Der Sehnsuchtsort der Freiheit schlechthin. Ein Melting Pot, „ein Schmelztiegel der Kulturen“, so jedenfalls wirbt die Stadt für sich. Nun ist Stadtmarketing das eine, die Realität etwas ganz anderes. Auf dem neuen Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“, der eigentlich 2012 eröffnet werden sollte, parken gerade die Pleitevögel von Air Berlin – vom Weltflughafen zum Schrottparkplatz. Von einem „Morgenthau-Plan“ twittert Julian Reichelt, Vorsitzender der Chefredaktionen und Chefredakteur Digital bei BILD, über den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, die alles könnte und nichts kann.
Das Versagen der Stadt ist längst zu Literatur geworden – früher hätte man Gossenliteratur gesagt, heute klingt es angemessen:
Wer geht in die Bank mit Methangasflaschen?
Sprengt Automaten, Batzen auf Staat sein’ Nacken?
Wer? Echte Berliner, echte Berliner, echte Berliner.
Wer sind die Kings? Wer macht’s den Gangstern vor?
Wer sitzt am Lenkrad und brettert in den AppleStore?
Echte Berliner, echte Berliner, echte Berliner.
So rappt eine Hook (Refrain) der Berliner Rap-Crew AK Außerkontrolle. Wikipedia weiß: Die bei Jugendlichen populären Rapper stammen mutmaßlich aus der berüchtigten Berliner Einbrecherbande Gullideckelbande.
Berlin ist Gangsters Paradise. Gangsterrapper, die stolz ihre kriminellen Taten in martialischen Videos vorzeigen. Kriminalität bekommt damit einen kulturellen Überbau, wird Vorbild für neue Generationen. Die Verherrlichung von Diebstahl, Gewalt und Raub auf den Straßen. Ausdruck der Freiheiten der anderen: Die Freiheiten, die man sich nimmt. Weil Polizei, weil Gerichte, weil der Staat sich machtlos zeigen.
Nein, Probleme werden unter einem rot-rot-grünen Senat nicht einmal offen angesprochen, wirksame Gegenmaßnahmen bleiben aus, so bleibt Zukunft weiter ungewiss. Und die echten Berliner sind der Hit bei den Jugendlichen nicht nur in Berlin – echte Berliner auch in Braunschweig, München, Hamburg und in all diesen Städten und Orten, in denen Jugendliche sich nach Berlin wegträumen und in die neue Realität.
„Der notwendige Kampf gegen Terrorismus, reisende Banden, organisierte Kriminalität gehen zulasten des Kontaktbereichsdienstes auf der Straße, der Prävention, der Präsenz“, sagt wieder Benjamin Jendro gegenüber der „BZ“. Berlin ist Hauptstadt. Und Hauptstadt des Verbrechens mit Protagonisten, die ihre Verbrechen verherrlichen und dafür gefeiert werden mit Millionen von „Gefällt mir“ in den sozialen Medien. Einzelfälle?
U-Bahnhof Mord und Totschlag
Was macht das in den Köpfen der Berliner, wenn Tag für Tag neue Einzelfälle nur Einzelfälle sein dürfen, wenn sich diese Einzelfälle in einem von Angst beherrschten Lebensgefühl fundamentieren? Susanne F. wird im Tiergarten wegen 50 Euro und einem Handy ermordet. Ein Zeltdorf als Sammelstelle für Kriminelle und Obdachlose etabliert sich fast ungestört dort, wo früher Berliner angstfrei Erholung im Grünen suchten.
Fünf Jahre lang besetzten Flüchtlinge eine Schule im Stadtteil Kreuzberg, die Behörden schauten weg. Massenschlägerei am Alexanderplatz, 20 Jugendliche dreschen mit Flaschen aufeinander ein. Ein Mann tritt eine Frau die Rolltreppe hinunter. Einfach so. Im linksextremen Szenetreff Rigaer Straße 94, einem laut Verfassungsschutz „Ausgangs- und Rückzugsort militanter Aktionen“, werden keine Kontrollen mehr durchgeführt, vermeldet das Bezirksamt. Denn dafür wäre Polizeischutz notwendig, den man nicht bekommt oder nicht willens ist, bekommen zu wollen: Eine Verbrüderung von Administration und Antifa, von linker Verwaltung und Linksradikalen ist beobachtbar; mit Millionen aus Senats- und Bundesetats gepäppelte linke Gruppen bilden den Humus für Gewalt und Rückzugsräume für Gewalttäter.
Bei einer Razzia gegen die islamistische Szene werden Waffen und größere Menge Munition gefunden. In Pankow überfällt ein Maskierter mit Machete ein Bordell. In Sammelunterkünften für Asylbewerber sollen Sicherheitsleute Prostitution unter Flüchtlingen organisiert haben.
2016 wurden in Berlin 568.860 Straftaten in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfasst. Die Zahl der aufgeklärten Fälle belief sich auf 239.130, eine Quote von gerade mal 42 Prozent. „Die Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren hat zugenommen“, heißt es in der PKS. Zahlen, nur als vage Anhaltspunkte, um den wahren Umfang der Kriminalität in Berlin zu berechnen.
Die relevanten ökonomischen und soziologischen Einflussfaktoren für Kriminalität seien eben für Ausländer in Deutschland in der Regel ungünstiger als für Deutsche, heißt es dort. Die Polizei gestaltet im Auftrag der Beschwichtiger unbestechliche Zahlen zuverlässig unzuverlässig. Aber weil der deutsche Beamte nicht lügen kann, findet er durch das rot-rot-grüne Dickicht hindurch zu diesem einen Satz zurück, der Aufschluss gibt: „Im Jahr 2016 wurden 66.275 Tatverdächtige mit einer nichtdeutschen Staatsangehörigkeit in der PKS erfasst. Das waren 44,8 Prozent aller Tatverdächtigen“ – wohlgemerkt nur derjenigen, die erwischt, ermittelt oder sonst wie polizeilich dingfest gemacht werden konnten. Echte Berliner, echte Berliner, echte Berliner.
Weiter mit Teil 2 morgen, Donnerstag, 21.12.2017