Ja doch, man muss vorsichtig sein, wenn es darum geht, Heiko Maas zu kritisieren. Dann, wenn man nur mit dem Gesamtauftritt dieses Saarländers argumentiert, der doch allen Anlass gibt, subjektiv an die Sache heranzugehen. Dann, wenn sich jeder weitere verdruckste TV-Moment als Steilvorlage anbietet, nur noch übertroffen von dieser ziemlich einzigartigen Kombination aus vorlauter Besserwisserei bei durchgehend defensiver Haltung, so lange, bis das Gegenüber von anderen hingestreckt wurde, dann traut sich auch mal Heiko Maas vorübergehend mit festerer, erhobener Stimme zu agieren. Ja doch, wer Menschenkenntnis für sich reklamieren kann, identifiziert hier den Angstbeißer.
Aber so einfach wollen wir es dem Außenminister nicht machen. Also ignorieren wir einmal persönliche Erfahrungen und schrille Alarmsirenen, die sofort anschlagen und Heiko Maas von Mensch zu Mensch ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellen. Warum auch Schubladen ziehen, es reicht völlig aus, den Außenminister der Bundesrepublik Deutschland beim Wort zu nehmen; dann beispielsweise, wenn er sich in seinem Ministerbüro den Fragen der aktuellen Bild am Sonntag stellt.
Der Außenminister berichtet gegenüber der BamS vom Treffen der europäischen Außenminister in Wien. Seine Kollegen hätten ihn auf die Ereignisse Chemnitz „sehr oft angesprochen.“ Und Maas lässt es im ledersesselweichen Gespräch so klingen, als hätten genannte Kollegen darüber ihr Entsetzen ausgedrückt.
Aber worüber? Und wer genau soll’s gewesen sein? Waren der Außenminister Österreichs, der tschechische, der ungarische, der italienische oder der polnische Kollege so entsetzt über Chemnitz? Über was im Detail? Mit wem genau hat Maas gesprochen? Verrät er uns nicht. Dafür erfahren wir, wovon Heiko Maas überzeugt ist: „Die große Mehrheit in Deutschland (…) ist weltoffen und tolerant.“ Der Rest der Deutschen ist demnach für Hetzjagden. Schwarz oder weiß. Für uns oder gegen uns.
Ziel der europäischen Außenpolitik müssen laut Hamáček Bemühungen um eine Reduzierung der Ursachen der Migration sein. Aber kann man eine Kanzlerin Merkel und ihre Entourage reduzieren? Wie geht das genau? Hamáček bezeichnete den Schutz der Grenzen und eine gut gezielte Entwicklungshilfe als den richtigen Weg. Naheliegend ist es also, dass Maas ein ums andere Mal auf Chemnitz angesprochen wurde – aber wohl viel mehr verbunden mit der dringenden Bitte, diese Empörung der Bürger über wieder einen weiteren Mord mit Messer mitten in Europa endlich ernst zu nehmen.
Schlimm. Aber noch schlimmer da, wo Heiko Maas zum Anstifter wird, wo er Linke und Linksradikale weiter anstachelt, sich den Kritikern der Zuwanderungspolitik endlich entgegenzustellen. Wegducken ist nach Maas nun nicht mehr erlaubt. „Wir müssen Grenzen zeigen gegen Neonazis und Antisemiten.“, sagt Maas, wenn er eine Haltung gegen Zuwanderungskritiker einfordert, die sichere Grenzen fordern.
Und Heiko Maas droht ganz offen jenen, die ihre Haltung öffentlich diskutieren wollen, die sich einmischen, wenn die Politik der Bundesregierung diese so erfolgreich aufgebaute europäische Gemeinschaft so massiv gefährdet, wie es der spanische Außenminister formuliert hatte. Heiko Maas zeichnet ein bedrohliches Szenario, das real werden würde, wenn die „Anständigen“ weiter schweigen. Ergo sind jene, die ihren Mund aufmachen, per Se unanständig. Das ist nun aber auch historisch betrachtet die Rhetorik der Scharfmacher. Vorgetragen von einem Biedermann, der dabei so viele jener deutschen Untugenden vertritt, die zu bekämpfen ganze Nachkriegsgenerationen auf ihre Fahnen geschrieben hatten, um dabei an einem Heiko Maas so grandios zu scheitern. Ein Widergänger.
Biedermeier und Brandstifter. Aber schon geht die Angst um. Dann wird es bissig. Denn wie bitte kann sich Heiko Maas noch sicher sein, dass die Brandstifter „gegen Rechts“ die er sich ins Haus geholt hat, nicht am Ende auch ihn selbst aus dem Amt jagen? Ist Heiko Maas am Ende doch ein mutiger Mensch, wenn er so einen Zweifrontenkrieg riskiert? Was wird er tun, wenn sich die fiktive Menschenjagd in Berlin zu einer ganz realen auswächst, wenn die Wähler endlich die Nase voll haben und Maas und Kollegen per Wählervotum aus dem Amt jagen? Hinter der Maas-Partei stehen mittlerweile kaum mehr Wähler als hinter der AfD, die Luft wird dünn. Ein positiver Trend für die SPD weniger wahrscheinlich als für die AfD.
Nun könnte man fragen, ob der Aufstand der Anständigen, den Maas fordert, nicht längst begonnen hat. Und ob der Außenminister nicht gerade deshalb fordert, sich diesen Anständigen entgegenzustellen? Maas ist ein Aufwiegler. An ihn muss im besonderen Maße der Appell gerichtet werden, sich endlich zu besinnen. Alleine, es fehlt der Glaube. Man kann nicht mit jedem reden. Die Anständigen müssen sich auf die konzentrieren, die noch Willens sind, etwas zum besseren zu gestalten. Der Außenminister bezeugt weiterhin, dass er nicht dazu gehören möchte.