Wenn sich ein Kind aufgrund äußerer Ereignisse intensiv bedrängt, angegriffen und in großer Gefahr fühlt, sucht es instinktiv Schutz bei Mama oder Papa. Dabei muss es sich objektiv gar nicht um eine existentielle Bedrohung handeln. Was hier zählt, wie beim plötzlich nachts im Kinderzimmer aufgetauchten Ungeheuer, ist das subjektive Erleben. Ignorieren die Eltern oder andere nahe Bezugspersonen das angstvolle Hilfe-Gesuch und überlassen das Kind sich selbst, wird dies zu einer tiefen emotionalen Verletzung und Bindungsstörung führen. Jeder Therapeut kennt die Folgen von solchen Begebenheiten mit ihrer oft traumatischen Langzeitwirkung.
Jede Überfremdung führt zu Selbstentfremdung, zur Verunsicherung des eigenen Personseins bzw. der gesellschaftlichen Identität. Der Umfang der verträglichen oder noch verkraftbaren Zuwanderung hängt unter sozialpsychologischen Aspekten von mehreren recht objektiv nachvollziehbaren Faktoren ab:
- Je stabiler eine Gesellschaft ist und je selbstverständlicher sie ihre Kultur lebt, je geringer ist die Gefahr, dass Migranten zur Instabilität beitragen.
- Je größer die Integrations-Bereitschaft und -Fähigkeit von Migranten ist, je erfolgreicher und schneller entwickeln sich Integrations-Prozesse.
- Wird der zu integrierende Bevölkerungsanteil zu hoch, bzw. wirkt er zu geballt und fehlt zu umfänglich eine echte Integrations-Bereitschaft, kommt auch eine starke Gesellschaft schnell an ihre Belastungsgrenzen.
- Entwickeln Migranten oder Migranten-Gruppierungen stark destruktive Kräfte und lehnen offensiv Integrations-Maßnahmen ab, dann werden auch die Integrationsbereiten und schon gut integrierten Einwanderer mit aggressiven Gegenmaßnahmen der Stammbevölkerung rechnen müssen, auch wenn dies so nicht hinnehmbar ist.
Ich projeziere diese Aussagen auf einen Ort mit 1.000 Einwohnern: Lebt diese Dorfgemeinschaft innerhalb eines guten sozialen Miteinanders, wird es aufs Jahr verteilt sicher 4 – 5 Familien (also ca. 20 Personen) gut integrieren können, wenn diese nicht separiert leben. Aber selbst diese kleine Zahl benötigt ein offenes aufeinander Zugehen von beiden Seiten. Erhielte dieses Dorf ca. 15 – 20 Familien (das wären ca. 70 – 90 Personen) Zuweisungen in einem Jahr, wird dies schnell zu Problemen führen, umso mehr, wenn diese Migranten geballt untergebracht würden.
Dass dies keine neuen Gedanken sind, wird in den Reaktionen auf die sogenannte „Gastarbeiter-Einwanderung“ vor mehr als 50 Jahren offensichtlich. Da diese Personen gezielt angeworben wurden und sie daher meist mit einem festen Arbeitsvertrag in der Tasche nach Deutschland kamen, standen hier nicht – wie in der Folge der Flüchtlings- bzw. Migrations-Welle – die immensen Unterbringungs-, Lebenshaltungs- und Eingliederungskosten, sondern „nur“ die Auswirkungen der kulturellen Unterschiede und der Fortschritt des Integrations-Prozesses im Blickfeld. Schon Bundeskanzler Ludwig Erhard (CDU) äußerte in seiner Regierungserklärung vom 10. November 1965: „Die Heranziehung von noch mehr ausländischen Arbeitskräften stößt auf Grenzen. Nicht zuletzt führt sie zu weiteren Kostensteigerungen und zusätzlicher Belastung unserer Zahlungsbilanz.“ (Quelle: siehe hier, ZG 5.7.2018)
„Wir können nicht die Lastesel für die Armen der Welt sein“
Das Zitat des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (SPD) vom November 1981: „Wir können nicht mehr Ausländer verdauen, das gibt Mord und Totschlag,“ (auf einer DGB-Veranstaltung in Hamburg), ist an Deutlichkeit kaum überbietbar. Etliche Jahre später verdeutlicht der damalige Oberbürgermeister von München, Georg Kronawitter (SPD), am 7.9.1992 im Spiegel: »Wir können nicht die Lastesel für die Armen der Welt sein. Der Unmut bei den Menschen ist riesig. Glauben Sie denn, daß die es ruhig hinnehmen werden, wenn Millionen Ausländer ungeordnet in unser Land fluten?« (Quelle: siehe hier, ZG 6.7.2018). Dass sich spätestens seit dem Jahr 2015 die Belastungen der deutschen Bevölkerung durch die gewaltigen Migrations-Ströme in der Folge von Krieg, Flucht, Vertreibung und existentieller Not um ein Vielfaches verstärkt haben, wird in manigfaltigen Problemanzeigen deutlich.
Die Folgen einer überbordenden Zuwanderung werden in dem Peter Scholl-Latour (einem langjährigen Auslands-Korrespondenten) zugeschriebenen Zitat auf den Punkt gebracht: «Wer halb Kalkutta aufnimmt, hilft nicht etwa Kalkutta, sondern wird selbst zu Kalkutta!»
Dr. Albert Wunsch ist Erziehungswissenschaftler, Hochschullehrer und Autor.