertitelt heute ein Video einer Papstrede in Rabat so: „Manifest für Migranten: Papst-Rede in Marokko.“ Dieser Lesart folgen die meisten berichtenden Medien, wenn sie der zum Abschluss der Papstreise angesetzten Messe mit Christen den geringsten Raum anbieten. Von der Kür der päpstlichen Migrantenfeierlichkeiten zum Nachtisch alos hinüber zur Pflichtübung der Zuwendung des zahlenmäßig kaum wahrnehmbaren christlichen Stammpublikums?
Die zentrale Botschaft des Papstes in Marokko ist die quasi Segnung des Flüchtlings- und Migrationspaktes mittels eines Bekenntnisses des Führers der katholischen Christenheit zu diesen Pakten. Der Papst sieht in diesen für die europäischen Staaten letztlich verbindlichen Verträgen einen Beitrag zu einer sicheren und geordneten Migration.
In seiner Rede zur „Flüchtlingskrise“ sprach sich der Papst im Saal der Caritas in Rabat gegenüber einigen dutzend, teils illegalen Migranten für eine Aufhebung der Bemühungen aus, afrikanische Zuwanderung nach Europa doch noch irgendwie begrenzen zu wollen:
„Es ist für mich eine Gelegenheit, meine Nähe zu euch allen zum Ausdruck zu bringen und mit euch einer großen und schweren Wunde entgegenzutreten, die den Beginn des 21. Jahrhunderts weiter stark belastet. Es ist eine Wunde, die zum Himmel schreit. (…) Eine entwickelte Gesellschaft zeichnet sich nicht nur durch ihre technische und wirtschaftliche Stärke aus, sondern auch durch ihre Fähigkeit zum Mitgefühl. (…) Wie verlassen und unwirtlich eine Stadt wird, wenn sie die Fähigkeit zum Mitgefühl verliert. Eine herzlose Gesellschaft, eine sterile Mutter. Ihr seid keine Außenseiter, ihr seid in der Herzmitte der Kirche.“
„Aufnehmen, schützen, fördern und integrieren – das müsse die Leitlinie für eine christliche Politik sein“, zitiert die Tagesschau den Papst.
Die Welt fasst den Grund der päpstlichen Reise so zusammen: „In Marokko will der Pontifex vor allem für einen humanitären Umgang mit Migranten werben.“ Es geht also weniger um eine Solidaritätsadresse für die unterdrückten, heimlich ihre Messen feiernden christlichen Glaubensbrüder, sondern um eine Ausweitung der interreligiösen Kampfzone, wenn nun die sowieso schon maroden oder ganz fehlenden Grenzsicherungen nach Europa (in die EU) vom Papst quasi als Schutzwälle gegen das Mitgefühl gebrandmarkt werden.
Symbolträchtiger kann es kaum noch werden, wenn der Papst ausgerechnet am Fuße des Hassan-Turms, eines 800 Jahre alten, unvollendeten Minaretts, verkündet: „Der aufrichtige Dialog, den wir anregen möchten, führt auch zur Rücksicht für die Welt, in der wir leben, unsere gemeinsame Heimat.“
Hier ist dann sowohl der Bezug zum Migrationspakt hergestellt, wie auch zur vor zwei Jahren ebenfalls in Marrakesch/ Marokko stattgefundenen 22. UN-Klimakonferenz. Damals wurde dem noch prosperieren Deutschland die Rolle eines Vorreiters beim Klimaschutz zugemessen – die wirtschaftlichen Folgen kündigen sich gerade an.
Der Papst selbst als höchster Vertreter seiner Religion durfte allerdings ein paar Tage bleiben. Die Gefahr der Missionierung erschien in diesem Falle offensichtlich zu gering. Die päpstliche Agenda und das Besuchsprogramm legen zudem eindrucksvoll Zeugnis ab, warum das so ist. Hier steht der Papst in einer jungen Tradition mit den deutschen Christenführern Heinrich Bedford-Strohm und Reinhard Kardinal Marx, die am Tempelberg ihre Religion verleugneten, als sie nur allzu gerne einer angeblichen Bitte nachkamen, ihre für den Dialog so lästigen christlichen Kreuze abzulegen.
Marokkos katholische Bischöfe hatten im Vorfeld der Papstreise explizit auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die Christen in dem nordafrikanischen Land haben. Der Papst verwies diese Bitte um Ansprache eindeutig auf ihren Platz, als er demgegenüber die Hoffnung äußerte, dass Marokko weiterhin „ein Beispiel für Menschlichkeit für Migranten und Flüchtlinge“, bleibe. Was die Bischöfe in diesem Moment gedacht haben mögen, ist nicht überliefert.
Mit seiner Intervention für eine massive Ausweitung der Zuwanderung nach Europa – anders kann man es kaum lesen – wird der Papst selbst zur Gefahr für den inneren Frieden in Europa.
In der Peterskathedrale Rabats traf sich Papst Franziskus heute früh dann mit Priestern und Ordensleuten. Seine Rede eröffnete er mit den Worten: „Die Christen sind in diesem Land nur eine kleine Minderheit. In meinen Augen stellt diese Tatsache aber kein Problem dar, auch wenn ich zugestehe, dass das manchmal für einige schwer zu leben ist.“
Dass Jesus allerdings explizit dazu aufgefordert hätte, alles dafür zu tun, eine Minderheit zu werden, darüber ist nichts bekannt.
Der Papst untersagt seinen versprengten marokkanischen Glaubensbrüdern und -schwestern sogar ausdrücklich und entlang der Gesetzgebung Marokkos, ihren Glauben auch Muslimen anzutragen:
„Die Wege der Mission führen nicht über den Proselytismus, der immer in einer Sackgasse endet …“
Was für ein Kotau des Papstes vor König Mohammad VI und was für eine Absage etwa an den friedlichen Wettstreit der Religionen um das Seelenheil der Schäfchen, die noch nicht die Nase voll haben von allem religiösen Wahnsinn der letzten zweitausend Jahre. Papst Franziskus leitet nicht nur seine eigene Rolle, sondern auch seinen Auftrag historisch ab: „Wie sollten wir da nicht an Franz von Assisi denken, der inmitten eines Kreuzzuges zum Sultan Abdel Malik ging, um ihn zu treffen?“
Tatsächlich wäre auch diese Rede in ihrer Gesamtheit ein Fest für weltliche Psychologen. Der ketzerische Vorwurf des induzierten Irrseins wird hier noch einmal besonders hell erleuchtet. Das alleine könnt man belächeln, dann, wenn man den fatalen Fehler begeht, den Einfluss dieses Mannes auf die europäische Realpolitik zu unterschätzen.
Der Papst endet mit der persönlichen Bitte: „Und vergesst bitte nicht, für mich zu beten.“