Männer können froh sein, dass es uns Frauen gibt, denn dank uns haben sie einen freien Tag mehr im Jahr – zumindest in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Was mir nicht klar war. Als 19-jährige Hamburgerin kam ich am Montag in die Redaktion in Berlin und erfuhr, dass ich am Mittwoch, 8. März, frei hätte. Keine Ahnung hatte ich davon, dass der internationale Weltfrauentag mittlerweile in zwei Bundesländern als gesetzlicher Feiertag angesehen wird.
Zunächst einmal dachte ich, nur Frauen hätten frei, Männer aber nicht. Da habe ich mir schon ausgemalt, wie die Frauenbewegung reagieren würde, gäbe es einen gesetzlichen Feiertag, an dem nur Männer frei hätten. Aber kein Grund zur Sorge: Alle Geschlechter haben frei, Schulen, Kitas und Behörden bleiben geschlossen. Das ist auch gut so: Denn so können die Männer zu Hause auf die Kinder aufpassen, während die Frauen gegen Diskriminierung protestieren.
All diese Dinge, die wir Frauen in den letzten 112 Jahren, seit dem ersten Weltfrauentag im Jahr 1911, erreicht haben, beweisen, wie kraftvoll wir sind. Es erfüllt mich mit Stolz, eine Frau zu sein, und ich erfreue mich an meiner Weiblichkeit. Den Weltfrauentag – der in diesem Jahr auf den Tag nach dem Vollmond fällt, an dem wir Frauen ganz besonders in unserer Kraft sind – werde ich also damit verbringen, diese Kraft in mich selbst zu investieren und meine Weiblichkeit zu feiern.
Für die „Frauen*Kampftag“-Proteste in Berlin werde ich diese Kraft allerdings nicht verschwenden. Ist es den Menschen denn immer noch nicht klar, dass es nichts bringt, „gegen“ etwas zu „kämpfen“? Die Demonstrationen der feministischen Bewegung sind voller Hass gegen die Männerwelt und gegen ein vermeintliches Patriarchat. Das ist aber nicht konstruktiv und bringt niemanden voran. Besser ist es, „für“ etwas zu demonstrieren. So wie die Feministinnen im Iran. Sie kämpfen für ihre Freiheit. Für Selbstverständliches.
Völlig zufrieden ist diese Art von Feministinnen in Wahrheit jedoch nie: Jedes Jahr gibt es etwas Neues, auf das sie sich stürzen. Wenn es in Deutschland nicht mehr genug zum „Kämpfen“ gibt, dann wird am „Kampftag“ eben gegen die Diskriminierung im Iran und in Afghanistan protestiert. Dort unterstützen sie zu Recht Frauen, die sich gegen den Kopftuchzwang auflehnen – hierzulande tun sie aber so, als ob das Kopftuch oder andere Formen der Verhüllung etwas kulturell Bereicherndes seien. Das belegt eine Doppelmoral.
Ich denke, der Frauentag wäre eine tolle Möglichkeit, die innere weibliche Kraft zu feiern, statt immer nur zu fordern. Und das gilt auch für Männer: Auch die Männer sollten ihre weibliche Kraft erkennen und dazu ermutigt werden, diese auch zu leben. Auf diese Weise könnte man Frieden, Verständnis und Liebe zwischen den Geschlechtern stiften. Würden alle Menschen ihre männliche und ihre weibliche Seite anerkennen, dann müssten wir diese Anteile nicht mehr im jeweils anderen Geschlecht bekämpfen. Dann hätte physische Gewalt gegen Frauen und psychische Gewalt gegen Männer vielleicht ein Ende und die Herzen könnten aufgehen, sodass die Männerwelt und die Frauenwelt zu einer ganzheitlichen Welt verschmelzen könnten.