Tichys Einblick
Nicht missglückt, sondern Methode

Noch WDRlicher: Nach „Umweltsau“ ist die Oma jetzt auch „Nazisau“

WDR-Mitarbeiter Hollek twitterte in vollendetem Jugendspeech: „Lass mal über die Großeltern reden, von denen, die jetzt über #Umweltsau aufregen. Eure Oma war keine #Umweltsau. Stimmt. Sondern eine #Nazisau.“

Screenprint: WDR Mediathek

„Oma ist ne Umweltsau“, gesungen vom Dortmunder Kinder- bzw. Mädchenchor des WDR – der Sender entschuldigt sich irgendwie halbherzig, nimmt jedenfalls den Beitrag vom Netz und Intendant Tom Buhrow meldet sich im Radio zu Wort, nicht etwa offiziell, sondern so als Überraschungsanrufer einer Sondersendung bei WDR2, nachdem eine fünfstellige Zahl an Facebook-Kommentaren den Auftritt der Mädchen mit ihrem Oma-Hasslied negativ besprachen.

Ja, sogar die Politik mischte sich ein, wenn der unvermeidbare Armin Laschet aus NRW sich ebenfalls negativ über die Oma-Beleidigungen äußerte. Die, die es eigentlich bestellt haben, zucken also pro forma zurück. Ach so: Tom Buhrows Vater ist keine Umweltsau, betonte der beim Anruf in der Sondersendung des WDR2, aber die Opas wurden auch gar nicht besungen von dem kleinen Kinderchor des WDR.

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Aber das sind Details, ebenso wie die vorgeschobene Reumütigkeit des WDR-Programmchefs Jochen Rausch, der bildgewaltig davon sprach, man hätte mit einem zu großen Hammer auf einen zu kleinen Nagel geschlagen, der also in etwa sagte, dass die Sache an sich schon in Ordnung ginge, aber irgendwie anders.

Damit allerdings war Rausch näher an der Wahrheit, als ihm lieb sein kann, wenn seine singenden Mini-Gretas keineswegs übers Ziel hinausgeschossen waren, sondern von WDR-Leuten exakt da hingestellt wurden, wo der Shitstorm über das Geschehen hereinbrach. Rausch und Buhrow leisteten also so etwas wie Abbitte für das Wie, nicht das Was, aber da wo sie und die Arbeit ihres Sender eigentlich politisch wirkt, wurde selbstverständlich weiter geschossen, wenn neben den Mädchen weiterer Nachwuchs des WDR in Gestalt des Mitarbeiters Danny Hollek macht, was er eben gelernt hat beim WDR: keinen Millimeter zurückweichen, vorwärts immer, rückwärts nimmer! WDR-Mitarbeiter Hollek twitterte in vollendeten WDR-Jugendspeech:

„Lass mal über die Großeltern reden, von denen, die jetzt über #Umweltsau aufregen. Eure Oma war keine #Umweltsau. Stimmt. Sondern eine #Nazisau.“

Von der Umwelt- zur Nazisau: vom WDR zum WDR. Mal davon ab, dass selbst noch die Omas von heute, die 85 Jahre alte sind, schwerlich Nazis gewesen sein konnten, wenn sie 1945 noch keine zehn Jahre alt waren, aber so genau nehmen es WDR und WDR-Mitarbeiter nicht, Hauptsache, man befindet sich auf dem vorgegeben WDR-Kurs. Dieser Sender und seine Formate sind ja nicht erst seit gestern Speerspitze der öffentlich-rechtlichen Politeinflussnahme. Hier ist beispielsweise Moderator Georg Restle mit seinen schwarzen Kanal namens Monitor zu Hause, hier wird der Politik der Bundesregierung und der Bundeskanzlerin fleißig das Wasser voran getragen auch auf die Gefahr hin, sich einmal übel zu verkleckern – dann ruft der Intendant eben mal im Radio an, lässt sich durchstellen und weiter geht’s.

Weiter geht’s mit Danny Hollek, der eben vom WDR in den Shitstorm gestellt wird und dafür schon irgendwann seine Lorbeeren abholen darf, wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen. Leute wie Georg Restle von Monitor werden auch älter und Hollek ist kaum über 20, seine Zeit wird kommen und der WDR wird sich erinnern an den jungen Mann, der 2019 zwar über das Ziel hinausschoss, der aber schon damals wusste, wohin geschossen wird: Auf „Nazi-“ und auf „Umweltsäue“, auf ältere Menschen, die zu nichts weiter taugen, als den Jüngeren, die nichts mehr produzieren, sich stattdessen nur selbst produzieren, die Rente aus der Tasche zu ziehen. Und wer kritisiert – Sie ahnen es:

Die Zusammenarbeit zwischen Hollek und WDR wird vom WDR nicht bestritten. Aber noch ziert man sich ein bisschen, klar zu äußern, wen man da an öffentlich-rechtlicher Brust säugt, wenn schon Stunden nach seinem „#nazissau“ die noch junge Vita von Hollek einige ziemlich düstere Flecken aufzuweisen scheint, wenn der WDR-Mitarbeiter sich in Antifa-Kreisen betätigt haben soll, also aus der ersten Reihe auf alles ballert, was Merkel-Politik kritisert. Aber dazu später und nach gründlicher Recherche.

WDR instrumentalisiert Kinder
„Meine Oma ist ne alte Umweltsau!“
Der WDR hat also nach seinem eigentlichen Verständnis überhaupt keinen Fehler gemacht, er ist einfach nur übers Ziel hinausgeschossen, wie die Kommentare des Intendanten, des Programmchefs und des Nachwuchses hinreichend belegen. Politfernsehen für den Moment in der Defensive? Ach was: Das Vorpreschen ist Programm. Hier wird schon ausgelotet, was die Politik der Bundesregierung am nächsten Tag tragen soll. Es ist, wie es schon in düsteren deutschen Zeiten war: Ein Medium saut vorneweg, platziert den WDRlichen Versuchsballon und die Politik schaut mal, was passiert, um gegebenenfalls dann Vorgekautes und wieder Hochgewürgtes nachzukauen. So machte man es früher, so macht man es heute. Warum? Weil es funktioniert!

Erkenntnis für die Politik und die Öffentlich-Rechtlichen: Die Omas und Opas muss man offiziell weiter umgarnen. Was übrigens schon deshalb Sinn macht, weil sie das Sehvolk der ÖRR sind und das Wahlvolk der grünen Merkelpolitik, wenn die Wahlen in 2019 gezeigt haben, dass Grüne eben besonders häufig auch von lieben Omis gewählt werden. So gesehen sind die Omis von heute die Speerspitze der grünen Bewegung der Bundeskanzlerin und des WDR. Der Sender hat sich also ins eigene Kontor geschossen.

Viel folgerichtiger wäre es doch für den WDR gewesen, die „#Umweltsau“ im Osten der Republik zu identifizieren, dort, wo sowieso schon nach öffentlich-rechtlicher Lesart die „#nazisau“ zu Hause ist. Aber so ein Sender kann ja nicht alles richtig machen – macht aber nichts, dann ruft Tom Buhrow eben wieder im Radio an und der nächste Hollek schreibt den passenden Tweet. Dafür muss man sich nicht einmal absprechen: Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.

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