Wenn bei schweren Anschlägen und Attentaten davon die Rede ist, eine Nation oder ein Land sei in seinem Innersten getroffen, dann ist das zunächst einmal eine Solidarisierung mit den Opfern aus den eigenen Reihen, eine emotionale Frontstellung gegen den Aggressor von außen oder von innen. Es ist eine Überhöhung der Bedeutung der eigentlichen Tat gegen Einzelne hin zum Akt der Gewalt gegen das gesamte Kollektiv.
In der Pariser Polizeipräfektur auf Île de la Cité, der Seine-Insel mitten in Paris, wurde jetzt auf grausige Weise deutlich, wie sich das tatsächlich anfühlt, wenn ein Feind mit einem Angriff die verhasste Kultur und die verhasste Nation im Wortsinne in ihrem „Innersten“ trifft.
Nämlich genau dort, wo doch die Sicherheit des Landes und der Menschen vor Übergriffen und Gewalt geschützt werden sollte: Mitten im Hochsicherheitsbereich der französischen Polizeizentrale in Paris. Ein langjähriger Mitarbeiter, der schon vor zehn Jahren zum Islam konvertiert war, hat vier seiner Kollegen auf grausame Weise mit Messern hingemetzelt, welche er vor den Morden noch in aller Seelenruhe in seiner innerbetrieblich zugesicherten Mittagspause eingekauft hatte, nachdem er kurz zuvor mit seiner Ehefrau noch 33 Kurznachrichten ausgetauscht haben soll, in denen er Allah, Mohammed und den Koran pries, wie die Ermittlungsbehörden schnell herausgefunden haben wollen.
Der 45-jährige Täter brauchte sieben Minuten mit den Messern, bis vier seiner Kollegen in ihrem Blut lagen und starben. Sieben Minuten, die jetzt ein Land tief erschüttern, die aber – das steht zumindest zu befürchten – auch dieses Mal nicht furchtbar genug sein werden, die Politik dieses Landes dahingehend zu verändern, dass es oberstes Ziel werden wird, solche Morde zukünftig mit allen nur zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern.
Kaum zwei Minuten pro Mord hat es gedauert, bis ein islamistischer Attentäter im Wortsinne im Innersten unserer Nachbarrepublik vier Kollegen vom Leben in den Tod befördert hat, bevor er wohl durch einen gezielten Tötungsschuss davon abgehalten werden konnte, seine grauenvolle Mordserie fortzusetzen. Am Dienstag wird der französische Präsident am Tatort zu Momenten der Trauer erwartet. Wird er jenem Polizisten dankbar die Hand schütteln, der den Abzug betätigt hat, wird er denjenigen auszeichnen, der den Kollegen und Mörder zur Strecke gebracht und damit die Mordserie beendet hatte? Wird der Präsident endlich öffentlich einen Zusammenhang herstellen zwischen einer bestimmten Religion und fanatischem Mordwahnsinn?
Die allgemeine Erschütterung geht in Frankreich jetzt weit über die Tatsache hinaus, dass hier ein islamistischer Attentäter im Innersten der Nation gemordet hat. Das Entsetzen ist auch deshalb besonders groß, weil es die Regierung von Macron gewagt hatte, den Bürgern gegenüber und wider besseres Wissen fast 24 Stunden lang den Terrorismusverdacht zu verschweigen, bevor ein paar entschlossene Polizisten und Kollegen der Ermordeten wie des Mörders der Presse Informationen unter anderem über den religiösen Hintergrund des Messermörders zuspielten. Daraufhin erst hat Innenminister Christophe Castane seine vorhergehenden Beschwichtigungen revidiert. Was ist das für ein Land, in dem an der Spitze des Innenministeriums, dort, wo auch die innere Sicherheit verwaltet wird, ein Mann sitzt, der wohl wissentlich die Unwahrheit sagte, als er davon sprach, es hätte keine Verhaltensauffälligkeiten gegeben?
Jetzt hat der französische Anti-Terrorstaatsanwalt die Ermittlungen wegen Mordes im Zusammenhang mit einer terroristischen Vereinigung übernommen.
Was aber wird die Kenntnis des Tatherganges, was werden diese sieben Minuten individueller Horror verändern? Der auf solche Angriffe folgende Automatismus ist bekannt: Erst wird der Terrorist zum Geistesgestörten, dann werden diejenigen angegriffen und als Rechte und Nazis verunglimpft, die das einzig Richtige in so einem Moment verlangen: Eine radikale Umstrukturierung der Sicherheitsarchitektur, eine Personalaufstockung der Sicherheitsbehörden mit lückenlos durchleuchtetem Personal, eine lückenlose Überwachung solcher Personenkreise, die als Islamisten bekannt oder des Islamismus verdächtig sind. Und nicht zuletzt endlich eine Neuaufstellung der Einwanderungspolitik, die bevorzugt solchen gut ausgebildeten Menschen eine Einwanderung ermöglichen muss, die aus nichtislamischen Herkunftsländern kommen – nicht zusätzlich zu diesen, sondern statt diesen.
Des Weiteren müssen muslimische Gebetshäuser in Europa engmaschig von Sicherheitsbehörden unterwandert und schnellstmöglich geschlossen werden, wenn sich der Verdacht erhärtet, dass hier eine Religion gelehrt wird, die der Lebensweise und der Kultur des Gastgeberlandes nicht den zwingenden Respekt entgegenbringt. Religionsfreiheit? Nein, nicht um jeden Preis. Nicht um den Preis, dass sich ein Mitarbeiter an neuralgischer Stelle im Sicherheitsapparat mitten in Paris unter den Augen der Behörde muslimisch-religiös radikalisieren kann, ohne dass sofort eingeschritten und dieser Mann aus Sicherheitsgründen wiederum engmaschig überprüft und für diese Überprüfung mindestens vorübergehend seiner Aufgaben entbunden wird.
Das offizielle Frankreich ist nach nationalen Tragödien immer schnell dabei, die ganz große gesamtgesellschaftliche Aktion anzukündigen. Aber den markigen Worten folgt oftmals leider nichts. Der Mund sitzt locker, aber den Worten folgen kaum Taten, wenn die Wut, die Trauer und die Empörung wieder den Alltagssorgen gewichen sind – die großspurigen Ankündigungen des Präsidenten zum Wideraufbau von Notre Dame beispielsweise: verpufft ebenso, wie die Spendenbereitschaft zum Wideraufbau französischer Milliardäre.
Die Regierung will nun sicherstellen, dass sich so ein Fall nicht wiederholt. Aber wie will man einen Islamismus ausrotten, der sich schon so tief in die französische Kultur eingepflanzt hat, dass er nicht einmal mehr vor den Sicherheitsbehörden, also den Herzkammern der Republik halt macht? Der Infarkt ist da. Aber anstatt nun das schlechte Cholesterin auszuweisen, sollen wieder nur weitere Bypässe gelegt werden, wenn es da heißt:
„Es werde zwei Aufklärungsmissionen geben, sagte der französische Premierminister Edouard Philippe der Zeitung „Le Journal du Dimanche“ am Samstag. Eine betreffe die Polizeipräfektur in der französischen Hauptstadt, die zweite die Geheimdienste, die mit der Terrorbekämpfung betraut seien.“
Aber das Problem ist nicht die Polizeiprefäktur oder der Geheimdienst, in die man jetzt wohl so etwas wie ein Schnüffelsystem und nur noch mehr Misstrauen den Kollegen gegenüber installieren will – womöglich gleich noch den Kampf gegen Rechts mit implantieren – nein, das Problem ist viel grundlegender und es gilt für Frankreich ebenso wie für Deutschland: Auch hier haben Fälle von Unterspülung der Sicherheitsarchitektur schon erste Dämme brechen lassen, wie Beispiele aus der unterwanderten Berliner Polizeiausbildung hinreichend belegt haben.
Also was ist da so entsetzlich schief gelaufen? Die Sicherheitsbehörden hatten schnell alle Fakten auf dem Tisch über den Messermörder von Paris. Jean-François Ricard, Chefermittler besagter Anti-Terror-Staatsanwaltschaft, erklärte, der Mann sei vor rund zehn Jahren zum Islam konvertiert, er habe Kontakt zu mutmaßlichen Anhängern der salafistischen Bewegung gehabt und er sei Anhänger einer ultrakonservativen Strömung innerhalb des Islams gewesen. Nein, so etwas ermittelt man nicht in Stunden, das muss schon länger im Schrank verstauben.
Der französische Präsident schickt Frankreichs Polizei über viele Monate hinweg mit teils massiver und im Nachbarland Deutschland als verstörend empfundener Gewalt gegen die protestierenden Gelbwesten-Bürger auf die Straße. Die brutale Polizeigewalt in Frankreich gegen diese Proteste nutzen auch Angela Merkel, wenn die von Macron beförderten polizeilichen Gewaltausbrüche auch in Deutschland abschreckend auf die Bürger wirken, die dann lieber zu Hause bleiben und sich nicht solidarisieren mit den französischen Nachbarn. Da werden mit modernen Anti-Demonstrationswaffen, auch mit schweren Gummigeschossen Augen und Hände verletzt, da wird geknüppelt. Gleichzeitig jedoch meidet die Polizei immer größere Areale in den Städten Frankreichs und Europas und überlässt sie sich selbst, weil sich dort eine kriminelle wie islamistische Gesellschaft entwickelt hat, vor der man längst kapituliert hat. Und deren Arme reichen also schon tief hinein in die neuralgischen Behörden der Nachbarrepublik.
Vermutlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Wahnsinn auch hierzulande massiver wird – nicht nur durch neu zugewanderte islamistische Terroristen, sondern auch durch die Indoktrinierung in den Moscheen und sozialen Netzwerken, die einwirkt auf die Köpfe von innerlich längst radikalisierungsbereiten und hier mitunter schon über Generationen in Europa ansässigen Muslimen. Nur scheinbar kommt diese Konversion von Muslimen zu Islamisten aus dem Nichts. Der islamistische Wahnsinn ist längst in all seiner Vielfalt in Europa angekommen und etabliert. Alleine der Zufall entscheidet darüber, wo er als nächstes explodiert.