Sagen wir es zunächst Mal so, wie es ist: Es können noch so viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, die Perspektiven für junge Zuwanderer im deutschen Handwerk werden dadurch nicht besser. Ohne lange Statistiken zu wälzen liegt das Problem auf der Hand: Das duale Ausbildungssystem und der hohe Bildungstand junger Deutscher. Letzterer zwar oft gescholten und von Pisa-Studie zu Pisa-Studie kleiner geredet, aber bei einer stetig wachsenden Zahl von studierunwilligen Abiturienten und Studienabbrechern wartet der eine oder andere Ausbildungsbetrieb lieber mal ein Jahr länger auf den passenden Kandidaten, als einen zu nehmen, dessen schulische Vorbildung sich nebst Allgemeinbildung auf kaum akzeptablen Niveau befindet, von Sprachbarrieren einmal ganz zu schweigen.
„Und genau das ist der Grund, warum so viele junge Geflüchtete beim Versuch scheitern, in Deutschland einen Ausbildungsplatz zu ergattern: Schulische Erfahrungen und die Anforderungen der Betriebe passen einfach nicht zusammen.“, schreibt die WELT aktuell unter der Headline: „Flüchtlinge passen nicht zum deutschen Ausbildungssystem“.
Screenprint: Welt.de
Nun, kurz vor Weihnachten 2017, der nächste Wellenbrecher für die hochgesteckten Ziele, junge Zuwanderer schnell und flächendeckend zu willkommenen Lückenfüllern der offenen Ausbildungsstellen zu machen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat eine Studie veröffentlicht, die ein klares „Passungsproblem“ auf dem deutschen Ausbildungsmarkt feststellt: „Betriebe und junge Menschen finden einfach nicht zueinander.“ Und daran würde sich auch so bald nichts ändern.
Die IW-Forscher untersuchten, was Schüler an den Schulen und Berufsschulen in den sechs Hauptherkunftsländern Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Iran und Somalia gelernt haben. Nämlich überdeutlich weniger, als ihre deutschen Altersgenossen. So ganz neu sind diese Studienergebnisse allerdings nicht. Schon ab Ende 2015 zogen die Medien die Reißleine, als sie die Mär von den guten schulischen Hintergründen in den Herkunftsländern nicht weiter transportieren wollten.
Damals verwies das IW offensichtlich peinlich berührt von diesen Ergebnissen auf „syrische Ärzte in Deutschland“, welche hierzulande die viertgrößte Gruppe unter den ausländischen Medizinern seien. Dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und zudem allenfalls etwas über Elitenausbildung erzählt, konnten Leser der Studie schnell schlussfolgern. So durchlief beispielsweise auch der syrische Diktator Baschar al-Assad eine Ausbildung zum Augenarzt an einer Londoner Klinik, was nun freilich null komma null Aussage zulässt über das Lernniveau an den Grundschulen in Damaskus – wie auch?
Nun zitiert also die WELT aus einer „aktuellen Studie“ des Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zum Bildungsstand von Geflüchteten. Fazit der Studie über Bildungssysteme in Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Iran und Somalia: „Die Analyse der Berufsbildungssysteme zeigt, dass diese sehr heterogen sind und sich stark vom deutschen System unterscheiden.“ Ja, heterogen ist eine nette Umschreibung für oft viel schlechter.
Offensichtlich sogar so schlecht, dass man sich in Schönfärberei flüchtet, wenn die Studienmacher es so umschreiben: „Die (formale) Berufsbildung ist immer im jeweiligen historischen, wirtschaftlichen und politischen Kontext zu betrachten und je nach Herkunftsland unterschiedlich weit entwickelt und ausdifferenziert. Dennoch lassen sich bei den betrachteten Ländern gemeinsame Merkmale feststellen, die im Kontrast zur Berufsausbildung in Deutschland stehen. (…) Die Bildungsaspiration von Geflüchteten wurde dadurch geprägt und weicht daher häufig stark von den deutschen Gepflogenheiten und Vorstellungen ab.“ Klartext geht natürlich anders.
Nun wissen auch die Studienmacher: das alles nutzt wenig. Also empfiehlt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln das übliche Sammelsurium an Hilflosigkeiten. Empfiehlt Alternativen zum Standardverfahren bei der Anerkennung beruflicher Qualifikationen aus(zu)weiten, Kompetenzerfassungsverfahren weiterzuentwickeln und frühzeitig zu nutzen, Step-by-step-Lösungen und den Fokus auf die Ressourcen und Potentiale von Geflüchteten zu lenken. Kommt Ihnen bekannt vor? Na klar: ein weiteres Arbeitsbeschaffungsprogramm für Akademiker in der Zuwanderungs-Betreuungsindustrie. Deutsche Akademiker.
Und eine andere Gefahr wächst: Dass das Duale Ausbildungssystem durch ein Bertelsmann-Bonus-System für Flüchtlinge ersetzt wird. Die Institutionen des Landes werden ja schrittweise für diesen Zweck umgebaut.