Aydan Özoguz, die frühere Bundesbeauftragte für Integration, und Aiman Mazyek, der sich Vorsitzender des Zentralrats der Muslime nennt, aber nur ein paar ganz wenige vertritt, sollten zu Fußball besser schweigen.
Ausgerechnet Aydan Özoguz, die frühere Bundesbeauftragte für Integration, warnt nun vor einer Spaltung der Gesellschaft in der Causa Mesut Özil. Da soll sie sich mal keine Sorgen machen, die deutsche Mehrheitsgesellschaft weiß diesen Fall schon gut einzuordnen jenseits dieser albernen Tänzchen von Oliver Bierhoff bis hinüber zu Aiman Mazyek, dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, der sich ebenfalls bemüßigt sah, sich in die Debatte einzuschalten und auf den wir auch gleich noch zu sprechen kommen.
Übernahme statt Integration
Zuvor bemerkt: Fußball ist des Deutschen Heiligtum, wer hier zupacken will, sollte Samthandschuhe tragen oder ausreichend Sachverstand besitzen. Wenn also eine fußballerische Schlechtleistung eines Mesut Özils als solche nicht mehr benannt werden darf, weil sich der Kritiker damit unter Verdacht stellt, eigentlich nicht die fehlende Leistung zu kritisieren, sondern den politischen Auftritt des türkischstämmigen deutschen Nationalspielers, dann wäre Handlungsbedarf im Vorfeld der WM nötig gewesen.
Die deutsche Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld nimmt deshalb auch kein Blatt vor den Mund, wenn er dem DFB eine Schlechtleistung bescheinigt und dabei noch vornehm genug agiert, es höflich auszudrücken: „Ich glaube, dass man Özil und Gündogan damit keinen Gefallen getan hat, sie mit zur WM zu nehmen, wo sie unter so gewaltigem Druck standen. So hatte es sicher auch Einfluss auf die Mannschaft. Die Spieler wurden ja ständig damit konfrontiert und bekommen auch mit, was geschrieben wird. Das war sicher nicht förderlich.“
Die Mehrheit möchte das nicht
Nach Hitzfeld nun also Aydan Özoguz, die meint, „dass das Thema auch nach zwei Monaten noch so hochgekocht werde, zeige, in welche Atmosphäre die Debatte falle.“ Und die
anschließend auffordert: „Gleichzeitig sollten wir die große Leistung unserer Gesellschaft, das Zusammenleben so vieler Menschen über Jahrzehnte erfolgreich zu gestalten, nicht verkennen.“ Was das nun alles mit der verpatzen WM und dem Wahlkampfhilfe-Auftritt der beiden Profi-Fußballer zu tun hat, versteht sie wahrscheinlich selbst nicht recht.
Nein, hier gibt es keine komplizierten gesellschaftspolitischen Fragen, hier geht es schlicht darum, dass sich zwei deutsche Nationalspieler verhoben haben und dafür umgehend hätten Abbitte leisten müssen, wenn sie hätten weiterspielen wollen, was nicht geschah. Und obwohl es nicht erfolgte, wurden sie vom DFB mit nach Russland zur WM genommen, was der Folgefehler war. So einfach, so simpel.
Übrigens ebenso simpel, wie ein Vorschlag an Özil, doch einfach mal über seinen türkischen Schatten zu springen, die Lippen ein bisschen zu bewegen, wenn die deutsche Nationalhymne gespielt wird. Wie sehr hätte er damit seine Kritiker überraschen können und ihnen gleichzeitig sämtlichen Wind aus den Segeln genommen. Zu seinem Pech machte er während der drei Spiele in Russland auch sportlich keine gute Figur. Hier soll ihm keine absichtliche Schlechtleistung unterstellt werden, aber die politische Vorgeschichte hat es nun deutlich erschwert, diese Schlechtleistung als solche zu benennen.
Der Causa Özil/Gündogan die Krone aufgesetzt hat allerdings Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, der forderte nämlich, Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel müssten wegen der Causa Özil zurücktreten. Ausgerechnet jener Aiman Mazyek, mit dem die Welt 2017 ein Interview führte und titelte: «Zentralrat der Muslime „Scharia und Demokratie sind vereinbar“». Wer so zitiert wird, sollte sich Rücktrittsforderungen – noch dazu auf einem Gebiet, auf dem er bisher nicht als Fachmann in Erscheinung getreten ist – sparen.
Eine einseitige Beziehung
Nun haben sich allerdings Bierhoff und Grindel nicht mit Ruhm bekleckert. Bierhoff wagte ein paar zaghafte Selbstkritiken Richtung Mitnahme Özils zur WM, ruderte aber nach den ersten Protesten kleinlaut zurück – und Grindel machte das Fass erst auf, nachdem das Kind in den Brunnen gefallen war und die Vorrunde für Deutschland das Aus bedeutete. Der DFB-Präsident will nun im Nachgang zur WM die Zukunft Özils in der Nationalmannschaft öffentlich besprechen, wenn er von Özil eine Erklärung zu den Fotos mit Erdogan verlangt und davon indirekt dessen weitere Karriere in der deutschen Elf abhängig machen will.
Verspätet. Zu spät. So agieren sonst nur in die Enge Getriebene, die um ihre hoch dotieren Jobs bangen. So betrachtet ist Mazyeks Forderung wiederum berechtigt, aber er ist hier ganz sicher nicht der erste Absender so einer Forderung.