„Keine Hinweise auf islamistischen Hintergrund“, schreibt die Zeit. Aber was für eine Trägheit des Denkens ist das eigentlich, wenn die Tat auf eine Weise die Handschrift des islamistischen Terrors in Europa trägt, dass am Ende nur eines nicht passen will: der Täter. Er ist nicht einmal „Paßdeutscher“, so die Polizei. Sondern richtig.
Wenn der Täter nicht passt
„Es spricht im Moment nichts dafür, dass es einen islamistischen Hintergrund gibt.“, sagt der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU). Und das ist ausgerechnet jener Minister, der nach einer Armlänge Abstand angesichts einer eskalierenden Messerstecher-Serie mitten in Deutschland empfahl: „Man muss nicht unbedingt Menschen nah an sich ranlassen …“ Menschen? Nein, er meinte Messerträger. Nein, er meinte ganz konkret jene Migranten in Deutschland, die zustechen, wenn ihnen das hier heimische Wertesystem nicht in den Kram passt. Das ist unsere deutsche Realität. Und deutsche und europäische Realität sind Attentate islamistischer Attentäter, die gestohlene Autos in Menschenmengen fahren. Und so, wie deutsche Polizisten nun mit stichsicheren Halskrägen ausgestattet, Plätze und Märkte mit Pollern zugepflastert werden, welche gestohlene Autos anhalten sollen, die von Brüdern der Messerstecher gefahren werden.
Und ja, es gibt nun auch deutsche Nachahmer. Aber die Polizei schloss in Münster einen terroristischen Hintergrund aus. Wie kann das sein? Sind wir es seit Jahrzehnten gewöhnt, dass Menschen Fahrzeuge in Menschenmengen fahren, um diese zu töten? Weil Amri jetzt Jens heißt, existiert Amri nicht mehr? Wenn der erste Gedanke „islamistischer Attentäter“ heißt, dann hat das tiefergehende Gründe. Dann gibt es überhaupt keinen Anlass, still und heimlich zu jubelieren. Es sei denn für jene, die diesen Verdachtsmoment erst in die Welt gebracht haben mit ihren Morden. In Brüssel, in Paris, in Berlin und Kopenhagen. In Nizza. In Moskau, St. Petersburg und anderen russischen Städten, wie wir oft vergessen. In London und vor einem Jahr in Stockholm. Jahrestag des Grauens. Jens R. ist Anis Amri. Denn er hat sich seiner Waffe bedient. Ein Nachahmer und weiß Gott kein Grund zur Freude, wenn Menschen ihr Leben lassen mussten, die sich auf einem öffentlichen Platz an einem sonnigen Tag gemeinsam des Lebens freuten. Wenn Menschen schwer verletzt wurden, die diese Verletzungen noch mit sich herumtragen müssen, wenn diese Wunden längst verheilt sind.
Reaktionen
Die Apothekerin weint am Telefon. Aber ein Freund freut sich, dass Anis dieses Mal nur Jens hieß. Aber warum eigentlich? Und er erinnert obendrein daran: „Der schlimmste Attentäter war ein norwegischer Wikinger!“ Aber wie kann man einen europäischstämmigen Massenmörder mit einer islamistischen Terrorbewegung aufrechnen? Wer stellt solche widerlichen Rechnungen an? Die Apothekerin weint am Telefon, weil ihre Welt von nun an anders aussehen wird. Weil eine der verderbtesten islamistischen Terrorarten einen deutschen Nachahmer gefunden hat. Weil auch dieses Attentat also zweifelsfrei einen islamistischen Hintergrund hat. Der Täter soll psychisch krank sein, also kein Terror, atmen Politiker und Medien hörbar auf.
Nein, der Wahnsinn wird als psychische Krankheit zu etwas leider Unabwendbarem erklärt. So waschen die Verantwortlichen ihre Hände in Unschuld. Geben ihre Verantwortung an die Straße zurück, während sie selbst keinen Millimeter Macht abzugeben bereit sind. Das Ende der Politik muss beginnen, die der islamistischen Gefahr Tür und Tor weit geöffnet hat. Bevor der nächste Autofahrer bei klarem Verstand wieder Anis heißt und seinen zutiefst kranken religiösen Fantasien in einem gestohlenen Auto nachjagt. Mitten hinein in die nächste Menschenmenge in Brüssel, in Paris, in Berlin oder Kopenhagen. In Nizza. In London oder Stockholm.