Tichys Einblick
The Telegraph

Britische Zeitung an junge Europäer: „Sucht das Weite! Europa ist am Ende“

Dekadenz, Selbsthass und eine überforderte „drittklassige Elite“: Die Tageszeitung „The Telegraph“ sieht schwarz für Europa. Zu viele Krisen würden den Kontinent belasten – ob Migration, Demokratiedefizit, Geburtenrückgang, umfinanzierbarer Sozialstaat, katastrophale Wirtschaftspolitik. Ehrgeizige Europäer sollten woanders hinziehen.

IMAGO / Eibner Europa

Diesmal ist es zu spät, Europas Niedergang lässt sich nicht mehr aufhalten. „Der Kontinent ist nicht in der Lage, sich von seiner derzeitigen wirtschaftlichen, militärischen und demografischen Krise zu erholen“, schreibt der Redakteur Allister Heath in einem Leitartikel für die renommierte britische Tageszeitung „Daily Telegraph“. „Die Fäulnis ist zu weit fortgeschritten, der Niedergang zu ausgeprägt, der Wohlfahrtsstaat, die Dekadenz, der Pazifismus und der Selbsthass zu tief verwurzelt, die Spirale des Untergangs unaufhaltsam.“

Der „Telegraph“-Leitartikel listet zahlreiche Probleme auf, die sich permanent verschlimmern, aber nicht gelöst werden. Gleichzeitig spart er nicht mit scharfer Kritik an den heillos überforderten europäischen Politikern.

Screenprint: The Telegraph

Wirtschaftliches Versagen, implodierende Wohlfahrtsstaaten

Kurz: Wirtschaftspolitisch versage Europa, geopolitisch sei es bedeutungslos. Die EU leide unter einem Demokratiedefizit. An einer Lösung der Migrationskrise scheitere sie. Gleichzeitig würde die Zerstörung erfolgreicher Industrien und eine Verarmung der Bürger in Kauf genommen, um den Planeten zu retten.

Zum wirtschaftlichen Niedergang geselle sich noch der Geburtenrückgang hinzu. Die europäischen Wohlfahrtsstaaten würden implodieren, Pensionen könnten nicht mehr ausgezahlt und die Gesundheitsheitsversorgung nicht mehr aufrechterhalten werden. Damit werde auch Wohlstand einbrechen, und Europa noch mehr gegenüber den Vereinigten Staaten ins Hintertreffen geraten. Als internationaler Akteur ist es ohnehin schon irrelevant.

Nihilismus und „soziale Explosion“

Das alles habe sich Europa selbst eingebrockt, seine „selbstverschuldeten Pathologien“ würden sich „metastasenartig ausweiten“: „Sie sind zu komplex geworden, zu entmutigend für Europas drittklassige Eliten, um sie auch nur in Erwägung zu ziehen.“ Die „selbstsüchtigen, demagogischen Politiker“, würden mit „Sorglosigkeit über den sozialen Zerfall“ herrschen. „Deutschland, Frankreich, die Niederlande und andere Länder stehen am Rande einer sozialen Explosion“. Der europäische Kontinent habe sich von seinen eigenen Errungenschaften verabschiedet, es herrscht „Nihilismus, postchristliches Heidentum, Illiberalismus“.

Alternde Bevölkerung, sinkendes BIP, desolate Armeen

Dazu liefert der Leitartikel ein paar Fakten: Die EU-Bevölkerung altert, gleichzeitig wird sie laut Eurostat in zwei Jahren mit 453,3 Millionen ihren Höchststand erreichen „und dann bis zum Jahr 2100 trotz massiver Einwanderung auf 419,5 Millionen schrumpfen“. Um das Gesundheitssystem und die Pensionen für die Alten zu finanzieren, werden die Steuern für die Jungen in die Höhe schießen. „Die einzige Antwort der Euro-Eliten, noch mehr Migration, wird potenziell gefährlichen Extremisten Auftrieb geben.“

Gleichzeitig vergrößert sich die Kluft im Lebensstandard zwischen Amerika und Europa. „Im vergangenen Quartal 2023 wuchs das US-BIP um annualisierte 3,3 Prozent, die Eurozone wuchs um null Prozent und die deutsche Wirtschaft schrumpfte erneut. … „das Hochsteuer- und Hochregulierungsmodell des Kontinents hat zu jahrzehntelanger Leistungsschwäche geführt“. Gleichzeitig „zerstören die Deutschen ihre Autoindustrie, und Europa wird stattdessen chinesische Elektrofahrzeuge importieren“.

Europas Verteidigung werde zurzeit „von den leidgeprüften US-Steuerzahlern geschultert“ – wie lange noch? „Die Franzosen sind im Kampf gegen die Houthis nirgends zu sehen; ihre Armee ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und würde in einem echten Krieg nicht lange durchhalten.“ Gleichzeitig sei „das deutsche Militär ein Witz“: „All die großen Versprechungen zum Wiederaufbau der europäischen Armeen im Jahr 2022 haben nichts gebracht. Der Kontinent ist fast vollständig entmilitarisiert.“

Besser in die USA ziehen – trotz aller Probleme dort

Fazit: „Jeder junge, ehrgeizige Europäer wäre besser dran, wenn er nach Amerika ziehen würde, vor allem nach Florida oder Texas“ – zwei besonders erfolgreiche, konservative US-Bundesstaaten. Dort werden sie „weniger Steuern zahlen. Sie werden ein besseres, glücklicheres und freieres Leben führen. Sie werden mit geringerer Wahrscheinlichkeit einem totalen Krieg ausgesetzt sein. Ihr Lebensstandard wird drastisch höher sein.“

Zwar sei auch Amerika „krank“. Das zeige „sein eigener sozialer Verfall, der Aufstieg der ‚Woke‘-Ideologie und die absurde Neuauflage des Geriatrie-Wettstreits zwischen Donald Trump und Joe Biden“.  Allerdings sei noch genügend „kapitalistischer Geist, Dynamik, Unternehmertum, Liebe zur Wissenschaft, zur Leistungsgesellschaft und zur Technologie übrig geblieben, um die gegenwärtigen Schwierigkeiten zu überstehen“ – im Gegensatz zu „Paris, Berlin, Rom oder Brüssel“.

Somit stehe fest: „In dem 248 Jahre währenden innerwestlichen Wettstreit zwischen den USA und Europa hat es nur einen Gewinner gegeben.“

Der Beitrag erschien zuerst bei exxpress.at.

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