Das am häufigsten zitierte geflügelte Wort des sich gerne im Titel des „Super-Mario“ sonnenden Herrn aller Druckerpressen dürfte wohl der Satz vom „whatever it takes“ sein, mit welchem er bereits vor längerer Zeit versucht hat, das Primat der Geldpolitik über die Märkte zu dokumentieren. Man werde buchstäblich Alles tun, um den Euro zu erhalten. Das sei gewissermaßen per definitionem vom „geldpolitischen Mandat“ gedeckt.
Der Satz dokumentiert die Überzeugung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank, dass Not kein Gebot und damit kein Recht kennt. Wer seinen Böhm-Bawerk gelesen hat, weiß, dass am Ende immer das ökonomische Gesetz über die Macht triumphiert, aber manchmal kann es dauern und in der Zwischenzeit türmt sich der Schaden für den kleinen Mann auf.
Aber wo das Recht staatlicher Institutionen über Bord geht, gilt seit jeher das Wort des Heiligen Augustinus von Hippo, Kirchenlehrer und Philosoph, der da sagte: „Nimm vom Staat das Recht weg, was bleibt dann übrig als eine große Räuberbande“.
Genau das ist unser Problem. Denn wenn man sich ansieht, was die aus dieser Haltung resultierende Politik an Umverteilungswirkungen entfaltet und wenn man gleichzeitig die komplette Weigerung der monetären Obrigkeit bedenkt, über diese größte Enteignung in der Geschichte der Menschheit auch nur zu diskutieren und dies in die eigenen Entscheidungen, die angeblich zum Wohle aller in Europa getroffen werden, einfließen zu lassen, dann könnte man auf den Gedanken kommen, dass dieses Zitat eigentlich ein Versprecher war.
Was der Junta-Vorsitzende im Rat der monetären Obrigkeit nämlich eigentlich meinte, war nicht „whatever it takes“, sondern in Wahrheit „whatever we take“, auf Deutsch, „was immer wir uns nehmen“, wir erklären das hiermit für legal, weil vom geldpolitischen Mandat gedeckt. Es ist aber nicht legal, und es fällt deshalb genau unter die Situationen, die der Heilige Augustinus beschreiben wollte, wenn er vom Staat als einer Räuberbande sprach.
Das wird deutlich, wenn wir uns die vielfältigen enormen Umverteilungswirkungen ansehen, die die Europäische Zentralbank mit ihrem zwanghaften Versuch, das Geld zu entwerten, auf den Weg bringt. Und da gibt es mehr als nur einen Kanal, auf dem das Geld seinen Weg nicht nur nach Süden findet, sondern am Wegesrand von fleißigen dienstbaren Geistern aufgelesen wird, die der EZB bei ihrem Raubzug zur Hand gehen.
Bedenkt man, dass alleine die Staaten der Eurozone öffentliche Schulden von ca. 10 Billionen Euro, das sind 10.000 Milliarden, haben, so führt jeder Prozentpunkt, den die Zinsen auf diese riesige Summe niedriger ausfallen, eine indirekte Enteignung von 100 Milliarden Euro dar – pro Jahr. Betrachtet man das gesamte Geldvermögen in Europa, so kommen wir auf ca. 16.000 Mrd. Euro, dann verliert der Sparer pro Prozentpunkt Zinsmanipulation schon 160 Mrd. Euro pro Jahr. In Wahrheit dürfte es ein Mehrfaches dieser Summe sein, weil man aus guten Gründen davon ausgehen kann, dass der Marktzins eher 2 bis 3% höher wäre als der Manipulationszins von Herrn Draghi.
Da diese Politik jetzt schon eine Weile anhält, können wir bereits heute sagen, dass die Summe der geraubten Zinsen sich nahe an der Billionengrenze befinden dürfte.
Der zweite große Effekt ist die Umverteilung zwischen den Ländern und hier trifft es vor allem die Deutschen. Von Ihren Nettogeldvermögen in Höhe von 4.000 Mrd. Euro befinden sich etwa 2.800 Mrd. Euro in Schuldscheinen, die in der Eurozone von Staaten, Banken und Privatunternehmen außerhalb Deutschlands ausgegeben wurden. Der italienische Finanzminister, bestimmt ein großer Fan von Super Mario, spart so gemeinsam mit seinen anderen Kollegen in Paris, Madrid, Athen und Lissabon ca. 50 – 80 Mrd. Euro pro Jahr ein, die der deutsche Sparer nicht erhält.
Jeder Deutsche zahlt dafür also etwa 1.000 Euro pro Jahr vom Kleinkind bis zum Greis. Da das nun schon ein paar Jahre so läuft und die Raubritter auf Ihrer Frankfurter Ostend-Zinne keinerlei Anstalten machen, damit aufzuhören, kann sich der geschätzte Leser selbst ausrechnen, um welchen Betrag er persönlich entreichert wurde.
Der Rest der Summe, also die nicht erhaltenen Zinsen auf 1.200 Mrd. Euro kommt übrigens dem deutschen Finanzminister zugute, der damit seine schwarze Null finanziert und deshalb nichts dazu sagt. In den Kreisen, die der heilige Augustinus meinte, nennt man so was gemeinhin Schweigegeld.
Bevor die Schlaubi-Schlümpfe in den Etagen von EZB und Fiskalstaat jetzt den Versuch machen, mir nachzuweisen, dass die Zahlen nicht stimmen könnten, weil doch die deutsche Staatsverschuldung näher bei 2.000 Mrd. Euro liegt als bei 1.200, bekommen sie hier noch eine kleine Erklärung für die Differenz: Sie folgt aus dem Umstand, dass Nettogeldvermögen und Bruttogeldvermögen nicht identisch sind. Das Bruttogeldvermögen der Deutschen ist noch höher, nämlich 5.600 Mrd. Euro.
Der Unterschied ergibt sich aus den Verbindlichkeiten der Deutschen zum Beispiel für Baufinanzierungen oder Konsumentenkredite.
Diese Position heißt Aufwendungen und Gebühren für Wertpapierkäufe.
Bezeichnend ist es, dass es vor zwei Jahren noch ganz leicht war, diese Zahl im Internet zu finden, aber die neu veröffentlichten Gewinn- und Verlustrechnungen der EZB und ihrer Mitgliedsbanken sie nicht mehr enthalten. Daher an dieser Stelle die Frage an unsere monetäre Obrigkeit: Wieviel Gebühren habt ihr dafür bezahlt und an wen?
Und es wäre auch mal interessant zu erfahren, wie groß die Schnittmenge zwischen den Empfängern dieser Wohltat und den Mitgliedern der „Gruppe der 30“ oder kurz „G30“, einem elitären Club von Zentralbankern und Bankern, zu dem nur die wichtigsten und größten Geldhäuser Zutritt haben, denn ist. Und wissenswert wäre es auch, zu hören, ob es zufällig die gleichen Namen sind, bei denen der Herr Präsident als Alumnus Ansehen und Entertainment genießen darf.
Die Bürger-Ombudsfrau der EU, Emily O’Reilly, sowas wie ein Hofnarr und Stachel im Fleisch der Kommission, die man sich mal zugelegt hat in der Annahme, dass sie ihre Courtage nimmt, zu Hause sitzt und die Klappe hält, wie sich das für Ihre Stellenbeschreibung gehört, will sich nicht an die Regeln halten und stellt ähnliche Fragen: Wie denn zum Beispiel Herr Draghi, der in dieser Gruppe als Person Mitglied ist, sicherstellt, dass die Kungelrunde ihn nicht zum Komplizen von Interessenkonflikten zulasten der Bürger der Eurozone macht. Auf die Antwort kann sie lange warten. Liebe Frau O’Reilly: die Europäische Zentralbank ist unabhängig, nicht kontrollierbar, jeder Aufsicht und Rechenschaftspflicht gegenüber dem Souverän entzogen.
Da hat es nicht mal der Europäische Rechnungshof geschafft, von der der EZB angegliederten Bankaufsichtsbehörde SSM (Single Supervisory Mechanism) die Daten zu bekommen, die notwendig gewesen wären, um die Ordnungsmäßigkeit der von ihr durchgeführten Arbeit zu prüfen, so wie das eben die Aufgabe des Rechnungshofes ist. Die Antwort an die Erbsenzähler war kurz und knapp: Die EZB ist unabhängig. Punkt. Und das, obwohl es sich beim SSM noch nicht mal um ein geldpolitisches, sondern um ein regulatorisches Institut handelt.
Und jetzt kommen Sie daher und möchten den Glasturm von Fairfax Abbey am Main ohne Weihwasser und Eichenholzpflock aufräumen? Erzählen Sie uns gelegentlich mal, wie es gelaufen ist.
Nach diesem kleinen Exkurs in die EU-Bürgerrechts-Dissidentenszene aber zu einer weiteren Frage, die sich als noch weit interessanter erweisen könnte. Was zahlt ihr euren Wertpapierlieferanten eigentlich, wenn ihr mit denen größere Blocktrades macht? Es kursiert dazu nämlich eine kleine Theorie und die geht so: Ein Broker kauft große Mengen von Anleihen im Auftrag der Zentralbank auf, um dann das ganze Paket an sie weiterzureichen. Weil er natürlich weiß, dass ihm die EZB das alles abnimmt, kann er mit vollem finanziellen Einsatz zu Werke gehen: Mit Direktkäufen, mit Optionen und Hebeln, auf Kredit (der eh nichts mehr kostet) und das ganz ohne Risiko.
Während er also fleißig aufkauft, reagiert der Markt auf diese massive Nachfrage mit steigenden Kursen für die betroffenen Papiere. Am Anfang kauft er sie vielleicht noch für 100, während das Paket wächst, steigt auch der Kurs und am Ende landet er bei vielleicht 102 und sein durchschnittlicher Kaufkurs beträgt sagen wir mal 101. Zu welchem Kurs reicht er das Päckchen wohl an Euch weiter? Zum aktuellen Marktkurs von 102, den er dank Eurer unbegrenzten Rückendeckung nach oben treiben konnte? Oder zum Kurs von 101? Oder entzieht sich das ganz und gar eurer Kenntnis, weil ihr darüber keine Rechenschaft verlangt, obwohl ihr das könntet?
Bin sicher, das würde nicht nur die Leser hier interessieren, sondern auch den Rechnungshof, falls der jemals seine Milchzähne abwirft und echte Hauer bekommen sollte.
Auch wäre es sehr interessant, mal von Euch zu erfahren, nach welchen Kriterien ihr Eure Wertpapierlieferanten auswählt. Gibt es da ein Bieterverfahren? Was qualifiziert uns da? Die Mitgliedschaft bei den G30? Ihr von der EZB könnt es uns bestimmt sagen. Ob ihr das wollt, steht auf einem anderen Blatt.
Aber das sind natürlich alles Peanuts gegen die Schlussrechnung, die die Raubritter vom Main dem nordeuropäischen Sparer noch präsentieren werden. Denn es ist eine Sache, auf sein Sparvermögen keine Zinsen mehr zu bekommen, ja sogar noch dazu eine Steuer namens Strafzins zahlen zu müssen, und eine ganz andere Sache, wenn das Vermögen selbst irgendwann weg ist.
Wenn die Advokaten der finanziellen Unterdrückung (man benutzte doch in deren Kreisen allen Ernstes das Wort „Financial Oppression“ als zulässiges Mittel der Sanierung der Staatsfinanzen, weil man dachte, in der eigenen Echokammer hört eh keiner zu) es nicht planen, so nehmen sie es mindestens billigend in Kauf: Die Entwertung der Ersparnisse der hart arbeitenden Bürger Europas und insbesondere Deutschlands, Österreichs und der Niederlande durch den ganz großen finalen Rififi.
Denn es ist den Beteiligten mit einiger Sicherheit mittlerweile klar, dass die durch ihre Politik aufgetürmten Ungleichgewichte nicht in Ewigkeit fortdauern werden. Dann werden die Banken in die Knie gehen, weil die EZB ihnen durch die Nullzinspolitik die Erträge geraubt hat (kann ja nicht jeder mit Wertpapierkäufen der Anleihen-Hamster kompensiert werden) und weil die Zombieunternehmen, die durch den Nullzins am Leben erhalten werden, ihre Kreditportfolien bis in den hintersten Winkel verseucht haben werden. Das Desaster der Italienischen Banken ist nur der Anfang und es hat dort auch gerade erst angefangen.
Dann wird es sich zeigen, dass die Bankenrettung für diese Länder nur außerhalb des Euro möglich sein wird. Dann wird man sich in Erinnerung rufen, dass der „Super-Mario“ des gleichnamigen Videospiels auch nur ein Klempner war. Das Ende des Euro bedeutet auch das Ende der deutschen Auslandsguthaben und der Target-2 Guthaben. Draghi‘s Maskottchen Kater Carlo wird dann noch nicht mal einen Sack brauchen, um die Beute aus der Bank zu tragen. Das machen wir dann elektronisch.