Die Indizien für einen Wirtschaftsabschwung mehren sich. Die Welt nennt jetzt unter Berufung auf Fachleute ganz neue „Indikatoren auf eine Eintrübung der Wirtschaftsleistung“. Enzo Weber, Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sagt gegenüber der Zeitung: „Eine höhere Zahl an Ausbildungsverträgen im Jahr 2018 zeigt nicht, dass der demografische Wandel überwunden ist. Vielmehr werden die Auswirkungen einer trüben Konjunktur sichtbar, die schon im Vorjahr erkennbar waren.“
Warum das so ist? Eine Umfrage des DIHK (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) will herausgefunden haben, dass die deutschen Ausbildungsbetriebe neuerdings vermehrt Studienabbrecher und junge Leute über 20 Jahren als Zielgruppe ins Visier nehmen. Schon annährend 50 Prozent der Betriebe bevorzugen solche Bewerber. Wenn also die anhaltend zuwanderungsverliebte Süddeutsche Zeitung parallel berichtet, dass immer mehr Betriebe Migrantenausbilden, dann ist das – vorsichtig ausgedrückt – eine nicht existente dritte Seite der Medaille, wenn dieses „immer mehr“ aktuell gerade einmal fünfundzwanzigtausend junge Migranten betrifft von eigentlich hunderttausenden, die es betreffen könnte oder nach noch Ende 2015 geäußerten euphorischen Erwartungen eigentlich hätten sein müssen. Dazu die Vergleichszahl: Insgesamt werden aktuell 1,3 Millionen Personen in Deutschland ausgebildet.
Angeblich würden die Betriebe, so die Süddeutsche weiter im Gespräch mit dem DIHK-Hauptgeschäftsführer, berichten, dass die „Flüchtlinge in der Ausbildung eine große Motivation“ zeigen. Relativierend wird hier allerdings bereits angefügt: „Ein großes Thema seien aber weiterhin Deutschkenntnisse.“ Tatsächlich mag das einer der Gründe sein, warum sich die Betriebe nach einer anfänglichen Euphorie wieder verstärkt auf Einheimische konzentrieren, wenn es da heißt: „Alle Beteiligten hätten gelernt, dass Geflüchtete nicht zu früh in eine Ausbildung gehen sollten, weil sie dann aufgrund von mangelnden Deutschkenntnissen scheiterten.“ Aber sicher nicht die einzigen.
Die Süddeutsche ist verwegen genug, dennoch im Kontext mit diesen gerade einmal 25.000 Stellen für nach 2015 Zugewanderte einen Kontext herzustellen zu der Aussage „Generell sieht der DIHK den Abwärtstrend bei den Ausbildungsverträgen als vorerst gestoppt an …“
Dazu berichtet nun auch die Welt, aber dort findet sich kein einziges Wort etwa über eine Zuwandererschwemme in die Ausbildungsberufe. Wo auf der einen Seite noch nebulös von fehlenden Sprachkenntnissen geschrieben wird, als sei das das einzige Problem mit dieser Klientel, in die zu Beginn der Massenzuwanderung noch so viele Hoffnungen seitens der Politik und der Verbandsführer gesetzt wurde. Wo also die Süddeutsche über das tatsächliche Ausmaß der Probleme partout nicht reden mag, da spricht die Welt bei der neuen Schwemme einheimischer Auszubildender von der „Generation Z, die bisher auf dem Arbeitsmarkt für Skepsis sorgt.“ Skepsis versus Skepsis? Welche mag da wohl schwerer wiegen?
Die Ausbildungsbetriebe würden über Schwierigkeiten mit dieser Generation von Deutschen berichten, hätte eine Umfrage unter 12.500 Betrieben ergeben. An fehlenden Deutschkenntnissen kann es hier allerdings kaum liegen. Tatsächlich soll es diesen Azubis „an Arbeitsbereitschaft, Belastbarkeit und Disziplin“ fehlen.
Eine merkwürdige Diskrepanz, wenn bei Zuwanderern im Wesentlichen lediglich die Deutschkenntnisse (Süddeutsche) fehlen sollen, aber der deutsche Studienabbrecher (Welt) ein ziemlich windiger Zeitgenosse oder – nach antiquierter Lesart – ein Gammler sein soll, den man erst noch disziplinieren müsse?
Unglaubwürdig, wenn man um die Probleme weiß, dass Betriebe die Erfahrung gemacht haben, „dass eine Ausbildung für Geflüchtete deutlich anstrengender ist als für deutsche Lehrlinge.“ Tatsächlich sei der Anteil der Flüchtlinge, die eine Ausbildung vorzeitig abbrechen in vielen Ausbildungsbezirken höher als unter den Einheimischen. Hier kann man sich ausmalen, was so etwas für einen ausbildenden Betrieb bedeutet.
Schon 2017 wurde – wieder etwas beschönigend ausgedrückt – ein „Passungsproblem“ zwischen Migranten und Ausbildungsbetrieben festgestellt, das weit über reine Sprachprobleme hinausgeht.
Die Probleme hingegen, die Betriebe mit deutschen Studienabbrechern haben, scheinen dagegen echte Luxusprobleme zu sein, wenn diese selbstbewussten aber eventuell noch etwas faulen Langschläfer Anpassungsprobleme ganz anderer Art haben, wenn sie beispielsweise auf ihre regulären Arbeitszeiten bestehen würden, wie die Welt schreibt, und sich nicht rumschubsen lassen von mitunter von der schulischen Laufbahn her deutlich weniger gebildeten ihnen vorgesetzten Gesellen.
Oder freundlicher ausgedrückt: Hier trifft der solide Arbeiter auf den etwas verdrechselten Schreibtischhocker, der sich erst einmal an den neuen Umgangston gewöhnen muss. Der aber, dazu braucht es kein Psychologiestudium, sicherlich um ein vielfaches integrierbarer ist, als der junge kulturfremde Mann mit rudimentären Sprachkenntnissen und weiteren massiven Defiziten, die eindeutig zu identifizieren erste Aufgabe sein muss, will man das Problem tatsächlich an der Wurzel packen, anstatt nur beschönigend drumherum zu reden. Tatsache bleibt, was wiederum die Welt schon Ende 12017 ernüchternd feststellte:
„Die gern erzählten Erfolgsgeschichten von jungen Flüchtlingen, die hierzulande erfolgreich eine Ausbildung zum Bäcker oder Tischler absolvieren, sind immer noch Einzelfälle. Denn obwohl es in Deutschland in vielen Regionen ein Überangebot an Ausbildungsplätzen gibt, findet die Mehrheit der Flüchtlinge keinen.“
Und nun kommt 2019 offensichtlich unerwartet noch eine wachsende Zahl von gut gebildeten deutschen Abiturienten und Studienabbrechern hinzu, die, was die Konjunktur angeht, dunkle Wolken am Horizont sehen und deshalb zunächst lieber ein „solides“ Handwerk erlernen wollen. Die Betriebe wird es freuen, auf kurz oder lang wird man mit den paar Luxusproblemen miteinander schon bestens zurecht kommen, dieser Anpassungsprozess ist vollziehbar.
Noch einmal schwerer wird es nun allerdings für die neu zugewanderten jungen Migranten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Also bleibt für immer mehr dieser vornehmlich jungen Männer der Weg in eine berufliche Sackgasse: in Hilfsarbeiterjobs.