Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit, in einem Land, das jedes sein könnte, dass einem Ingenieur namens Homo Faber ein Licht aufging.
Jahrelang hatte er experimentiert, Patente angemeldet, immer neue Prototypen einer Batterie gebaut, um sein genial einfaches, 15-mal effizienteres Prinzip der Stromspeicherung als praxistauglich zu erweisen. Doch stets gingen diese Batterien in Flammen auf, wobei sie um sich schlierigen Nebel und klebrigen Niederschlag toxischer Stoffe verursachten.
Obwohl Umstehende versengt und schon einige Milliarden versenkt worden waren, gab Faber seinen Konstrukteurs-Traum nicht auf. Er konnte das auch kaum tun, so viele hatten schon so viel investiert.
Und dann ging ihm das besagte Licht auf.
Ein Lichtlein brennt
Was genau ihm hier plötzlich sonnenklar wurde, das ist Nicht-Ingenieuren der Prozesstechnik schwer so nebenbei zu erklären; sagen wir nur: Er fand einen Dreh, mit dem sich das Aufflammen der Batterie als ganzer auf Kosten vieler kleiner, dem Laien schwer sofort erkennbarer Entzündungen innerhalb des Batteriegehäuses vermeiden ließ. Diese verkürzten die Lebensdauer der Geräte, traten aber nicht immer auf und führten nur in Einzelfällen zu einem echten Brand, der den betroffenen Apparat sofort unbrauchbar machte.
Diese sehr seltenen Einzelfälle, so erklärte er Politikern und Behörden, dürften die Zulassung der neuartigen Batterie angesichts des drohenden Klimatodes der ganzen Menschheit nicht aufhalten.
Das Lichtlein wird zur Lichterkette
Und da pflichtete man ihm in Politik und Großmedien bei: Konnte man Milliarden Tonnen CO2 einsparen, so dürften seltene Unfälle der Technologie – es gibt keine Technik ohne Störfälle – unser Denken und Handeln nicht leiten.
Nein, vielmehr würden die zwar unidentifizierbaren, aber doch realen Personen, welche durch die Vermeidung von Milliarden Tonnen CO2 modellrechnerisch sicher dem millionenfachen Hitzetod hier und dort und überall entgehen werden, uns moralisch verpflichten, jetzt alle ganz schnell diese neuen Batterien einzubauen.
Skeptischen Zwischenrufen von „Klimatod-Leugnern“ und „Umrüstungs-Skeptikern“ dürfe jetzt „keine Bühne geboten“ werden. Sie seien unsolidarisch mit der gesamten Menschheit und gefährdeten mit ihren Altbatterien „uns alle“. Die „vernünftige Mehrheit“, so der Präsident, müsse jetzt zusammenstehen. Die Kirchen plakatieren „Umrüsten ist Liebe“.
Psychologenverbände und die Wahrheitsprüfer der Medienanstalten geben Ratschläge aus, wie mit pathologisch querulantischen Mitbürgern am besten umzugehen sei, die, wie man erklärt, „ihren Selbstwert in einer immer komplexer werdenden Welt aus eigensinnigem Beharren auf irgendwo ‚recherchierten‘ angeblichen ‚Fakten‘“ bezögen und „für rationale Argumente nicht mehr erreichbar“, ja oft „rechts und demokratiefeindlich“ seien.
Zur Unzeit pusten darf man nicht
Innenminister verbieten Demonstrationen von Leuten, die ihre Geräte lieber nicht umrüsten wollen, mit der Begründung, wer Umrüstungen verweigere, der werde die Überlastung der Deutschland vom Weltklimarat zugestandenen Kohlenstoffkapazitäten durch seinen unumgerüsteten Haushalt zu verantworten haben.
Damit aber würden auf noch vielfältig andere Art als nur durch mutwillig nicht verhinderte Hitzetode Menschen umkommen – zum Beispiel wenn eine Stromabschaltung des Weltklimarats die Verschiebung von Operationen in Krankenhäusern erzwingen werde.
Wer so etwas in Kauf nehme, nur um seine „unwissenschaftliche“, „verschwörungsideologische“ Meinung über angebliche Sicherheitsmängel oder Unwirksamkeit der neuen Technologie öffentlich zu äußern, der habe das Wesen eines Grundrechts nicht verstanden: Das Grundrecht heiße nämlich so, weil es im Grunde jedem zustehe.
Das hindere aber nicht, dass “unsolidarische Egoisten” auf gewisse Grundrechte zum Wohle der Allgemeinheit Verzicht zu tun haben. Und dass sie das tun, das werde nun auch notfalls in ihren Privaträumen staatlich nachzuprüfen sein, wobei im Grunde natürlich d as Grundrecht auf Unverletzlichkeit der Wohnung unverletzlich sei in einem Rechtsstaat wie „unserem“.
Umrüstung: Ja – Entrüstung: Nein
Und so nimmt die große Umrüstung ihren Lauf, medial begleitet von gut gefilmten Bildern umrüstungsfreudiger Bürger in überfüllten Umrüstungszentren, die Stereoanlagen und Fernseher in Beutel oder Bollerwagen zum Batterietausch darbringen.
Und nachdem die halbe Welt umgerüstet hat, stellt man fest – nun… man stellt fest, dass der CO2-Ausstoß nicht gesunken, sondern deutlich gestiegen ist. Auch gibt es mehr Gerätebrände als gedacht. Mehr Menschen werden nun also, der Logik des „unleugbaren Klimanotstands“ folgend, den Hitzetod sterben müssen, als vor der großen Umrüstung. Niemand wurde durch „solidarisches Umrüsten“ gerettet, im Gegenteil.
Es macht sich große Ratlosigkeit breit. Entrüstet fragen einige Umrüster, wer ihnen die verschmorten Geräte ersetzen werde. Und wozu habe man überhaupt umgerüstet, wenn das dem Klima sogar schade? Wer, so will man wissen, hat daran verdient, und wie viel?
Der Weltgesundungsrat ist nicht zu erreichen. Homo Faber produziert seine neuartigen Batterien jetzt in Afrika, der neuen Goldgrube, und vermeldet von dort, er habe „schlechtes Netz“ und könne nicht zurückrufen.
Der Klima- und Notminister Rudolf Rundeck immerhin erklärt, es handle sich bei den verkohlten Geräten um „ganz seltene Fälle“, die man in sportlichem Geist als Einsparungsbeitrag auf unerwartetem Umwege zu sehen habe, da ja die CO2-Reduktion durch stillgeschmolzene Geräte evident und im Übrigen Dienstag sei. „Das Klima“, so erklärt der Minister abschließend, „wird nicht daran Bankrott gehen, dass man aufhört zu emittieren.”
Nach der energisch durchgesetzten Parole „Umrüsten heißt Leben retten!“ sei nun eine ideologische Kehrtwende fällig, meinen die einst gescholtenen „Unsolidarischen“: Jetzt müsse man doch den damals skeptischen Demonstranten eine Entschuldigung, ja ihren Anführern das Bundesverdienstkreuz vermachen, die verantwortlichen Politiker entlassen und allen Umrüstern neue Geräte bezahlen. Außerdem solle man die Strafzettel, die man für Grundrechtsinanspruchnahme an Umrüstungsdissidenten verteilt hatte, in einem symbolischen Akt öffentlich zerreißen.
Das alles tat man nicht. Man meinte, das nicht tun zu können, so viel hatten nun so viele investiert. So hoffen am Ende alle, dass ihnen jetzt wenigstens ein Gott gnädig sein möge, und nicht nur an den Feiertagen.
Und sie lebten weder glücklich noch zufrieden, im schwarzen Schatten eines großen Märchens, bis ans Ende ihrer Tage.