Nein, nein, Sie müssen sich vermutlich keine Sorgen machen, dass der Monitor-Moderator Georg Restle so mir nichts dir nichts auf einer außerparlamentarischen Demonstration gegen die Regierungspolitik plötzlich von hinten kommend sich bei Ihnen unterhakt.
Wie man auf diese gespenstische Idee überhaupt kommen kann? Durch einen Restle-Gastauftritt als Kommentator bei den Tagesthemen, wo sich der Spezialist des ÖR für Diffamierungen auf einmal zum Verteidiger von Grundrechten aufschwingen will, als hätte es seine ideologisierend-politische Fernseharbeit der letzten Jahre einfach nicht gegeben.
Hat Restle etwa weiche Knie bekommen? Sicher ist nicht anzunehmen, dass er von rotgrünen bis linksradikalen Haltungsjournalismus abgerückt wäre, nein, aber die ungezählte Masse der Hygiene-Demonstranten zuletzt in Berlin und vor allem ihre Zusammensetzung einmal quer durch die Mitte der Gesellschaft und entlang beider Ränder scheint bei Georg Restle doch irgendetwas ausgelöst zu haben. Man meinte es zu hören – dieses laute Crunchy-Geräusch im Hinterstübchen, so als liefe einer plötzlich über Cornflakes, indem es ihm bewusst wird, dass er weit über das Ziel hinaus geschossen ist. Und dass er dabei dann auch noch diverse Kollegen infiziert hat, die sich – um Gotteswillen – auch noch an der Arbeit des Georg Restle aufgerichtet haben. Schon einmal suggerierte Restle so etwas, wie eine Querfront in Sachen Kritik an den Corona-Maßnahmen. Vielleicht hat bei Restle obendrein noch das journalistische Gewissen Alarm geschlagen angesichts der Eskalation des Haltungsjournalismus von Focus bis zu rbb24?
Nahe liegender ist, dass ihn ein ähnliches Gefühl drückte, wie den Lausbuben, der beim Krämer ins Bonbonglas greift, aber eben weiß, dass er auf Dauer damit nicht durchkommen wird. Aber der Süßhunger war einfach zu groß.
Schauen und hören wir kurz rein bei den Tagesthemen und zu seinem Beitrag: Restle beginnt seine Tagesthemen-Abbitte damit, dass man Menschen, die keinen Mundschutz tragen oder den vorgeschriebenen Corona-Abstand nicht einhalten, „rücksichtslos“ finden kann. Menschen, die von einer Corona-Weltverschwörung fabulieren, dürfe man für verblendet halten und Nazis zu recht für abscheulich halten, sagt Restle. Und „wer mit solchen Extremisten Seite an Seite demonstriert, ohne sich deutlich zu distanzieren, der macht sich mit ihnen gemein.“ Soweit alles so stumpf im Stechschritt wie gehabt. Randnotiz hier, dass Twitter-Kommentare Herrn Restle auf eine klare Distanzierung gegen Rechtsradikale eben auf besagter Hygiene-Demo hinweisen.
Aber dann die angekündigte restlesche Haltungskehre: Eine gesetzliche Einschränkung der Versammlungsfreiheit dürfe es nicht geben, „wie sie heute aus der CDU gefordert wurde, nur weil uns das alles nicht passt oder widerwärtig ist – nein, das sollte man auf gar keinen Fall.“
Und Restle nennt drei Gründe, warum diese Hygiene-Demonstrationen legitim sind und erlaubt bleiben müssen:
„Erstens: Versammlungsfreiheit ist eines unser zentralen Grundrechte. Und das Grundgesetz unterscheidet eben nicht zwischen richtigen und falschen, guten oder schlechten Versammlungen.“
„Zweitens: Es gibt schon viel zu viele Möglichkeiten, Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit einzuschränken. Das Infektionsschutzgesetz macht’s weitestgehend möglich.“
Aber wie weit ist es hier von der Möglichkeit zur tatsächlichen Einschränkung? Hier wird der Moderator unvermittelt selbst zu so etwas wie einem Andersdenkenden. Na klar, alles was auf der Straße stattfindet, ist nicht im Parlament. Die Stärkung der außerparlamentarischen Rechte nutzt rechts wie links und der Mitte sowieso. Hier ginge es, so Restle weiter, „eher darum wieder abzurüsten, im Zweifel für die Freiheit.“
Der ideologische Ausputzer des Regierungsfernsehens fordert seine Gefolgschaft dazu auf, aus eigenem Interesse „abzurüsten“ wo man zuvor noch auf Restle-Befehl publizistische Kanonen aufgestellt hat, um auf Spatzen zu schießen? Auf der Hygiene-Demo im Berlin hat sich nun gezeigt, dass die Spatzen eine verdammt große Schar von Falken nach sich gezogen haben. Also nach dem Pfeifen von den Dächern ein Restle-Rückzug in die Etappe, um die Schmutzkanonen im Verborgenen neu nachzuladen mit noch linkeren Anwürfen?
Und drittens folgt dann bei Restle noch das unvermeidliche – dämliche -Standardargument gegen Andersdenkende: Forderungen nach Einschränkungen des Demonstrationsrechts sei „…Wasser auf die Mühlen von Rechtsextremisten und Populisten…“, wodurch sich diese „als Hüter einer Verfassung verkleiden“ könnten.
„Aus all diesen Gründen: Lasst sie demonstrieren und Finger weg von unseren Grundrechten.“ So lautet das Fazit von Georg Restle. „Wir brauchen sie
dringender denn je in Zeiten von Corona sowieso und ganz sicher auch danach.“
Schöne Worte, aber in den Mundwinkeln von Georg Restle kleben noch die Kreidereste vom Vortag. Die Gefahr, dass sich dieser von den Zwangsgebühren finanzierte Haltungsjournalist tatsächlich einmal für die Freiheit Andersdenkender einsetzen wird, ist wohl gering. Die Fakten und Indizien von jahrelangen Kampagnenjournalismus von Restle sind so umfangreich, dass der Mann eigentlich alle Mühe haben müsste, nicht in spontanes Lachen auszubrechen – wenn er denn über Selbstironie verfügte.