Almosen für die Frau, die brauchen wir nicht. Schon an der Stelle erregen sich wahrscheinlich die ersten Gemüter. Die Frauenquote kann man doch nicht mit einer Spende vergleichen! Doch, kann man. Wenn Frauen assistiert wird, damit sie beruflich mehr Erfolg haben, dann erhält diese Gruppe Privilegien. Das ist wie ein süsses, kleines Geschenk. Geschenke am Arbeitsplatz sind oftmals kontraproduktiv.
Das Grundargument hinter der Frauenquote ist ja – sei es im Verwaltungsrat oder bei Kaderpositionen –, dass in Unternehmen männliche Dominanz vorherrscht. Frauen werden deshalb standardmässig gedeckelt, klein gehalten, Chancen werden ihnen verwehrt. Für wichtige Positionen werden Männer bevorzugt, weil eben die Entscheidungsträger oft Männer sind, die eher ihre Geschlechtsgenossen fördern und befördern als weibliche Mitarbeiter, so die Argumentation. Es gäbe mehr Gleichberechtigung, wenn mehr Frauen in hohen Positionen mitreden könnten. Gerade hat sich der Schweizer Ständerat für eine sanfte Frauenquote im Bundesrat ausgesprochen – der Anteil der Frauen soll dort rechtlich geregelt werden. Derzeit sind von sieben Bundesräten zwei weiblich.
In Deutschland gilt seit Anfang 2016 eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten. Man bewegt sich darauf zu – aber Erfahrung und Kompetenz wachsen nicht auf Bäumen. Das muss wachsen, und kann nicht verordnet werden. Anders als in der Politik braucht Wirtschaft Kompetenz. Laut einem Tagesanzeiger-Artikel von 2017 stieg die Frauenquote in Verwaltungsräten der 100 größten Schweizer Firmen von 16 auf 17 Prozent, von den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern ist heute jedes fünfte weiblich. „Ein rekordhoher Zustrom von Frauen“, befand der Tagesanzeiger: Der Politik geht das trotzdem zu wenig weit, sie fordert eine 30-Prozent-Frauenquote in Verwaltungsräten, vergleichbar mit deutschen Vorständen. Viel ist eben nicht immer genug. Immerhin 22,5 Prozent der Führungskräfte in Deutschland sind Frauen. Allerdings: Bei SAP beispielsweise sind prozentual bereits geringfügig mehr Frauen in der Top-Etage, als sie unter den Nicht-Führungskräften ausmachen. Dort verbünden sich jetzt Männer zu einer eigenen Liste bei den Betriebsratswahlen, um so die Benachteiligung der Männer anzugreifen. Natürlich werden diese Männer als „Rechte“ diffamiert. Argumente sehen anders aus.
Wer Karriere machen will, muss ein Stück weit mehr opfern als die anderen. Das heißt mehr Einsatz, mehr Risikobereitschaft, längere, oftmals brutale Arbeitszeiten. Die Familie am Wochenende mehr alleine lassen. Karriere heißt auch, auf Urlaub zu verzichten, im Urlaub arbeiten. Das Gehirn ist so gepolt, dass die Priorität dem Job gehört. Tendenziell sind Männer eher für diesen Lifestyle bereit als Frauen. Ihre Priorität im Gehirn sind tendenziell und jenseits der Dreißig die Kinder (sofern sie welche hat) – und das ist gut so. Ohne die Opferbereitschaft seitens der Frau wäre die Menschheit nicht mehr existent. Die Opferbereitschaft des Mannes – oder der Ehrgeiz, je nach Blickwinkel – ermöglicht es ihm wiederum, eher in Chefpositionen aufzusteigen.
Mehr Frauen in Toppositionen zu bringen, ist richtig. Durchmische Teams arbeiten besser, das belegen diverse Studien. Männer und Frauen haben unterschiedliche Stärken (und Schwächen) – Frauen wird tendenziell mehr soziale Kompetenz bescheinigt, mehr Empathie. Untersuchungen belegen aber auch, dass Frauen sich weniger zutrauen als Männer, sie sind eher bescheiden und geben schneller auf. Männer hingegen können tendenziell besser verhandeln, scheuen sich weniger, unpopuläre Entscheide zu treffen, ihr Durchsetzungsvermögen ist ausgeprägter. Beide Geschlechter haben unterschiedliche Blickwinkel – diese angemessen einzubinden kommt dem Unternehmen zugute.
Trotz dieser Faktoren ist eine gesetzliche Reglementierung der Frauenquote gleich auf mehreren Ebenen der falsche Weg.
Seine Basis-Chancen zu nützen, obliegt jeder Person selbst. Eigenverantwortung heißt das Zauberwort.
Aktiv statt passiv zu sein, selbstsicher statt zweifelnd, anspruchsvoll statt bescheiden. Wie man so schön sagt: Jeder ist der Architekt seines eigenen Lebensentwurfes. Und ja, den Chancen muss man hie und da auf die Sprünge helfen. Persönlich habe ich mich früh, vor knapp 20 Jahren, für Selbständigkeit entschieden.
Das hat Vor- und Nachteile, großer Vorteil aber ist, dass ich mich heute nicht über einen schlechten Lohn, einen dämlichen Chef oder ausbleibende Beförderungen beklagen muss – ich entscheide, wer mein Kunde wird, welches Mandat ich zu welchem Honorar annehme und welches nicht. Und jetzt kommt das Beste, nämlich die Befriedigung. Die größte Befriedigung hat man nämlich bei Dingen, die man ganz alleine geschafft hat, durch eigene Verdienste und Fähigkeiten. Die man sich durch kluge Entscheide, Können, Fleiss, Ausdauer, kreative Ideen erarbeitet hat – und nicht, weil einen gesetzliche Regelungen gepusht haben. Diese Zufriedenheit ist meiner Meinung nach – über ein gesamtes Leben gesehen – mehr wert als eine höhere Lohnstufe oder Führungsposition.
Und genau hier kommt der nächste Punkt gegen Frauenquoten. Wie kann man sich denn sicher sein, ob man eine Stelle oder Beförderung aufgrund seiner tatsächlichen Fähigkeiten bekommen hat, oder nicht einfach, weil es halt noch eine Frau im Vorstand braucht – eine Frage übrigens, die sich auch die Kollegen stellen werden. Fürs Arbeitsklima dürfte das nicht gerade förderlich sein. Und wo führt denn die erzwungene Quote hin? Geht man einen Schritt weiter, gäbe es noch zahlreiche weitere Gruppen, die man gesetzlich fördern könnte, wie etwa ältere Menschen, Uni-Abgänger oder Leute aus einer bestimmten Region. Und welche Gruppe wertet man dann als wichtiger?
Zu guter Letzt: Die Frauenquote ist ein Rückschritt für uns Frauen. Sie suggeriert nämlich, dass wir es nicht alleine schaffen. Sie unterstützt die Ansicht, dass – steckt eine Frau beruflich in der Sackgasse – dies aufgrund der männlichen Dominanz ist. Eine Denkweise, die sich leider in vielen Frauenhirnen gefestigt hat: Ich schaffe es nicht weiter, also bin ich Opfer von Chancenungleichheit, Diskriminierung, Vetternwirtschaft, Verschwörung. Die Frauenquote fördert die Abhängigkeit vom Support-System und untergräbt die Eigenverantwortung.
Wir Frauen brauchen keine gesetzliche Assistenz, die uns zum Erfolg verhilft. Wir brauchen keine Privilegien fürs Frausein. Es gibt unzählige Beispiele von erfolgreichen Frauen, die sich trotz aller Widerstände durchgesetzt haben. Eine Person sollte einzig aufgrund von Verdienst und Können belohnt werden. Nicht wegen ihres Geschlechts.
Erschien ähnlich in der Basler Zeitung.