Tichys Einblick
"Egal, woran Sie glauben..."

Integrationsbeauftragte Widmann-Mauz schämt sich für Weihnachten

Von Weihnachten also auf der offiziellen Weihnachtskarte keine Rede. Hat der ominöse Grinch der Integrationsbeauftragten das Weihnachtsfest geklaut? Zu befürchten ist: Widmann-Mauz wollte muslimischen Mitbürgern mit der Geburt Jesu nicht zu nahe treten und hat es deshalb für alle weggelassen.

John MacDougall/AFP/Getty Images

Zwei Nachrichten in der Vorweihnachtszeit, die im Prinzip dasselbe Thema behandeln, aber dennoch unterschiedlicher kaum sein könnten. Die eine kommt von der Integrationsbauftragten der Bundesregierung und die andere aus einem beliebten Leibziger Döner-Imbiss. Hier spricht Annette Widmann-Mauz (CDU), dort die Familie Ebrahimi.

Fangen wir mit der Christdemokratin an. Sie ist seit ein paar Monaten „Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Kanzleramt“. Zuvor war sie seit 2009 parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit. So weit, so gut. Was sich die gebürtige Tübingerin allerdings gerade geleistet hat, hat das Potential zu einem echten Aufreger, wenn auf Weihnachtsgrußkarten aus ihrem Hause „Weihnachten“ kurzerhand weggelassen wird und die verdutzten Empfänger der Nachricht mitten in ihre Vorweihnachtsstimmung hinein von der Vorsitzenden der Frauen-Union zu lesen bekommen: „Egal, woran Sie glauben … …wir wünschen Ihnen eine besinnliche Zeit und einen guten Start ins neue Jahr.“ aufgedruckt auf einer Karte, die mit einer Selbstverständlichkeit eine reine Damenriege mit einem schüchtern eingequetschten Jüngling zeigt, wo vergleichbare Fotos von Horst Seehofer und seinem Herren-Team größte Empörung ausgelöst haben.

Von Weihnachten also auf der offiziellen Weihnachtskarte keine Rede. Hat der ominöse Grinch der Integrationsbeauftragten das Weihnachtsfest geklaut? Nein, sie hat es eigeninitiativ weggeschenkt. Und zu befürchten ist folgender Grund: Widmann-Mauz wollte muslimischen Mitbürgern in Deutschland mit der Geburt Jesu nicht zu nahe treten und hat es der Einfachheit halber gleich für alle weggelassen.

Zu blöd nur, dass Twitter ein langes Gedächtnis hat, so finden sich dort explizite Grußbotschaften wie beispielsweise diese hier, wo Widmann-Mauz den Muslimen zum „Ramadan“ alles Gute wünscht. Wörtlich heißt es da und ausschließlich für diese Glaubensgemeinschaft: „Ich wünsche allen Muslimen in Deutschland anlässlich des Ramadan eine gesegnete und besinnliche Fastenzeit.“

Nicht, das es viele Christen geben würde, die in diese Wünsche eingeschlossen werden wollen, aber wozu dann vor Weihnachten dieses Versteckspiel, wenn es darum geht die traditionellen religiösen Feiertage des eigenen Landes zu beglückwünschen? Ja, man kann Weihnachten doof finden, aber wer würde der 52-Jährigen ernsthaft abnehmen, das es ihr nur darum ging und nicht vielmehr um eine devote Verbeugung gegenüber Zuwanderern muslimischen Glaubens?

Eine viel schönere Geschichte, eine, die von Stolz, Achtung und Dankbarkeit erzählt, haben wir in Leipzig gehört. Dort betreibt eine Familie aus dem Iran in zweiter Generation eine moderne Döner-Imbisskette. Das alleine ist noch nicht die Nachricht, aber Familie Ebrahimi verteilt Heiligabend 1000 Döner an Bedürftige. Und sie machen das nicht zum ersten Mal, sondern bereits im dritten Jahr.

Darüber sprachen wir mit dem 25-jährigen Sohn des Hauses. Keywan Ebrahimi erzählt zunächst vom Weihnachtsbaum, den man wie selbstverständlich zu Hause aufstellen würde, auch ohne christlichen Hintergrund. Der Vater hatte bald nach der Wende den ersten Döner-Imbiss in Leipzig eröffnet. Der Sohn war vor drei Jahren an Heiligabend durch die Stadt gefahren und hatte vorher eingekaufte Schals und Mützen verteilt an Bedürftige. Aber auch mit über einem dutzend Helfer wären nicht genug dieser armen Leute erreicht worden, also besprach man sich in der Familie. Die Idee war geboren: „Wir verdienen 364 Tage im Jahr, warum nicht den 365 Tag zurückgeben an unsere Mitbürger?“

Kann es eine schönere Weihnachtsbotschaft geben? Auf die Frage, ob er keine Angst habe, dass sich auch Menschen anstellen, die nicht bedürftig seien, hat Keywan Ebrahimi eine überzeugende wie einleuchtende Antwort: „Da haben wir keine Sorge. Wir verteilen die Döner Heiligabend zwischen 18 und 20 Uhr. Wer da nicht bei seiner Familie sein kann, da muss etwas nicht glatt gelaufen sein.“

Für Keywan Ebrahimi ist diese Aktion auch ein Dankeschön seiner Familie an das Land. Sein Vater ist Automechanikermeister, aber als er nach Deutschland kam, wurde seine Lizenz nicht anerkannt. Dennoch hätte die Familie viele Chancen und Möglichkeiten bekommen und genutzt. Seine Mutter studierte Medizin, er selbst hat vor ein paar Jahren sein Abitur in Leipzig gemacht. „Meine Eltern haben immer gesagt: du musst besser Deutsch sprechen, als manch einer auf der Straße (lacht). So kann man intellektuell überzeugen und bei Freunden sowieso.“

Angesprochen auf Diskriminierungen sagt er: „Die gab es nie. Einfach, weil wir mit unserem Verhalten dafür keine Freiräume gelassen und also keinen Anlass gegeben haben.“ Mit Fremdenfeindlichkeit hätte die Familie in Leipzig nie Probleme gehabt. „Wir haben uns angepasst, wir sehen uns heute noch gerne als Gast, denn wir haben hier keine so alte Familiengeschichte wie viele andere deutsche Familien.“

Angesprochen auf die Migrationsproblematik der letzten Jahre, sagt Keywan Ebrahimi: „Am Ende des Tages, wenn man sich in einem Land integriert, wenn man sich „anpasst“ dann geht es auch. Viele Syrer und Afghanen sind doch hergekommen, weil sie ihre Situation verbessern wollen. Die, die sich hier nur austoben wollen, können das nur, weil man ihnen den Freiraum lässt. Wir bedauern manchmal solche Ausländer, die auch nach zwanzig Jahren in Deutschland nur zwei Sätze deutsch können. Für Integration muss man etwas tun.“

Bei Familie Ebrahimi arbeiten heute über ein dutzend Mitarbeiter. Und Weihnachten sind viele dabei, wenn es darum geht, Bedürftigen in der Stadt ein „Frohes Weihnachtsfest“ zu wünschen und ihnen einen leckeren dick gefüllten Döner zu schenken. Tausend Mal hintereinander. Vielleicht sollte sich Annette Widmann-Mauz an diesem Tag einmal nach Leipzig begeben, ohne Umstände zu machen, eine Schürze umbinden und mithelfen, da kann die Integrationsbeauftragte im Kanzleramt von einer iranischen Familie in Deutschland noch viel lernen. Frohes Fest.


Noch ein kurzer Nachfass von Düzen Tekkal:

— Düzen Tekkal (@DuezenTekkal) December 19, 2018

Dazu ein Beitrag von Tomas Spahn aus März 2018:

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