Am 20. April fand der jährliche Konvent des „St. Georgs-Ordens“, eines europäischen Hausordens der Familie Habsburg-Lothringen, in der Dom- und Kaiserstadt Speyer statt, genau 750 Jahre, nachdem mit Rudolf von Habsburg dort das erste Mitglied dieser Dynastie zum deutschen Königs und somit römischen Kaiser gewählt wurde. Unter den 40 frischgebackenen Ordensrittern und -damen war diesmal auch TE-Autor David Engels. Ein Interview.
Tichys Einblick: Herr Engels, zunächst unsere Glückwünsche zu dieser Ehre. Was genau ist der St. Georgs-Orden, und für welche Ideale und Ziele steht er?
David Engels: Der St. Georgs-Orden ist als ein europäischer Orden des Hauses Habsburg-Lothringen eng mit den Werten verbunden, für die die alte Kaiserfamilie seit Jahrhunderten steht: eine große Verbundenheit zur europäischen Idee sowie wertkonservative christliche Ideale bei gleichzeitiger strenger Überparteilichkeit. Dazu kommt natürlich der Wunsch, diese Vorstellungen entsprechend der alten Tradition des abendländischen Rittertums und seines besonderen Schutzherrn, des Drachentöters St. Georg, auch aktiv in die Tat umzusetzen und, selbstverständlich, ein besonderes Treueverhältnis zum Haus Habsburg und seiner Geschichte zu pflegen. Der Georgsorden hat in seiner Geschichte mehrere Brüche und Neuanfänge erlebt: Vom Hause Anjou gestiftet im Ungarn des 14. Jh.s, wurde er später von den Luxemburgern in Form des bekannten „Drachenordens“ erneuert und im 15. von den Habsburgern wiederbegründet, seit Karl V. dann aber weitgehend vom Goldenen Vlies verdrängt. Erst im 18. Jh. erlebte der Georgsorden seine eigentliche Blütezeit als habsburgischer Hausorden, wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in den Wirren der Zwischenkriegszeit neu interpretiert und schließlich 2008 als dynastischer Hausorden durch Erzherzog Otto und seinen Sohn Karl von Habsburg erneuert. Gegenwärtig umfaßt er etwa tausend Ordensritter und -damen überall in Europa, mit einem deutlichen Schwerpunkt in Mitteleuropa.
Sie haben schon mehrfach im Rahmen der Ordensaktivitäten an Podiumsdiskussionen teilgenommen und sind entsprechend dort kein Unbekannter. Was, denken Sie, hat die Ordensleitung dazu bewogen, Ihre Aufnahme zu beschließen?
Ich kann darüber natürlich nur spekulieren, denke aber, daß meine eigenen Überzeugungen mehr oder weniger identisch mit denen des Georgs-Ordens sind: Auch ich trete in meinen Publikationen seit Jahren für den Gedanken eines vereinten, hesperialistischen Europas ein, sehe dies nur möglich durch eine Rückbesinnung auf unsere christlich-abendländische Identität bei gleichzeitiger resoluter Zukunftsorientierung und fühle mich dem Gedanken eines übernationalen „Sacrum Imperium“ überaus verbunden. Dazu gehört notwendigerweise auch eine besondere Sympathie mit dem Haus Habsburg: Nicht nur, weil ich als Belgier und somit Mitglied des burgundisch-lothringischen Kulturkreises historisch eng mit dem Geschick von Reich und Herrscherhaus verbunden bin, sondern auch, weil die Dynastie Habsburg wie kaum eine andere Werte und Identität des gesamten Abendlands verkörpert, ja dieses ihrerseits in jahrhundertelanger Geschichte mitgeschaffen hat.
Vielleicht eine etwas naive oder sentimentalische Frage, aber wir stellen sie trotzdem: Wie fühlte sich das an, 750 Jahre nach der Königswahl Rudolphs von Habsburg im Dom zu Speyer vom gegenwärtigen Chef des Hauses Habsburg-Lothringen zum Ritter geschlagen zu werden?
Ich darf behaupten, daß alle neuen Ordensdamen und -ritter vom Akt der Investitur sehr berührt worden sind: Der gewaltige Kaiserdom, die feierliche Messe, die Gegenwart des Hauses Habsburg-Lothringen, das Ordensgelübde und schließlich der offizielle Ritterschlag durch Karl von Habsburg mit dem Ordensschwert – all das sind Augenblicke, die man nie vergißt; vor allem, wenn man sie nicht nur unter gegenwärtigen modernen Parametern sieht, sondern sich vergegenwärtigt, welche Kontinuitäten hier am Werke sind und welche Ideale hier nicht nur beschworen, sondern durch die Tat vergegenwärtigt werden. Selbstverständlich sind in den meisten europäischen Ländern seit vielen Jahrzehnten Adelstitel abgeschafft worden, und auch die neuen Ritter ziehen nicht mehr mit Harnisch und Lanze ins Feld. Trotzdem: Wer sich der geradezu sakramentalen Bedeutung entsinnt, die dem Ritterschlag einst zukam, und zudem berücksichtigt, daß diese Erhebung im gegenwärtigen Fall nicht, wie in konstitutionellen Monarchien, eine reine überparteiliche Formsache ist, sondern sie weiterhin im vollen Ermessen des Dynastieoberhauptes steht und entsprechend ungebrochen den historischen Werten des Abendlands verpflichtet ist – der kann nicht anders, als diese Investitur nicht nur als Ehre, sondern auch und vor allem als Auftrag zu begreifen.
TE freut sich bekannt zu geben, dass David Engels zukünftig regelmäßig vom europäischen Parkett in Brüssel exklusiv für Tichys Einblick berichten wird. Darüber hinaus wird er auch in einer eigenen Sendereihe Interviews und Hintergrundgespräche auf dem Youtube-Kanal von TE führen.