„Ordnungsfanatiker neigen zu Rassismus“. Zu dem Studienergebnis kamen laut einem aktuellen Beitrag bei welt.de Forscher der Yale-Universität. „Menschen mit Hang zu extremer Ordnung neigen dazu, Minderheiten zu diskriminieren“, heisst es da. Teilnehmer der Studie waren Erwachsene und Kinder aus Amerika und China.
Das erhellende (und in dem Beitrag nicht viel ausführlicher dargelegte) Ergebnis passt zu weiteren tiefgreifenden Studienresultaten, über die ich einst gestolpert bin und in einem früheren Text verarbeitet hatte: „Je intelligenter die Frau, desto zufriedener der Mann“, so die Erkenntnis eines Forschers der Australischen National University (veröffentlicht im GQ Magazine). Oder: „Männer stehen nicht auf clevere Frauen – ausser wenn sie SEHR attraktiv sind“ (Studie der Universität Warschau publiziert bei Daily Mail). Oder: „Männer wollen dümmere Frauen“ (Studie der Universitäten Buffalo, Thousand Oaks und Texas; Stern.de). „Männer finden weniger intelligente und betrunkene Frauen attraktiver als schlaue und nüchterne“ (Studie der Universität Texas; Glamour.de).
Ich mag Wissenschaftler. Ich attestiere ihnen eine aufgeräumte Klugheit, auch Verantwortungsgefühl, objektive Gelassenheit – Beweise sind nun mal Beweise. Auf eine Studie berufen kann man sich hervorragend beim Smalltalk, wenn man ausnahmsweise etwas Geistreiches einfließen lassen will, Studien-Dropping funktioniert ähnlich wie das beiläufige Fallenlassen eines Nietzsche-Bonmots – man bekundet Tiefgang und heimst bewundernde Blicke ein (sollte jemand die Thematik dann weiterziehen, steht man allerdings blöd da).
Dabei werden interessante Ergebnisse zutage gefördert: „Beim männlichen Genital ist den befragten Frauen das Aussehen der Harnröhrenöffnung besonders unwichtig“ (Universitätskinderspital Zürich). Oder: „Frauen, die ausreichend schlafen, haben nicht nur mehr Sex, sondern auch besseren“ (Universität Michigan). Für die bekloppteste Studie vergibt die Harvard-Universität übrigens jährlich den Ig-Nobelpreis.
Ein epochales Forschungsergebnis erschien 2014, unter anderen publizierte es das angesehene Time Magazine: „An Fürzen schnüffeln kann Krebs heilen“ (Studie Universität Exeter). Die Schlagzeile ging um die Welt, leider stellte sich heraus, dass in der Untersuchung gar nichts davon erwähnt wurde. Wissenschaftler schrieben später, im Text stehe nur, dass „der Körper gewisse Sulfide natürlich produziert und diese erhebliche Auswirkungen haben könnten bei künftigen Krankheitstherapien.“ Es sind also nicht nur die Urheber, die ihr Ergebnis zur Super-Schlagzeile hochstilisieren, sondern auch die Medien. Sie übernehmen Studien oft ohne Faktencheck oder Frage zu ihrer Finanzierung (diese Kolumne fällt diesbezüglich nicht aus dem Rahmen).
Fazit: Man sollte sich wohl einfach jene Studie heraussuchen, die einem am meisten zusagt und dann fest daran glauben; Wissenschaft und Religion – so verschieden sind sie doch nicht. Und hier noch die Lösung für die eingangs erwähnten Rassisten: Schaffen Sie Chaos! So wenden Sie nicht nur die drohende Nazi-Keule ab, sondern entwickeln sich auf direktem Weg zum Hochbegabten, denn „Chaos und Genie hängen zusammen“ – oder so ähnlich. Sagen jedenfalls Psychologen der Universität Gießen (welt.de).