Tichys Einblick
Polizei, LKA: Hetzjagden verzweifelt gesucht

Das war Claus Kleber zuviel

Hatte sein Außenreporter noch „mutmaßlich“ vor die Personengruppen Linksradikale und Antifa gesetzt, ließ Kleber diese Einschränkung gleich ganz weg und sprach pauschal von Linken.

Screenprint/ZDF

Nicht aus irgendeinem Blümchen-Ressort, nein, die Justizministerin Barley selbst hatte bei Maybrit Illner in etwa darauf bestanden, dass die Gegendemonstranten in Chemnitz nicht linksradikal, links oder Antifa genannt werden dürfen. Die Ereignisse vom Samstag haben diese Wunschbehauptung nun ad acta gelegt, als ein sichtlich zerknirschter Claus Kleber im Heute Journal Gewalt eben dort verorten musste: im linken Lager. Hatte sein Außenreporter noch „mutmaßlich“ vor die Personengruppen Linksradikale und Antifa gesetzt, ließ Kleber diese Einschränkung gleich ganz weg und sprach pauschal von Linken. Aber wenn so eine Verschleierung selbst noch Kleber zu blöd war, dann ist, was Barley bei Illner äußerte, automatisch die Steigerung von blöd.

O-Töne heute Journal

Claus Kleber: „Es wurde zeitweilig doch kritisch, was durchaus nicht nur an der AfD lag.“
O-Ton Bericht: „Angriffe kommen auch aus der linken Antifa-Szene“
Außenreporter Michael Bewerunge spricht vom „linken mutmaßlichen Antifa-Lager“
Kleber: „Wenn ich den Beitrag richtig verstanden habe und ihre Berichte heute Abend die ganze Zeit über, dann war es tatsächlich so, dass die AfD, Pegida usw. relativ still vor sich hin marschiert ist und dann war es das linke Lager, die den Weg blockiert haben und die Polizei war dann nicht in der Lage oder hat im Ergebnis den Weg für die angemeldete AfD-Demonstration nicht frei gemacht, sondern die Demonstration aufgelöst, richtig?“
Michael Bewerunge: „Das ist richtig …“

Je weniger Fakten, desto klarer die Meinung
Bei Illner: Wer jagt wen?
Allerdings sind seit vergangener Woche längst alle Wunschnachrichten gesetzt – bis dahin gehend, dass der Uno-Menschrechtskommissar den Dudu-Finger nach Chemnitz ausgestreckt hatte. Aber auch das ist ja bekannt, Merkel hatte es in ihrer Massenzuwanderungspolitik vorgemacht: Wenn die deutsche Beurteilung der deutschen Lage nicht mehr passt, dann helfen höhere Weihen, dann wird mit Auflagen der EU argumentiert oder eben gleich mit der Weltgemeinschaft.

Am letzten Wochenende wurden „Hetzjagden“ ausgelobt. Und die real existierenden Fußball-Hooligans und Neonazigruppen aus Chemnitz boten sich auf ideale Weise an, diese Behauptung zu unterfüttern. Da es ein passendes Video gab, schien die Sache geritzt bis hinauf ins Bundeskanzleramt. Nun hätte eine Anfrage bei der Polizei Chemnitz gereicht, diese Mär aus dem Weg zu räumen, die sich so unbedingt angeboten hatte, als die Medien die Gesichter des Ostens so genüsslich auf die wenigen zwar, aber mächtig hasserfüllten Gesichter der Hooligans zu reduzieren wussten. Waren es bei den Flüchtlingen ab Ende 2015 die wenigen Familien und kleinen Kinder, die andauernd abgebildet wurden, passierte hier das Gegenteil.

Wir haben bei der Polizei Chemnitz nachgefragt, was denn nun wirklich war und Antworten bekommen, als wir fragten:

„Gab es Vorkommnisse in Chemnitz am Sonntag, Montag oder an irgendeinem anderen Tag, der mit „Hetzjagd“ hinreichend beschrieben ist? Was ist in diesem Zusammenhang überhaupt passiert, was ist von der Polizei Chemnitz beobachtet und/oder festgehalten bzw. geahndet worden?“

Die Antwort des Pressesprechers der Polizeidirektion Chemnitz ging kurz und knapp so:

„Uns ist ein Video vom vergangenen Sonntag bekannt, auf dem eine Person zu sehen ist, die sich rasch von anderen augenscheinlich aggressiven Personen entfernt.“

Zu viele schauen nicht hin
Chemnitz - Annäherung an die Wahrheit
Des Weiteren empfiehlt uns die Polizei Chemnitz, uns zuständigkeitshalber an das sächsische Landeskriminalamt zu befragen. Machen wir gerne. Nun konnte die Polizei Sachsen also nach Auskunft ihrer Pressestelle dem LKA keine Vorkommnisse dahingehend berichten, das Hetzjagden stattgefunden hätten. Wo also sollte das LKA Informationen herbekommen? Ganz klar, dann müssen eben nachgereicht welche angefragt werden. Und wie das geht, erzählt das LKA uns auf Anfrage selbst:

„Die hier agierende GEG-Centrum arbeitet auf Hochtouren. In dem eingerichteten Hinweisportal sind bereits mehrere Dutzend Hinweise eingegangen, welche bearbeitet werden. Zum Stand und Inhalt der laufenden Ermittlungen werden von Seiten des LKA keine Angaben gemacht. Dies obliegt im laufenden Verfahren der verfahrensführenden Generalstaatsanwaltschaft Sachsen.“

Genau: Es wird eine Telefonnummer eingerichtet, wo Hetzjagden nachgereicht angemeldet werden können. Mehrere dutzend Anrufer sollen sich dort schon gemeldet haben. Und hier dürfen wir kaum gespannt sein, welche Klientel, welche Organisationen sich auf besondere Weise telefonisch beim LKA-Sachsen engagieren könnten, die fürchterlichen Hetzjagden doch noch nachgereicht wahr werden zu lassen.

Gestern also wieder eine Demonstration. Und Hetzjagden von Linksradikalen auf Bürger, die ihrer Wut über Messermorde vor ihrer Haustür Ausdruck verleihen wollten? Behaupten wir jetzt einfach mal. Möglicherweise wird eine Telefonnummer eingerichtet, wo man diese Behauptung nachgereicht bestätigen kann.

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