Früher nannte man sie SchlüsselKinder, diese „armen Wesen“, die sich nach der Schule selbst überlassen waren, weil Papa und Mama zur Arbeit ausser Haus weilten. KlassenKameraden fanden diese ihnen nicht vergönnte Freiheit toll, hatten ihre Spezis doch oft sturmfreie Bude. Heute steigt die Zahl der KiTaKinder kontinuierlich weiter.
Das waren andere Zeiten: Frauen mit Kindern fiel wie selbstverständlich die MutterRolle zu, die nicht arbeitete, jedenfalls nicht im Beruf. Sie war nur für ihre Familie da. Die Gesellschaft mochte sie als „Heimchen am Herd“, das gluckenhaft über den Nachwuchs wachte, ihn mit viel Fürsorge bedachte. Ging eine Frau Geld verdienen, war zumeist das HaushaltsBudget knapp. Mutter musste Zubrot heranschaffen. Durchaus eine KlassenFrage, keine der persönlichen Neigung, geschweige denn ein KarriereWunsch.
Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich, wir ändern uns mit ihnen.
„Du heiratest ja sowieso …“ Kurzsichtiger Unsinn! Kein Freibrief für garantierte Versorgung. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte gewannen Frauen an Selbstbewusstsein, möchten dank guter Ausbildung ihren „Mann“ stehen, nicht mehr auf Gedeih und Verderb vom Partner abhängig sein. Eigenes, selbst verdientes Geld bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit, hebt den Selbstwert. You never know! Heutzutage bedeutet Partnerschaft nicht mehr lebenslange Gemeinschaft im wohlmeinenden Sinn, sondern oft genug gerät sie nach zehn bis 14 Jahren an ihr Limit. Eine Frau, die nach Trennung oder warum sonst auf eigenen Füssen steht, darf dem Schwarzen Peter gelassener einen Platzverweis erteilen.
Kinder haben ihren Preis
Nur wie sieht es an der KinderFront aus? Sind Kinder gewünscht, und das trifft auf eine stattliche Zahl der Partnerschaften zu, ändern sich die Vorzeichen schlagartig. Sie – weil schwanger – bricht ihren vielversprechenden Werdegang ab, verschiebt geplante KarriereSchritte auf später, geht in die Elternzeit. Ein Kind verändert das Leben komplett! Ungeachtet, ob die Rückkehr in den Beruf fest eingeplant ist, sobald die Kinder grösser sind.
Zunächst ist Mummy erst einmal nur für den Winzling da, stellt Eigenes hinten an. Er soll nicht auf einfühlsame MutterLiebe verzichten müssen. Sonst hiesse die Alternative Tagesmutter, Nanny oder KiTa. Und als ReservePackung Omi und Opi. Papa schmisse seinen Job selbstverständlich niemals hin. Wie auch, sein Gehalt füttert die Familie. So will es die althergebrachte Rolle des Mannes – des Ernährers. Inzwischen ist Paaren ein ‚double income‘ wie selbstverständlich. Die Partner empfinden es als normal, dass beide full time tätig sind. Ihre gemeinsamen Bezüge gestatten einen kommoden LebensStandard, Wünsche werden wach, die Ansprüche steigen.
Rundet sich der Mikrozensus an anderer Stelle, nämlich in Gestalt des BabyBauches, dann … Der Nachwuchs bindet Mittel und Energie – er kostet nicht zu knapp. Sie hängt in den meisten Fällen ihr berufliches Tun erst einmal an den Nagel, was durchaus mit erheblichen finanziellen Einbussen einhergeht. Steigt eine frischgebackene Mutter nur so kurz wie eben möglich aus dem Berufsleben aus, senkt dies die Kosten keinesfalls. Zum einen ist ein Mäulchen mehr zu stopfen. Ein Leben mit Kind ist teuer. Und hast Du keine Granny (Omi), engagiert frau eine Nanny (Tagesmutter). Deren Nebenverdienst aber belastet den eigenen Geldbeutel zusätzlich! Die Kombi aus KiTa und Tagesmutter / Kinderfrau ist eine andere, gern gewählte Alternative. Längst nicht alle Unternehmen entlasten beschäftigte Mütter mit betriebseigenen Kinderkrippen, eine solche Erleichterung ist gegenwärtig eher die Ausnahme.
Mütter tragen auf mehreren Schultern
Generell: Die Hauptbelastung bleibt an den Frauen hängen. Sie tragen auf mehreren Schultern gleichzeitig: Beruf, Partner, Kinder, Haushalt. Und immer schön adrett und voll fit bleiben, dann ist der WiederEinstieg nach der BabyPause total easy. Sollte so sein, aber „denkste“. In den seltensten Fällen steigen die Väter zur Elternzeit aus der BerufsKarriere aus, allenfalls nur jeder fünfte – und nicht lange oder gar für immer.
Nach einer Allensbach Studie sind 2015 beide Partner voll berufstätig – bis zum ersten Kind. Er bleibt zu 100 Prozent im BeschäftigungsLeben, was bedeuten kann, er erlebt die AufwachsPhasen seiner Kinder nur in Ausschnitten. Die Youngsters wachsen heran, Mutters abstinente Berufsjahre verstreichen. Es sei denn, eine Frau entscheidet zu einem frühen Zeitpunkt, unter Einbeziehung von KiTa und / oder Nanny / Granny den Nachwuchs wegzuorganisieren, um schnellstmöglich nach der Geburt ihren Beruf wieder aufzunehmen. Vollzeit, nicht Teilzeit. Erste 24-Stunden-KiTas existieren.
Eine gute und weitreichende Ausbildung ist Türöffner zu verantwortungsvollen, einträglichen Positionen – z. B. Unternehmerin, Managerin, Ärztin, Anwältin, Selbständigkeit generell. Der Weg zum Ziel dauert. Dies bedeutet, moderne Frauen werden häufig erst später Mutter als ihre Artgenossinnen früher. Karriere besitzt für die Frau von heute einen hohen Stellenwert und Prestige, worauf sie ungern verzichten möchte. Dennoch muss sich eine Frau erklären, wenn sie zweigleisig – Beruf neben Kind / Kind neben Beruf – fährt. Gilt sie doch sonst als RabenMutter. In nichts mischt sich das Umfeld lieber ein. Familienfreundlichere Arbeitszeiten kämen dem Mutterglück jeder Frau mit beruflichem Engagement entgegen, doch hier herrschen in erster Linie die alten, männlichen Sitten.
Und wie schaut es nach ausgedehnter ElternPause aus? Die Kids sind flügge, Mutter denkt über ihr ‚Come back‘ nach. Ist der alte Arbeitsplatz sicher, prima, wunderbar. Wiedereingewöhnen, sich mit Geändertem vertraut machen, und los geht’s. Die Glückliche! Ist aber Ehemaliges dahin, heisst es, an der JobBörse spekulieren, was das Zeug hält. Schmerzlich bemerkt sie, die Jahre, in denen sie sich als junger Hüpfer am Arbeitsmarkt tummelte, sind vorüber. Nun heisst es suchen, bewerben, warten, hoffen. Die BewerberSchlangen sind lang. Kommt eine Einladung zum ersten VorstellungsGespräch – hurra! Aber was rede ich für ein altmodisches Zeug? VorstellungsGespräch, BewerbungsGespräch … Heute erscheint frau zum Interview, nein, zum Casting.
Rat Race auf dem Catwalk
Mummy, schlüpfe in die Highheels und troll Dich stromlinienförmig gestylt auf den Catwalk ins VerdienstLeben. Dort aber performen die zahllosen, ganz jungen, ungebundenen Singles, diejenigen, die noch alles vor sich haben, lauernd zum Sprung ins tolle, bunte Leben ansetzen. Das ‚Rat Race‘ ist angepfiffen. Die eigenen Gedanken kräuseln sich. Wer wird zum FolgeInterview gebeten, erklimmt den ‚ next level‘ und rückt dem Ziel eine CastingRunde näher?
Ungebunden und flexibel. Zauberworte, die oft wie bleierne Fesseln anhaften. Die Kiddies daheim fühlen sich zwar schon erwachsen, dennoch wäre es fahrlässig, sie vollkommen sich selbst zu überlassen. Irgendetwas liegt immer an. GewissensFrage ans Ich:“Full time, geht das überhaupt? Bin ich eine Rabenmutter, wenn ….?“ Flexibilität offenbart sich als Crux. Teilzeit als AusweichLösung? Stehen in diesem Segment überhaupt gehobene JobAngebote zur Wahl? Meistens steckt die Bewerberin zurück, findet kein gleichwertiges, ihrer „alten“ Aufgabe entsprechendes Engagement. Die Karriere, die seinerzeit vielversprechend begann, erleidet einen massiven Knick. Der Mikrozensus Familie fordert seinen Tribut: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ohne Abstriche.
Folgen wir den Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2012, arbeiten ca. zwei Drittel berufstätiger Mütter mit meist minderjährigen Kindern in Teilzeit, Männer hingegen belegen nur einen einstelligen Prozentbereich. Ein Viertel der Mütter würde gern gar nicht arbeiten. Warum – glaubt man den amtlichen Statistikern – suchen Frauen mit Kind keinen Job? Nun, hier stellt sich die BetreuungsFrage; je jünger das Kind, desto weniger Sinn fürs BerufsLeben. Höchst angenehm, verfügt der Partner / Ehemann über ein hohes Einkommen, ist alles in trockenen Tüchern. Zuweilen liefern gesundheitliche Gründe Anlass, frau möchte sich aus- oder fortbilden oder aber der Hase liegt in fehlenden BeschäftigungsMöglichkeiten begraben…
Tja, Vater werden ist nicht schwer, Mutter sein dagegen sehr!
Ist die ElternZeit durchgestanden, dank zähem DurchhalteVermögen eine neue Herausforderung gefunden, stellt sich nicht selten abermals eine ElternAuszeit ein: die häusliche Pflege der Altvorderen. Doch das ist eine eigene Geschichte!