Die Demonstration unter dem Hashtag „unteilbar“ wurde von der Wochenzeitung Die Zeit bereits zur neuen „Sammelbewegung“ erklärt. Also zu so etwas wie einem Gegenentwurf zu Sahra Wagenknechts Aufstehen-Bewegung, die schon Tage vor der Demo ihre Vorbehalte gegen den Aufmarsch der Willigen angekündigt hatte und dafür beispielsweise von der Berliner taz die nahe liegende Schlagzeile kassierte: „Aufstehen bleibt lieber sitzen“.
„Die Berliner CDU unterstützt dagegen die Demonstration ausdrücklich nicht. Zur Begründung wies ihr Generalsekretär Stefan Evers darauf hin, dass der Anmelder ein Anwalt der „Roten Hilfe“ sei, einer Organisation, die „linksextremistische Verbrecher“ unterstütze. Zudem werde die Aktion „von vielen anderen dubiosen Organisationen“ mitgetragen.“
Unter anderem beim Bayrischen Rundfunk ist dieser Part so ähnlich noch auffindbar.
Und was macht Klaus Kleber im heute Journal? Auch bei ihm ist die „Großdemonstration gegen Rassismus“ Meldung Nummer eins. Klaus Kleber eröffnete mit dem aus literarischer Sicht wunderschönen Satz: „Dieser Tag hatte einen Hääschtäg“. Und so intensiv muss man die grimmschen Umlaute erst einmal betonen können, noch mehr dann, wenn es nicht einmal welche sind, sondern lediglich Anglizismen, die nur so tun als ob.
Bei Kleber klang die Anmoderation der Demonstration, als wäre nun der Krieg vorbei und endlich Frieden. Und dann zählt er sie alle auf, die mit aufgerufen hatten: Kirchen, Veganer, Feministen usw.
In seiner Aufzählung vergaß er dann allerdings jene, die beispielsweise der CDU so aufgestoßen waren. Unter den Tisch gefallen bei Kleber sind die youtube-dokumentierten Auftritte der Antifa, die Merkel als Schwein bezeichneten und beispielsweise forderten, sie aus dem Amt zu jagen, als gäbe es sie schon: Die Querfront nach Dresden und Thüringen. Die Revolution frisst ihre Kinder. Antifa auf Youtube ist also offensichtlich nicht immer der erste Film der Wahl wie noch in Chemnitz.
Kleber weiter: „Bunter geht es kaum.“ Und noch weiter: „Das ist nicht ohne Gefahr, wer als Veranstalter das Netz so weit auswirft, riskiert eine Blamage, wenn dann doch nur wenige kommen. Es kamen … (hier eine kurze dramatische Pause des Moderators) … viele.“ Es folgt der Beitrag zur Demo mit kurzen Statements der Teilnehmer wie dieses hier von einer jungen Frau: „Ich möchte, dass wir in Frieden miteinander leben und jeder so leben kann, wie er möchte.“
Als der Beitrag dann mit einem Auftritt Herbert Grönemeyers und dem O-Ton, dass der Tag hoffnungsvoll gewesen sei, „dass Deutschland unteilbar bleibt“, zu Ende geht, moderiert Kleber Beitrag Nummer zwei an. Und er macht das, als hätte seine Redaktion den Coup des Tages gelandet, als sie sich ins thüringische Arnstadt trauten, um dort die Wahl Björn Höckes zum Spitzenkandidaten direkt an die Berichterstattung zur Demonstration anzuhängen.
„Die AfD Thüringen wählte heute ihren Spitzenkandidaten.“, moderiert Kleber. „Und das ist nicht irgendein Landesverband. Der Thüringer ist in der rechten AfD am rechten Rand und der Vorsitzende Björn Höcke wiederum dort ein Mann der Rechten.“ Dreimal nach rechts gerückt ohne rechtsradikal oder rechtsextrem sagen zu müssen, dass ist schon echte Kunst, klingt aber am Ende für den Zuschauer irgendwie genauso. Man muss nur oft genug „Rechts“ sagen.
Er (Höcke) sei es, so Kleber weiter, der mit manchen Aussagen „dem thüringischen Verfassungsschutz das Material liefert, das den Geheimdienst an eine dauerhafte Beobachtung der AfD denken lässt. Das alles hat Björn Höcke nicht geschadet, er wurde gewählt und ist nächstes Jahr tatsächlich Spitzenkandidat.“
Der Gesichtsausdruck Klebers bei „tatsächlich“ erinnert an jenen, der sich einstellt, wenn man in eine Zitrone beißt. Nein, besser im Sinne einer gelungenen Dramatik kann man es kaum inszenieren, wenn man seine Begeisterung für das letzte Aufgebot für Merkel in Berlin kaum verhehlen kann, aber dann leider in diesem doofen Studio gefangen ist, weil man ja „Nachrichten“ machen muss. Und dann macht man eben irgendwie das vermeintlich Beste daraus. Nimmt irgendwie dann doch noch Teil an diesem unteilbaren Häääschtäg.
Nachsatz: Für die Regie der heute journal Sendung eine gute Demonstration. Erst #unteilbar (gut, besser, doppelplusgut), direkt danach der Teufelseibeiuns (schlecht, böse, ultimativböse).