Tichys Einblick
Pflichtvergessen

Angela Merkel geißelt Essener Tafel

Jakob Augstein: "Merkels Regierung versagt sowohl bei der Versorgung als auch bei der Integration als auch bei der Rückführung. Und wenn in Berlin die Politik versagt, rangeln an der Tafel in Essen die Ärmsten der Armen um einen Teller Suppe."

© Steffi Loos/Getty Images

Es war zu befürchten. Man hätte sogar Wetten darauf abschließen können, dass Angela Merkel sich in Sachen Essener Tafel irgendwann zu Wort melden und sich mutig der Kritikfront als Nachhut anschließen wird. Dann, wenn die mediale Aufregung so einseitig hochgekocht ist, dass es auch der Bundeskanzlerin lohnenswert erscheinen musste, hier mit einem Nachschlag Pluspunkte zu sammeln. Abwarten, schauen, zuschlagen. Wenn nicht bei Anne Will, dann eben im Interview mit RTL. Aber hat sie die Stimmungslage wirklich richtig eingeschätzt?

Die Kanzlerin der Massenzuwanderung lehnt Aufnahmestopps für Ausländer ab. Jetzt im Kleinen so konsequent wie im Großen. Und bei Tafelchef Jörg Sartor schien ihr die Gefahr überschaubar, mit solchen Ansagen irgendwelche Meinungstsunamis auszulösen. Noch dazu, wenn sie lange genug wartete, die mediale Stimmungslage auslotete.

„Da sollte man nicht solche Kategorisierungen vornehmen“, sagte Merkel. Dies sei „nicht gut“, zeige aber „auch den Druck, den es gibt“. Sie hoffe auf Lösungen, ohne Gruppen auszuschließen, kommentiert die Süddeutsche. Die Debatte über die Essener Tafel habe zugleich gezeigt, „wie viele Menschen auf so etwas angewiesen sind“.

Der übliche Pharisäer-Shitstorm
Essener Tafel: Notfalls mit Gewalt zurück auf Kurs
Aber was für eine Unverschämtheit ist das eigentlich? Da wird ein kleiner großer Mann im Ruhrpott gezwungen, die realen Folgen der versagenden Sozialpolitik der GHroKo und der merkel’schen Massenzuwanderung irgendwie zu verwalten und die Kanzlerin grätscht ihm dazwischen, nachdem sie in Ruhe abgewartet hat, wohin sich die mediale Maschine bewegt. So was darf man getrost „zutreten, wenn der Gegner ab Boden liegt“ nennen.

Nun leben solche Nachtret-Reflexe auch davon, sicher zu sein, dass der da unten nicht mehr aufstehen kann. Ob sich Angela Merkel da nicht verzockt hat und besser den Mund gehalten hätte, denn das Barometer der Gutmeinenden zuckt auf einmal gefährlich in die falsche Richtung, wenn plötzlich ein Jakob Augstein in seiner Wochenkolumne bei Spon ganz andere Mehrheitsstimmungen aufnimmt als das Kanzleramt, indem er schreibt:

„Schweigen sollte auch Angela Merkel – aber die redet ja ohnehin wenig. Ihre Flüchtlingspolitik war eine Katastrophe. Wer zulässt, dass die Menschen ins Land kommen, der muss sich dann auch ausreichend um sie kümmern, sie kleiden, sie ernähren, ihnen eine Zukunft eröffnen, entweder durch Integration in Deutschland oder durch möglichst schnelle Rückführung in ihre Herkunftsländer. Merkels Regierung versagt sowohl bei der Versorgung als auch bei der Integration als auch bei der Rückführung. Und wenn in Berlin die Politik versagt, rangeln an der Tafel in Essen die Ärmsten der Armen um einen Teller Suppe.“

Augstein hat also den richtigen Riecher, wohin sich der Wind dreht, auch wenn er im Verlaufe seines Textes immer noch genug Unsinn schreibt, um seine Stammklientel zu bedienen, macht er doch eine Ausfallschritt weg von Tafelkritikerinnen wie Sozialministerin Katarina Barley (SPD), die zu Essen befand – bald hat das gesamte geschäftsführende Bundeskabinett seinen ranzigen Senf auf die abgelaufene Essener Bockwurst geschmiert –  wenn diese also befand, eine Gruppe pauschal auszuschließen, fördere Vorurteile und Ausgrenzung. Es müsse klar sein, dass Bedürftigkeit das Maß sei „und nicht der Pass“. Ja, wenn der Pass denn da wäre und nicht aus dem fahrenden Flixbus Richtung Deutschland ohne Rückfahrkarte geschmissen wurde.

Staatsversagen
Nun also doch: Massive illegale Zuwanderung per Fernbus
Ok, Dunja Hayali immerhin hält Ihrer Kanzlerin noch die Stange, wenn sie – ebenfalls mit entsprechender Sondierungszeit – tapfer auf facebook postet: „Das hat uns gerade noch gefehlt: Im Kampf um kostenlose Lebensmittel werden Bundesbürger bevorzugt?“ Ja, wirklich ein Skandal mitten in Deutschland. Und Hayali will auch wissen, was das bedeutet: „Die Botschaft – weltweit verbreitet – lautet: Germans First.“ Ja, tatsächlich ein Skandal mitten in Deutschland, wenn sich ehrenamtliche Helfer anmaßen, festzustellen, das die verbleibenden 25 Prozent Landsleute an der gedeckten Tafel irgendwie besonders schützenswert zu erachten wären gegenüber einer Massenzuwanderung via Kanzleramt, die längst an den Armenstuben angekommen ist.

Was kommt als nächstes? Gibt es bald wieder Wärmehallen, in denen sich deutsche Rentner mit jungen kräftigen Zuwanderern um den besten Platz am Ofen balgen müssen, weil die Energiekosten der privatisierten Energieversorger jedes Maß überschritten haben, weil Wärme zunehmend zum Luxusartikel wird, während das Koalitionspapier der GroKo von einem Kampf gegen die Einsamkeit fabuliert?

Gerade sinken die Außentemperaturen bundesweit tief unter den Gefrierpunkt und das hat nur bedingt mit dem Wetter zu tun. Die Gefrierbrandkanzlerin aus der Ex-DDR hat abgewartet, bis ihre linksradikalen Kindersoldaten die Tafel und ihre Fahrzeuge weithin sichtbar markiert haben: „Nazis!“ Dann hat sie durchgeladen und abgedrückt. Es könnte allerdings sein, das ihr schon beim nächsten Mal die Büchse in der Hand explodiert – dazu muss sie einfach nur so weitermachen.

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