„Oh selig, oh selig, ein Kind noch zu sein!“ Der Refrain aus Lortzings „Zar und Zimmermann“ ist zum Refrain unserer Gesellschaft geworden, die in zwei Gruppen zerfällt: die einen sind es und die anderen wollen es wieder werden. Wir, die Erwachsenen, die Lehrer und Eltern, wir gieren nach jugendlichen Prädikaten: „lässig, cool, gechillt“. Albern, Blödeln, mit Jugendlichen auf Zeit wieder jung sein, macht für beglückende Momente das Vergangene gegenwärtig. Aber Jugendlichkeit als ersehnter, gar gelebter Dauerzustand macht uns Erwachsene zu Eindringlingen in eine Welt, der wir entwachsen sind, – wir äffen nach, um als das zu gelten, was wir nicht sind. Wir sind Lehrer, Eltern, doch tun alles, als solche nicht wahrgenommen zu werden.
Und Recht haben sie. Warum halten wir „lässig, cool, gechillt“ nicht unsere Werte entgegen: verlässlich, verantwortungsvoll, engagiert! Unsere Werte verbinden uns mit unseren Mitmenschen, unsere Werte sind auf ein tätiges Miteinander ausgerichtet, unsere Werte sind das Fundament einer lebenswerten Gesellschaft.
„Lässig, cool, gechillt“ heißt doch nichts anderes als Verweigerung der uns gestellten Aufgabe. „Lässig, cool, gechillt“ sind die Werte der Egomanen, die emotionslos um sich kreisen und an ihrer Gleichgültigkeit fast krepieren! Mit denen ist kein Staat zu machen! Lasst uns wieder zu Widerständlern gegen „lässig, cool, gechillt“ werden. Einfach ´mal Nein sagen zu „billig, banal und blöd“, einfach ´mal mutig Ja sagen zu unserer Erwachsenenwelt, zu unserer Aufgabe als Lehrer und Eltern: Widerstand zum Auslebewahn, Widerstand zum Minimalistischen, – Widerstand zu dem Gleichgültigen, was uns Tag für Tag im Unterricht um die Ohren geklatscht wird. Widerstand ändert nicht unbedingt die Jugend, sie hat ein Recht Widerstand dem Widerstand zu leisten, aber genau an diesem Widerstand entsteht Persönlichkeit, Reife, eigene Position. Mit geschönten Noten, verlogenem Gelobe und feigem Geschone schonen wir unsere Nerven, aber drücken uns vor unserer Aufgabe. „Per aspera ad astra“, durch das Raue zu den Sternen, durch Fordern zur Persönlichkeit – in Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
Unsere Aufgabe ist nicht, uns zum Jugendlichen zu setzen, um von ihm getätschelt zu werden, sondern seine ausgestreckte Hand zu ergreifen und ihm aufzuhelfen, ihn zu ermutigen, nach oben zu ziehen, zu unseren Werten, in unsere Welt, – behutsam, entschlossen und glaubwürdig: Du gehörst zu uns, wir stehen zu dir!
Klaus Schenck lehrt Deutsch und Religion – Psychologie als Wahlfach.