Der Berliner Carsten Stahl ist einer breiten Öffentlichkeit seit seiner Rolle in der RTL2 Reality-TV Serie „Privatdetektive im Einsatz“ bekannt. Der ehemalige Türsteher, der in seiner Kindheit selbst Opfer von Mobbing wurde und sich daraufhin dem Kampfsport zuwendete, setzt sich bereits seit 2014 mit seiner Bürgerinitiative „Stoppt Mobbing!“ gegen Diskriminierung und Gewalt in Berliner Schulen ein. 2018 erweiterte Stahl seinen Wirkungskreis durch seinen Verein „Camp Stahl“, mit dem er bundesweit Aufklärungsarbeit zum Thema Mobbing an Schulen anbot.
Ebenso begründete Stahl das „Bündnis Kinderschutz“, mit dem er sich in Deutschland und Österreich dem Kampf gegen Kindesmissbrauch verschrieben hat. Mit seiner, nach Eigendefinition, lauten Stimme trug er dazu bei, dass die Strafen für Kindesmissbrauch, sowie den Besitz und die Weitergabe von Kinderpornographie in Deutschland in den letzten Jahren verschärft werden konnten. Ebenso war Carsten Stahl von 2021 bis 2022 Mitglied der Freien Wähler Berlins, verließ die Partei jedoch wieder, als diese sich für die Impfpflicht aussprach.
Als prominentester Kinderschützer des deutschsprachigen Raumes, begleitete Carsten Stahl den Prozess von Florian Teichtmeister als Kommentator in den österreichischen Medien und fand sich nun bereit mit Tichys Einblick ein Gespräch über die Folgen des Teichtmeister-Prozesses, sowie den allgemeinen Stand des Kinderschutzes im deutschsprachigen Raum zu reden.
Tichys Einblick: Herr Stahl, Sie sind infolge des Teichtmeister-Falls in regem Kontakt mit Kinderschützern in Österreich. Die Milde des Urteils schlug dort in der Öffentlichkeit hohe Wellen. Wie geht es da jetzt weiter?
Carsten Stahl: Zunächst bin ich jetzt nicht nur in Kontakt mit Kinderschutzvereinen, sondern bin ja selbst im Vorstand eines Kinderschutzvereins, einem Ableger von Bundeskinderschutz Deutschland, dem Bundeskinderschutz Österreich. Damit machen wir uns schon seit fast zwei Jahren dort im Kinderschutz stark. Als stellvertretender Obmann war ich dort natürlich auch mit dem Obmann und einigen Mitgliedern vor Ort und wollte dort auch ganz klar ein Zeichen setzen und uns stark dafür machen, dass die Aufmerksamkeit auf dieses Thema noch größer wird. Vor allen Dingen hofften wir, dass eine angemessene Strafe gesprochen würde. Aber, und das habe ich schon im Vorfeld gesagt, ich glaubte nicht, dass dieser Mann einen Tag im Gefängnis sitzen würde, weil die Gesetze halt so sind, wie sie sind, und in Deutschland und Österreich Täterschutz vor Opferschutz gehen. Anscheinend muss ich immer wieder darauf hinweisen, dass Deutschland und Österreich Paradiese für Kinderschänder, die Verbreitung von Kinderpornografie und für Vergewaltiger sind.
Solche Urteile, wie sie jetzt wieder gesprochen wurden, sind ein Schlag ins Gesicht aller Opfer und ihrer Familien. Im Gegenteil, sie fördern Kindesmissbrauch und die Herstellung von Kinderpornografie, denn das schreckt nicht ab, es fördert höchstens, und die Beweise dafür sieht man bereits in den sogenannten Foren, die es ja auch von Kinderschändern oder Pädophilen gibt, die nun dieses Urteil feiern, sich selbst auf die Schulter klopfen und Teichtmeister jetzt als Helden symbolisieren. Das zeigt mir, da gibt es überhaupt keine Reflexion, kein Schuldbewusstsein, keine Wahrnehmung. Aber woher denn auch? Die Justiz ist ja bekanntlich blind, aber das war mal anders gemeint. Denn momentan ist sie vor allem blind im Bezug auf den Kinderschutz. Aber die Justiz kann nur in dem Rahmen arbeiten, den die Politik vorgibt, und da liegt das Problem.
Führt die öffentliche Aufmerksamkeit in Österreich jetzt dazu, dass die Dinge in Bewegung kommen, dass sich etwas tut? Gibt es Initiativen, diese unzureichenden Gesetze anzupassen?
Dass jetzt überhaupt in Österreich ein bißchen mehr darüber gesprochen wird, liegt nur am Fall Teichtmeister, denn es handelt sich um eine prominente Persönlichkeit, sonst redet dort keiner großartig über dieses Tabuthema. In Deutschland war es beim Fall Metzelder genauso, vor zweieinhalb Jahren wurde da viel darüber geredet, aber dass jeden Tag Kinder missbraucht werden, in Deutschland fast 50 jeden Tag, und in Österreich sind es auch mindestens um die zehn, darüber wird nicht geredet. Es ist ein Tabuthema, es ist nicht Mainstream wie andere Themen, da wird schön geschwiegen. Ja, jetzt gibt’s nur durch den Fall Teichtmeister ein wenig Bewegung in der Politik, um die Sachen kaum spürbar zu verändern. Aber Dinge, die wir in Deutschland zum Beispiel schon bewegt haben und umgesetzt wurden, sogar als Gesetz, die werden noch immer nicht ernst genommen.
Ich sage das ganz deutlich: Wie will man denn einer Politik und einer Justiz glauben, dass sie mehr für den Kinderschutz und gegen Kindesmissbrauch machen möchte, wenn sie es nicht mal bereits ist darüber nachzudenken? Ein Handbuch für Pädophile, eine Anleitung, wie man Kinder missbraucht, über 1000 Seiten, wo Pädophile, die sich über Jahre Wissen angeeignet haben, dieses weitergeben an die, die gerade anfangen ihren Trieb nach Kindern auszuleben? Wie wollen mir die Politik und die Justiz glaubhaft erzählen, sie wollen Kinder schützen, wenn man nicht bereit ist, einen Bausatz dafür, wie man Kinder missbraucht, zu verbieten? Und warum wollen sie es nicht tun? Weil es von Leuten wie uns kommt, weil es nicht gewollt ist, weil es unbequem ist, sich einzugestehen, dass das seit zig Jahren geduldet wird.
Da gibt es noch viele andere Dinge: Kindersexpuppen sollten mit einem lebenslangen Eintrag ins Führungszeugnis geahndet werden, all das sind Dinge, die bisher nicht geschafft wurden, die wir aber fordern. Dies versuchen wir jetzt sowohl mit starken Persönlichkeiten, aber auch mit einem Volksbegehren für eine Anpassung der Gesetze auf den Weg zu bringen. Denn diese Sensibilisierung, die jetzt da ist, klingt täglich ab. Nun gilt es den Schock dieses Skandalurteils dazu zu nutzen, nochmal Druck auszuüben, um das Strafmaß zu erhöhen. Aber es gilt immer wieder: Die Politik folgt nur ihren eigenen Interessen und reagiert nur auf Dinge, die ihr entweder nutzen oder die ihr schaden können. Beides muss durch die Gesellschaft, durch Personen, die für Öffentlichkeit sorgen, erwirkt werden. Man hat ja den Aufschrei der Gesellschaft gesehen, 80 Prozent aller Österreicher empfanden dieses Urteil als zu milde, als beschämend, als Skandal. Die Politik und die Justiz machen aber einfach weiter, wir sehen ja in den letzten Jahren, dass sie darauf scheißen, was die Menschen wollen.
Sie hatten es vorhin schon angesprochen, die Frage: Täterschutz/Opferschutz. In der Beurteilung des Täters verteidigen ja manche Leute das Strafmaß mit dem Argument, Pädophilie wäre eine Krankheit, und man darf die Leute nicht wegen einer Krankheit wegsperren. Früher war es aber durchaus üblich, das zu tun, weil ja auch viele Geisteskrankheiten – man denke an Schizophrenie – durchaus eine Gefahr für die Mitmenschen darstellen können. Ist also dieser schön klingende Gedanke „Therapie statt Strafe“ mittlerweile ad absurdum geführt, und was bräuchte es Ihrer Meinung nach, damit die Gesellschaft dieser Situation wieder Herr wird?
Also erst mal fängt es doch schon mit der Frage an, ob jemand eine Therapie macht oder überhaupt bereit ist, eine Therapie zu machen. Und ich sage ganz klar, wenn ein Mensch, bevor er zum Täter wird und ein Kind missbraucht, sich hinstellt und sagt, ich möchte nicht zum Täter werden, ich brauche Hilfe, dann muss man den mit allen Mitteln unterstützen. In Deutschland gibt es da Programme, in Österreich gibt es das so noch nicht. Das muss gefördert werden, gar keine Frage. Aber jeder, der ein Kind missbraucht hat, ist eine Gefahr für die Gesellschaft und ganz besonders für Kinder. Und wenn man sich anschaut, wie viele Täter rückfällig werden, die doch in Therapien waren, oder diese abbrechen, dann habe ich da eine ganz klare Einstellung: In dem Moment, in dem ein Mensch sich entscheidet – obwohl er weiß, dass es falsch, dass es ein Verbrechen ist und sich nicht helfen lässt, sondern ein Kind und dessen Seele missbraucht – muss Opferschutz und vor allem Kinderschutz vor dem Täterschutz stehen!
In diesem Moment müssen wir die Gesellschaft vor solchen Menschen schützen, und man muss auch ein abschreckendes Beispiel setzen. Die Gesetze und Strafen, die es jetzt gibt, sind da nicht genug. Ich meine, es ist doch ganz klar, wenn ein Täter weggesperrt wird, dann kann er in dem Zeitraum, in dem er weg ist, kein Kind missbrauchen. Und wenn er dann da drinnen eine Therapie macht, okay, das kann er ja machen. Aber bei denen, die draußen rumrennen, sieht man ja immer wieder, dass sie häufig rückfällig werden und wieder Kinder missbrauchen. Ja, mit Sicherheit ist auch der eine oder andere dabei, der es vielleicht wirklich schafft, das zu überwinden – ja super, aber das muss prozentuell abgewogen werden.
Es gibt einen Fall von einem Mann, der ein Kind 129 mal missbraucht hat. Der Richter entschied auf Bewährung! Das muss man sich mal vorstellen. Alleine das, was man dem Kind angetan hat. Und jetzt soll dieser Mann freikommen? Was, wenn er dann dein Kind, mein Kind oder sonst irgendein Kind missbraucht? Sollen wir sagen, oh Mann, er hat aber noch eine Chance verdient gehabt und darf es wieder machen? Kommt er dann wenigstens rein, oder wie viele Kinder darf er noch missbrauchen? Also, ich habe da eine ganz klare Einstellung. Wir müssen den Gesetzesrahmen erhöhen, wir müssen höhere Strafen verhängen, und wir müssen sie auch vor allen Dingen mal verhängen, denn möglich wären sie auch hier gewesen, aber diese Strafen wurden nicht angewandt.
Und wir müssen auch andere Dinge verbieten oder zumindest klarstellen: Wie kann es denn sein, dass jemand ein Kind missbraucht und nach zehn Jahren erlischt der Eintrag aus dem Führungszeugnis? Die Person kann dann wieder in der Kita arbeiten, in der Schule arbeiten, im Sportverein mit Kindern arbeiten? Wer würde denn so jemand nach zehn Jahren ohne Angst wirklich sein Kind anvertrauen wollen? Die Politiker oder die Bürger, die gar keine Kinder haben, vielleicht, aber die, die Kinder haben, haben Angst, und ein Schulleiter würde sich das auch dreimal überlegen, aber er hat gar keine Möglichkeit wenn er nicht im Führungszeugnis sehen kann, dass diese Person ein Kind missbraucht hat oder Kinderpornografie konsumiert hat, dann kann er nicht wissen, dass er so jemanden an seiner Schule hat.
In Deutschland haben wir es geschafft, dass solch ein Eintrag jetzt lebenslang im Führungszeugnis ist, was bedeutet, dass so jemand nie wieder an einer Schule arbeiten kann. In Österreich haben wir auch versucht, das zu verbieten, das Gesetz ist aber immer noch nicht da. Sie reden und denken über ein Berufsverbot nach. Wow! Berufsverbot ist aber nur ein Aspekt, denn das heißt, dass jemand, wenn er Lehrer war, in seinem Beruf nicht mehr arbeiten darf. Aber jemand, der nicht Lehrer ist, sondern einen anderen Job hatte und dort nicht mit Kindern arbeitete, der kriegt kein Berufsverbot, der kriegt keinen Eintrag. Wenn er aber keinen Eintrag im Führungszeugnis hat und sich nach fünf Jahren entscheidet, im Sportverein mit Kindern zu arbeiten, dann hat der Verein keine Möglichkeit das zu sehen.
Deswegen ist ein Eintrag ins Führungszeugnis so wichtig, denn man kann das von mir aus zusätzlich mit Berufsverbot machen, aber es muss doch klar sein, dass alle geschützt werden, damit ein Täter dann nicht auf einmal sagen kann, ich arbeite jetzt mit Kindern. Ich habe dem Anwalt von Teichtmeister eine Frage gestellt, denn viele Menschen haben sich beschwert, dass sein Mandant jetzt in Urlaub fahren und verreisen kann. Ich habe nur gefragt, ob der Mann jetzt wieder mit Kindern arbeiten darf, und er sagte ja, wenn seine Strafe abgesessen wäre, könnte er auch wieder mit Kindern arbeiten. Das muss man sich mal vorstellen, der hatte also in seiner Arbeit als als Schauspieler auch Kinder fotografiert, die mit ihm zusammengearbeitet haben und hat diese Bilder dann mit Texten versehen, perversester, abartigster Art, und nun will man mir erklären, dass der Typ wieder mit Kindern arbeiten dürfte? Wer sowas akzeptiert und sowas vernünftig findet, der kann nicht klar denken, hat keine Kinder, oder möchte selbst etwas anstellen.
Oder es ist den Menschen egal und sie sind ideologisch verblendet, ist mir auch vollkommen egal. Deswegen sage ich ja immer, Kinderschutz darf keine politische Farbe haben. Aber es gibt Leute aus ideologischen Blasen, die sich jetzt hinstellen und sagen, Kinderschutz ist rechtsradikal, das muss man sich mal vorstellen. Damit wollen sie die Leute abstempeln und andere daran hindern, sich für den Kinderschutz einzusetzen. Und Leuten, die sowas sagen, kann ich nur entgegnen: Ihr müsst selber solche Gedanken haben, weil anders ist das nicht mehr zu erklären. Natürlich, wenn Leute mit dem Galgen rumlaufen, distanzieren wir uns. Aber meine Freundin ist Muslima, meine Kinder sind polnisch – und ihr wagt es, mich als Rechtsradikalen anzumachen? Sagt mir das mal ins Gesicht, dann kriegt ihr eine, ich sag euch, ich scheiß euch so zu, das glaubt ihr gar nicht mehr. Es wird gezielt versucht Angst zu schüren, dass, wenn man sich für das Thema einsetzt, in eine bestimmte Richtung gedrückt wird.
Aber diese Keule hat sich abgenutzt, sie funktioniert nicht mehr. Hier geht es um Kinder, und wir werden weitermachen! Warum hören die Leute mir denn zu? Die Leute, die darüber reden könnten mit großen Reichweiten, sind oft zu bequem, zu feige oder denken nur an ihre Verträge, Sponsoren oder Fernsehsender. Warum spricht nicht ein Markus Lanz mal richtig klar über das Thema? Weil er es nicht darf? Vielleicht würde er es gerne machen, aber darf es nicht, weil der Sender das nicht zulässt. Und jetzt müsste man eine Debatte führen über das Thema, denn es kann nicht sein, dass Täter frei herumlaufen, dass mehr über diese Täter gesprochen wird, aber die Opfer im Stich gelassen werden. Die kriegen bloß ein halbes Jahr Unterstützung, wenn überhaupt, und sollen mit solchen Urteilen leben.
Das ist sehr eindrücklich…
Das Problem ist ja, dass da draußen Dinge geschehen, die die Gesetze zu regeln haben. Das musste doch nicht sein, dass Kindersexpuppen oder ein Handbuch für Pädophile erst durch unseren Einsatz verboten wurden, wo eine Regierung doch die Möglichkeit hätte, das mit einem Federstrich zu erledigen. Den Federstrich hat sie erst gesetzt, nachdem wir es öffentlich gemacht haben. Vorher war das denen egal oder sie haben es nicht beachtet. Aber wenn keiner drüber redet und es sich öffentlich macht, musst du polarisieren und das Thema klar und deutlich ansprechen. Und ob ich nun gemocht werde oder nicht, ob in Hamburg eine Tube Senf platzt oder ne Bockwurst vom Grill fällt, ist mir so scheißegal, denn es geht hier nicht darum beliebt zu sein. Ja, bin ich laut! Ich bin doch verdammt leise dafür, dass Kinder weiter im Stich gelassen werden, dafür, dass Kinder missbraucht und getötet werden, oder dass Kinder sich wegen Mobbing umbringen. Dafür bin ich verdammt leise, aber ich werde immer lauter. Hey, ich bin noch im ersten Gang und meine Stimme hat sechs Gänge. Ich kann noch lauter werden, und das musst du, denn man muss sie für die Kinder erheben und für die Eltern, die keine Stimme haben und verzweifelt sind.
Ich kann nur dazu sagen, schaut mal die nächsten Tagen Sat1 Frühstücksfernsehen, schaut mal, wem ich da meine Stimme gegeben habe. Ein Kind hat sich das Leben genommen wegen Mobbing, ein Thema, das ebenso totgeschwiegen wird. Das Kind hat einen Abschiedsbrief hinterlassen und sich gewünscht, dass dieser Abschiedsbrief veröffentlicht wird, damit alle daraus lernen, wie gefährlich Mobbing ist. Sie ist dabei sogar nett zu ihren Tätern. Sie bittet daraus zu lernen, aber sie konnte nicht mehr leben. Sie hat sich umgebracht, und ihre Mutter wandte sich ein paar Tage nach dem Tod ihrer Tochter an mich und sagt: Herr Stahl, ich weiß nicht, woher ich die Kraft nehmen soll, aber das war der Wunsch meiner Tochter, und da habe ich gesagt, ich werde alles dafür tun, dass das veröffentlicht wird. Aber einige Zeitungen wollen nicht darüber berichten, weil es ein empfindliches Thema ist.
Es geht darum zu verstehen, was durch Mobbing und Gewalt an Schulen passieren kann. Jeden Tag bringen sich Kinder in Deutschland wegen Mobbing um, und das muss man doch ansprechen! Und wenn ich damit unbequem bin, dann ist es so. Raus aus eurer Komfortzone! Es geht hier um Kinder! Erst wenn es eure Kinder trifft, ist es wichtig. Dann ist es zu spät, aber dann wollt ihr alle Hilfe der Welt haben. Aber wenn es andere Kinder trifft, seid ihr genauso verpflichtet, und ganz besonders die Leute mit Reichweite, die großen Stars, die Millionäre durch Kinder geworden sind, die Fußballer, die alle den Mund halten, wenn es darum geht, Kinder zu schützen. Warum wohl? Weil es nicht sexy ist, weil es nicht Mainstream ist. Aber dann müssen wir es zum Mainstream machen und dafür werden wir sorgen!
Um an diese Frage anzuknüpfen: Vor einigen Monaten kam der Film „Sound of Freedom“ in den USA in die Kinos und war ein Riesenerfolg. Aber in weiten Teilen der Medien hagelte es Kritik, es würden Verschwörungstheorien bedient, bzw. die Verantwortlichen würden sich nicht genügend von Verschwörungstheorien distanzieren. Auch im Fall von Jeffrey Epstein wurde das Geschehen medial vielerorts relativiert. Es entstand der Eindruck, dass mehr Energie darauf verwendet wird, das Geschehene kleinzureden, anstatt eine lückenlose und umfangreiche Aufklärung zu fordern. Warum machen die Medien das? Wenn man sich nicht einmal bei Fragen des Kinderschutzes und von Missbrauch einig sein kann, dann fördert solch ein Verhalten ja genau diese Verschwörungstheorien über groß angelegte Netzwerke im Hintergrund nur.
Also grundsätzlich kann ich zu dem Film nichts sagen, ich habe ihn nicht gesehen, er kommt ja jetzt erst in die Kinos. Aber prinzipiell muss man schon festhalten: Natürlich gibt es Kindesmissbrauch auch in gehobenen Kreisen, gar keine Frage, und man sieht auch immer wieder, dass es ein unbequemes Thema ist. In Deutschland gibt es einen Leitsatz: Ein Problem, über was wir nicht reden, das haben wir auch nicht. Und wenn wir dann dieses Problem haben, dann diskreditieren wir den, der dieses Problem anspricht, anstatt sich um das Problem zu kümmern. Wenn man nämlich die Glaubwürdigkeit von dem diskreditiert, der das Thema anspricht, dann macht man damit auch das Thema unglaubwürdig.
Fakt ist, dass in Deutschland offiziell 48 Kinder jeden Tag missbraucht werden. 48, das sind fast 18000 jedes Jahr in Deutschland. Dabei handelt es sich um die offizielle Zahl, die inoffizielle Zahl ist drei bis fünfmal höher. Das ist ein Fakt. Fakt ist auch, dass sich jeden Tag fünf bis sechs Kinder versuchen, wegen Mobbing in Deutschland das Leben zu nehmen. Das ist ein Fakt. Fakt ist ebenfalls, dass wir jede Woche 500000 bis 1 Million Fälle von Mobbing, Gewalt, Hass und Rassismus an den Schulen haben. Das sind keine Spinnereien, keine Theorien – das ist echt! Wir haben hilflose Lehrer, verängstigte Schulen, die Angst um den Ruf der Schule haben. Anstatt aber das Thema anzugehen, haben wir eine Politik, die sich für alles interessiert, nur nicht für den Kinderschutz. Fakt.
Wir sehen, dass Präventionsmaßnahmen eingestellt werden, Gelder gestrichen werden für die Bildung, für Prävention, aber woanders hingeschoben werden. Das ist keine Verschwörungstheorie, das können wir alles belegen und zeigen. Welche Dinge es sonst wo gibt, kann ich nicht sagen, ich lebe hier und jetzt, und das Material ist greifbar. Darum kümmere ich mich, und wer irgendwelche anderen Dinge aufklären will, prima. Aber schützt die Kinder, die da sind. Vor allen Dingen ist es keine Frage, dass Kinder ein gewaltiges Business sind. Weltweit werden Kinder missbraucht für die Gier von Leuten wie Teichtmeister, und wer sagt, die haben ja kein Kind missbraucht, soll daran denken: 76000 Dateien hatte er, das sind 76000 Kinderseelen, die für seine perverse, abartige Phantasie missbraucht wurden. Er hat das über zehn Jahre lang mit gefördert und bekommt dafür zwei Jahre auf Bewährung, da brauchen wir nicht drüber reden, da möchte ich im Strahl kotzen. Und wenn das irgendjemand als legitim sieht, dann soll er mir den Gefallen tun und Moral und Anstand googeln. Vor allen Dingen solltet so jemand mal in die Kinderstation gehen, wenn Kinder geboren werden, und sollte wissen, dass Kinder sogar schon als Säuglinge missbraucht werden. Dann soll er das nochmal sagen.
Herr Stahl, vielen Dank für Ihre offenen und deutlichen Worte zu dieser äußerst sensiblen Thematik.
Gerne. Und wir haben noch was Wichtiges vergessen: Die Würde des Menschen ist unantastbar, Artikel eins unseres Grundgesetzes. Das gilt für alle, und ganz besonders sollte es für Kinder gelten, denn Kinderschutz ist eine unverhandelbare gesellschaftliche Verpflichtung. Darüber gibt es nichts zu diskutieren. Er geht uns alle an und deshalb bitte ich alle da draußen, sich dafür auch stark zu machen. Wenn Ihr mir nicht glaubt, macht euch selber eure Meinung, aber schaut nicht weg, nur weil es euch nicht betrifft. Und an die Politik: Es ist euer verdammter Job, die Bürger in unserem Land zu schützen, dem deutschen Volke, dem seid Ihr verpflichtet. Die Moral einer Gesellschaft zeigt sich an dem, was sie für ihre Kinder tut. Also überprüft euren moralischen Kompass, der ist nämlich am Arsch.