Nein, das werden wir jetzt mal nicht wieder duldsam und Laissez-faire an uns vorbeischrammen lassen, als wären wir mit einem blauen Auge davon gekommen. Dieser Gerald Hensel von Scholz & Friends hat nun seinen Job verloren. Der Bumerang-Effekt in Reinkultur. Aber anstatt nun mal die Wurfhand ruhig zu halten, jammert Hensel darüber bei Stern.de. Jammert, er würde beschimpft werden, bekäme Morddrohungen und müsse sich verstecken. Er sei „in einem Hotel an einer Stelle, die nicht in Berlin ist.“
Wen das interessiert? Niemanden. Diese konstruierte Opferrolle ist beschämend. Das müssen auch die Herren bei Scholz kapiert haben und haben ihn gehen lassen: üblicherweise die vornehme Art und Weise sich von einem unliebsamen Mitarbeiter so schnell wie möglich zu trennen.
Hensel plaudert, „Menschen arbeiten sich durch insgesamt 22.000 meiner oft politischen Tweets, um mich dann in Foren als Antisemit zu zeichnen. So startet dann die nächste Angriffswelle“. Ob das so ist, wird zu klären sein. Aber positiv darf doch zunächst erwähnt werden, dass man sich mit Herrn Hensels umfangreichem Werk beschäftigt. Und 22.000 Tweets zu durchforsten, die wie bei vielen anderen Twitterern auch eine Menge Nonsens enthalten – aller Ehren wert, wer sich diese Mühe überhaupt macht.
Nun hätten das viele Interessierte auch gerne auf Facebook oder auf Hensels privater Website getan, mal nachgeschaut, mal investigiert, was er da so fabriziert hat über die Jahre. Aber da hat Gerald Hensel längst den Reißwolf eingeschaltet und ließ virtuelle Papierschnitzel regnen – eine Mini-Konfettiparade abgekupfert von der viel größeren 1990 in der Normannenstraße.
Aufhorchen sollte man besonders da, wo Hensel dem brav mitleidig zuhörendem STERN seine Motivation erklärt. Er hätte einen „Fehler im System“ gefunden. Was klingt, wie so ein aufgehamsterter Wichtigsatz von Morpheus aus Matrix Reloaded meint schlicht die banale Hensel-Erkenntnis, dass es Internetseiten mit Hetzinhalten gibt (in Echt?) und daneben keine Werbebanner geschaltet werden sollten. Aber was für Hetzseiten hat Hensel geschaut? Wer sich vorwagt in den rechtsradikalen Schmuddel, der erkennt schnell, kaum Besucher, keine Werbebanner – möglicherweise eines für Klamotten von Thor Steinar? – nein, selbst das wurde nicht gesichtet bei NPD.de oder sonst wo. Zu unbedeutend, zu wenig erfolgversprechend für die Banner organisierenden Agenturen.
Wer nun aber so schlampig arbeitet, als ginge es in der Politik und Gesellschaftskritik zu, wie im Agenturmeeting, wenn es darum geht, etwas Spaßiges für Opel zu erdenken, wo dann ein paar bekiffte Ideen hin und her geschleudert werden, bis so denkwürdige Wortkombinationen wie diese hier vom Scholz-Schreibtisch beim sicher bedäppert schauenden Kunden landen: „Da fliegen dem Frosch die Locken weg! Ready. Set. Blow!“ der glaubt, er käme mit jedem Mist durch.
Dieses wikipedia weiß es (wie immer) besser: „Innerhalb des demokratischen Spektrums wird der Begriff „rechts“ heute meist mit „bürgerlich“ gleichgesetzt und für die entsprechenden Parteien (in Deutschland vor allem CDU/CSU und teilweise FDP) verwendet, um sie von der „Linken“ abzugrenzen.“ Wie schwammig ist das alles also?
Eines ist allerdings sicher: Gerald Hensel ist tatsächlich überrascht worden von der Resonanz, die er auf seine Aktion bekam. Nebenbei bemerkt dürfte so etwas einem ausgewiesenen Strategieexperten einer Agentur nicht passieren. Der sollte seine Ideen schon einigermaßen im Griff haben, sonst werden die Kunden unsicher und gehen lieber zu dem, der schon vorher weiß, wie heiß der Ofen wird, wenn man dieses und jenes Brennholz hineinschiebt.
#keinmitleidfürselbstschuld
Hensel jammert gegenüber dem Stern: „Seit sieben Tagen stehe ich unter Dauerfeuer von populistischen und rechten Blogs, die täglich mit mehreren Artikeln in einer sehr systematischen Weise gegen mich persönlich schießen. Mein Arbeitgeber und ich werden mit den absurdesten Vorwürfen konfrontiert.“ Fragt der Stern interessiert nach, was das denn für Absurditäten seien? Natürlich … nicht. Die nächste Frage lautet dafür: „Haben Sie auch positive Erfahrungen gemacht?“ Herrje. Na klar. Er hat ein schnuckliges Hotel gefunden außerhalb von Berlin! Eine Zuflucht vor der eigenen Dummheit.
Aber immerhin, der Stern fragt nach, warum Gerald Hensel Broders „Achse des Guten“ mit PI-News gleichgesetzt hätte. Und was antwortet der Gute? Er sei eben manchmal ein „naiver Idealist. Ich bin ein Mensch, der eine Idee hatte. Ich habe einen definitiv nicht rechtsicheren Text geschrieben. Dennoch haben sich diese Leute demaskiert und gezeigt, wer sie wirklich sind.“
Ach so! Wenn man Scheiß verzapft, der andere finanziell zu ruinieren droht, weil die dicken Agenturen mit den Werbebannern kündigen, weil wiederum ihre Kunden unter Druck gesetzt wurden, dann entschuldigt sich das automatisch mit irgendeinem nicht erklärungsbedürftigem naiven Idealismus? Dann ist die Wut der von diesem Hensel-Idealismus beschmutzen Leute eine Demaskierung? Läppischer kann man ja seinen eigenen Mist nicht entschuldigen. Warum nicht einfach „Sorry“ schreiben und sich erklären? Warum nicht einmal die Wut der anderen, der Geschädigten mit dem gehörigen Respekt zu besänftigen versuchen, wenn man so großen Mist gebaut hat?
Aber Hensel macht es, wie es kleine Kinder machen, die einfach nicht kapieren wollen, dass sie mit schmutzigen Fingern in der Zuckerdose erwischt wurden, er leugnet: „Ich habe alles richtig gemacht.“ Und auf die so überdreht pathetisch wirkende Frage des Reporters, ob er den nun sein Leben dem Kampf gegen Rechts widmen würde antwortet der naive Idealist #keingeldfürrechts-Hensel: „Ich würde die Formulierung ‚Kampf gegen Rechts‘ ungern benutzen.“ Er hätte aber „ein großes Interesse an dem Thema ‚manipulative Knoten‘ im Netz. (…) Die eine Hälfte Deutschlands denkt, ich bin Gott, die andere denkt, ich bin der Teufel. Wahrscheinlich stimmt beides nicht.“
Nein lieber Herr Hensel, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Gott sind, ist tatsächlich gering. Dass Sie hingegen einen gehörigen Knoten in den Synapsen haben, ist hingegen wahrscheinlicher. Auch der Teufel dürfte über Ihre Anmaßung beleidigt sein. Wer von Ihnen halten könnte, was ein anderer über einen Dritten „mit Verlaub“ gesagt hat, weiß ich nicht. Sie aber vielleicht.