Vom legendären CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß stammt eine der anschaulichsten Beschreibungen des Sozialismus: „Was passiert, wenn in der Sahara der Sozialismus eingeführt wird? Zehn Jahre überhaupt nichts, und dann wird der Sand knapp.“
Bei Karl Lauterbachs Version sozialistischen Unvermögens hat es nur drei Jahre gedauert, bis in Deutschland das Kochsalz knapp wurde. Zugegeben: nur das Kochsalz in Lösungen für den Medizinbetrieb. Aber diese Kochsalz-Lösungen sind für Krankenhäuser in etwa so essenziell wie das Auto für den Individualverkehr.
Solche Natriumchlorid- oder NaCl-Lösungen werden überall in der Patientenversorgung eingesetzt. Von der Spülung von Kathetern bis zur Infusion von Arzneimitteln und von Arztpraxen über Pflegeheime bis zur Maximalversorgung in der Intensiv- und Rettungsmedizin: Ohne Kochsalzlösungen läuft dort absolut nichts.
Handelt es sich bei den Spüllösungen um Medizinprodukte, so sind die Infusionslösungen als Arzneimittel definiert. Für Beides ist in Deutschland das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Geschäftsbereich von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zuständig.
Operative Krankenhausabteilungen besonders betroffen
Inzwischen schlagen immer mehr Apotheker und Krankenhäuser Alarm. Offenbar werden deutsche Kliniken bereits seit Monaten nur noch mit rund 80 Prozent der benötigten Kochsalz-Lösungen beliefert, zuletzt sogar nur noch mit rund 50 Prozent. Besonders betroffen sind die operativen Krankenhausabteilungen, da bei Operationen für das Freispülen des Operationsgebietes und zur Behandlung von Wunden extreme Mengen an Kochsalzlösung benötigt werden.
Fast kindlich mutet da die Hoffnung mancher Krankenhäuser an, die maßgeblichen Produzenten wie Fresenius Kabi und Braun Melsungen würden ihre Ankündigungen einhalten und gleich nach dem Weihnachtsfest wieder etwas mehr Kochsalzlösungen liefern. Die Apotheker kennen dieses Spiel bereits seit Jahren: Kurz vor dem Termin der versprochenen Steigerung des Lieferumfangs wird von den Produzenten verkündet, unvorhersehbare Verzögerungen in den Lieferketten hätten die beabsichtigte Produktionsausweitung leider verhindert.
Lauterbach macht den Habeck
Angesichts dieser veritablen Versorgungskrise grenzt die von Lauterbachs Gesundheitsministerium betriebene Haarspalterei an Realitätsverweigerung. Es handele sich beim Mangel an Kochsalzlösungen nicht um einen Versorgungsengpass, sondern nur um einen Lieferengpass, da anstelle von Kochsalzlösungen andere Lösungen verwendet werden könnten. Welche das sein sollen und inwieweit sie zur Verfügung stehen, bleibt dabei völlig offen.
Die Schaumschläger-Gesetze der Ampel
Dabei ist diese neuerliche Kochsalz-Krise nur die Spitze des Eisbergs in der anhaltenden Lieferkatastrophe. Bereits Ende September hatten die deutschen Apotheker erneut gewarnt, dass die Lieferengpässe sich – entgegen Lauterbachs Ankündigungen – eher verschärfen als entspannen.
Angesichts der derzeit rund 500 von Lieferengpässen betroffenen Arzneimittel müssen die Apotheker inzwischen bei jedem zweiten Rezept wegen Lieferausfällen nach Alternativen suchen. Täglich sind von dieser Form der improvisierten Mangelverwaltung bundesweit 1,5 Millionen Patienten betroffen. Und das, obwohl nach den Eklats um fehlende Krebsmittel für Frauen und Fiebersäfte für Kleinkinder von Lauterbach ein großartiges Gesetz angekündigt worden war, das dann am 27. Juli 2023 als Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) in Kraft trat.
Trotz des rekordverdächtigen Namens mit sage und schreibe 21 Silben hat dieses Gesetz jedoch faktisch nichts bewirkt. Die aktuell bedrohliche Kochsalz-Krise hat es schon gar nicht verhindert. Und die Zahl der betroffenen Arzneimittel ist in den beiden vergangenen Jahren sogar von 300 auf 500 gestiegen.
So ist es bei der Krise der Arzneimittelversorgung wie bei der Migrations- oder der Energiekrise: die Schaumschläger-Gesetze, mit denen die Ampel zeigen möchte, dass man „verstanden“ habe, zeigen immer wieder, dass sie tatsächlich nichts verstanden haben, weil sie weder verstehen wollen noch überhaupt verstehen können.
Antibiotika aus Kamerun sollen es richten
Bei der Behandlung sexuell übertragbarer Erkrankungen wird jetzt immerhin ein Lichtblick gemeldet. Die deutschen Apotheker erwarten in freudiger Erregung Antibiotika aus dem subsaharischen Kamerun, die dort wohl angesichts grassierender sexueller Enthaltsamkeit nicht mehr benötigt werden. Für die deutschen Patienten mit Chlamydien, Gonorrhoe oder Syphilis ergibt sich, sofern es sich nicht um Arzneimittel-Fälschungen handelt, der erfreuliche Nebeneffekt, ihre Französischkenntnisse aufbessern zu können, da deutschsprachige Packungsbeilagen nicht zur Verfügung stehen.
Cannabis statt Kochsalz
Der real existierende Ampel-Irrsinn hat in Lauterbachs Amtszeit somit ein neues Anschauungsbeispiel gefunden: Während bei Cannabis und Kokain die kriminellen Lieferketten nach Deutschland nach wie vor wie geschmiert laufen, müssen medizinische Kochsalzlösungen wegen Lieferketten-Problemen kontingentiert werden, um wenigstens zum Monatsanfang Operationen durchführen zu können.
Doch spätestens im September nächsten Jahres haben die deutschen Wähler es in der Hand, den Albtraum des Ampel-Sozialismus zu beenden und ein Ampel-Entsorgungs-Gesetz zu verabschieden. Die tröstliche Botschaft für die unfähigste Regierung in der bundesdeutschen Geschichte könnte dann lauten: Die Ampel ist nicht tot, sie hört nur auf zu regieren.
Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und ist damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.