Ein moderner Gassenhauer beginnt so: „Komm wir fahren nach Amsterdam. Ich weiß, dass uns nichts passieren kann.“ Nun ist ein Lied nur ein Lied und die Realität etwas ganz anderes, wenn innerhalb von 24 Stunden in der Hauptstadt der Niederlande zwei Menschen erschossen wurden. Der eine ein Anwalt gegen das organisierte Verbrechen, der andere ein Ex-Fußballprofi. Beide wurden offensichtlich professionell hingerichtet, die Polizei betont, sie sehe keinen Zusammenhang zwischen den Morden. Eine Beruhigung kann das für die Bevölkerung allerdings kaum sein.
Und es ist auch niemand abgestumpft in Amsterdam, wenn solche Morde auf offener Straße dort nicht zum ersten Mal passiert sind. Beispielsweise 2015 berichtete der Stern von einer Mordserie in der Stadt: „In Amsterdams Unterwelt herrscht Krieg. Es sind Morde wie im Gangsterfilm: Ein wilder Kugelhagel, das Opfer bricht zusammen, die Täter rasen im Auto davon. Eine Mordserie hält Amsterdam in Atem. Drogenbanden rechnen ab.“
Was die Beschaffung angeht, ist es heute so, wie es schon vor 40 Jahren war, wer in Deutschland harte Drogen sucht, wer damit sogar Handel betreiben will, der fährt nach Amsterdam und deckt sich dort ein. Der Drogentourismus ist ein Geschäft über Generationen. Und es sind nicht nur die so genannten Coffee-Shops, wo sich aufgeregte Neuerwachsene mit etwas Haschisch eindecken. Amsterdam ist auch eine Hauptstadt der harten Drogen, der Dealer, der Schwerkriminalität. Und was die Coffee-Shops angeht: Zeitweilig war der Besitz von Cannabis bis zu dreißig Gramm erlaubt und das ab 16 Jahren, heute sind es offiziell fünf Gramm ab 18 Jahren. Aber welche Nutzer schert das wirklich, wenn auch fast jede illegale Droge in fast jeder Menge zu bekommen ist?
Schon 2015 klangen die Nachrichten wie aus einem Gangsterfilm aus dem Chicago der 1920er Jahre: „Angefangen hatte es mit einem Streit zwischen rivalisierenden Drogenbanden um eine verschwundene Ladung Kokain. (…) Die Zusammenstellung der Banden ändert sich ständig, erklärt die Polizei. Und das Misstrauen ist groß. Bandenchefs, so sagen Ermittler, bringen ihre Rivalen um – nur aus Angst, selbst Opfer zu werden.“
Jetzt hat es einen Ex-Fuballprofi erwischt – noch ist unklar, warum der Farbige den Drogenbanden ein Dorn im Auge war oder wer überhaupt geschossen hat. Der bisher bekannte Tathergang liest sich ebenfalls wie aus einem Gangsterfilm: „Zwei Männer auf einem Motor-Scooter hatten das Feuer auf den fahrenden Wagen des 32-Jährigen eröffnet, teilte die Polizei in der Nacht zum Donnerstag mit. Die Täter seien geflohen. Über ein Motiv gab es zunächst keine Informationen. (…) Der Mordanschlag ereignete sich am späten Mittwochabend. Maynard war schwer verletzt mit seinem Auto noch in eine Feuerwehrkaserne gefahren. Dort erlag er seinen Verletzungen.“
Der Anwalt des Kronzeugen in einem viel beachteten großen Strafprozess gegen Bandenkriminelle wurde morgens vor seinem Haus erschossen. Der Täter soll laut Zeugen zwischen 16 und 20 Jahre alt sein, berichtete die Polizei. Er flüchtete zu Fuß. Die Ehefrau des Anwalts, die ihn zum Auto begleitet hatte, blieb unverletzt.
Der Anwalt verteidigte den Kronzeugen Nabil B., der gegen eine Bande rund um Ridouan T. und dessen Stellvertreter Said R. (meistgesuchter Krimineller in den Niederlanden) aussagen wollte. Der Bruder des Kronzeugen war schon im März 2018 ermordet worden, nachdem der Kronzeugendeal abgeschlossen war. Nun also der Anwalt von Nabil B. Der Kronzeuge will in 13 Mordfällen und Mordversuchen belastende Aussagen machen.
Die linksliberale Bürgermeisterin der Stadt spricht von einem „unvorstellbarem Schock“. Das allerdings ist erstaunlich angesichts der anhaltenden Verhältnisse in Amsterdam. Liegt es daran, dass es mit dem Anwalt einmal jemanden getroffen hat, der nicht unmittelbar aus der Migranten- bzw. Clanszene kommt?
Der Justizminister des Landes sprach davon, dass „das Fundament unseres Rechtsstaates“ angegriffen wurde. Aber was genau hat es angegriffen? Diese Morde oder doch die liberale Politik des Landes, die es dazu überhaupt erst hat kommen lassen? Für den Minister ist jetzt klar, dass man die organisierte Kriminalität habe wuchern lassen. Eine Antiterroreinheit der Niederlande wurde nach Amsterdam beordert. Hollywoods Drehbuchautoren dürften begeistert sein.
Amsterdamer Anwälte wollen jetzt einen stillen Protestmarsch durch die Stadt organisieren. Aber gegen wen? Gegen die Clans oder doch besser gegen die Regierung, die das alles zugelassen hat? Aber dann werden auch die Rechten mitmarschieren wollen. Diese Tage sind einmal mehr reich an Lippenbekenntnissen, wenn der Polizeichef der Stadt fordert, die Unterwanderung des Landes durch Kriminelle müsse gestoppt werden.
Die Bandenkriege in seiner Stadt sind aktuell hauptsächlich von Menschen marokkanischer Herkunft organisiert. Aber eben nicht nur: Viele Familien aus unterschiedlichen Herkunftsländern streiten um den großen Kuchen und schießen sich dorthin den Weg frei.
Wieder die Süddeutsche berichtet: „Die Gruppen gelten als extrem brutal, es kam zu Enthauptungen und jährlich zu fast einem Dutzend Morden im Milieu.“ Weiter schriebt die Zeitung: „Daneben wird der Mord auch rechtspopulistische und/oder islamkritische Politiker wie Geert Wilders oder Thierry Baudet stärken, die in kriminellen Migranten und überhaupt in der Einwanderung die Wurzel allen Übels sehen.“ Aber wer würde sich trauen angesichts der jüngsten Ereignisse hier zu widersprechen? Und so ganz richtig ist das auch nicht, denn es ist vor allem doch die linksliberale Politik, die für Wilders und Co. Wurzel des Übels ist, weil sie es ist, die solche Verhältnisse überhaupt erst zugelassen hat.
Die Gewerkschaft der Polizei spricht angesichts vermuteter Einflussnahmen auch auf Politiker schon von den Niederlanden als „Narko-Staat“. Das allerdings kann keine neue Erkenntnis sein, wenn die Drogen-Versorgungslinie Amsterdam-Deutschland eine Traditionsroute ist. Amsterdam allerdings ist in Europa keine Ausnahme, auch beispielsweise im schwedischen Malmö werden von Migranten auf offener Straße Morde verübt.
Und das führt dann zu einer weiteren Erkenntnis, die alle Staaten in Europa angeht: Das Problem ist akut. Und es ist kein nationales, wenn diese Clans heute jeder für sich tausende von Mitgliedern zählen, die ihre Dependancen über ganz Europa verteilt haben, wenn die Netzwerke längst nicht mehr nur über einzelne Städte eines Landes verteilt sind. Europa ist im Würgegriff eingewanderter Kriminalität. Und der Mord an einem Anwalt in Amsterdam wird ganz sicher nicht ausreichen, dass sich daran etwas ändert. Dafür ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu viel passiert, ohne dass die Staaten sich hier zusammengesetzt und endlich mit allen nur zur Verfügung stehenden Mitteln aufgeräumt hätten.
Im Gegenteil: Neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Migrationspolitik Europas das Problem weiter verschärft, wenn sich, wie schon berichtet, die alteingesessenen Clans nun schon mit den Neuankömmlingen ins Gefecht begeben. Aber ist eine Lösung des Problems mit der etablierten Politik überhaupt noch möglich?