Ist es jetzt auch bei mir schon so weit gekommen, dass ich mir ernsthaft Gedanken darüber mache, ob ich einen Link auf Facebook posten soll oder nicht? Dass ich darüber sinniere, ob ich dann in den zweifelhaften Genuss hässlicher, beleidigender oder diffamierender Kommentare oder gar einer Sperre komme, weil das, was über den Link auf Youtube zu sehen und zu hören ist, mindestens eine Grenze überschreitet, auch wenn es meinem Empfinden nach (durchaus schlimme) Wahrheiten darstellt?
Mit einem inhaltlich angepassten Text zu einem bekannten Song werden die Bilder, musikalisch unterlegt, transportiert. Die dargestellten Bilder entsprechen nicht dem guten Geschmack und sind nicht für Kinder und Jugendliche geeignet. Auch der Text ist eher „direkt“ denn zurückhaltend.
Das Thema in den besagten Videos? Die Auswirkungen des koranischen Islam in seiner radikalen Ausprägung. Es wird dargestellt, welche Verbrechen im Namen dieser Religion begangen werden. Die Bilder zeigen, wie Menschen ermordet, Kinder und Frauen geschändet wurden und immer noch werden. Es gibt sogar Szenen, in denen man sieht, wie einem Menschen die Kehle von einem „Kämpfer“ durchgeschnitten oder der vom Rumpf getrennte Kopf eines Menschen präsentiert wird. Das alles ist grausam, ja ekelhaft. Aber es ist auch Realität. Und solche Bilder, die zur Herstellung des Videos verwendet wurden, werden von den „Kämpfern Allahs“ selbst im Internet verbreitet. Sie brüsten sich damit. Sie sind – für entsprechend verwirrte Geister – Helden.
Was aber passiert in meinem Kopf?
Einerseits sind mir die Bilder zu heftig, die Gefahr der Gleichsetzung des Islams insgesamt mit diesen Bildern, also eine Verallgemeinerung, viel zu groß und weder gewollt noch zielführend. Andererseits der Drang, entgegen aller „Political Correctness“ meine Bekannten und Freunde über dieses Video, dessen Inhalt, in Kenntnis zu setzen. Einen medialen Aufschrei zu veranstalten und zu zeigen, zu was Menschen im Namen des Islams (heutzutage!) fähig sind. Ich möchte auf die Gefahr hinweisen, welcher der koranische, erzkonservative, radikale Islam für uns in Deutschland, in Europa und darüber hinaus bedeutet.
Und? Poste ich den Link? Nein. Warum nicht?
Weil ich die gezeigten Bilder an sich für zu „ehrlich“ halte? Dann würde aber ich die Wahrheit verschweigen? Ja. Dem ist so. Ich unterdrücke sie. Nicht aus ästhetischen Gründen, nein, es ist die Schere im Kopf, die mich über die Konsequenzen nachdenken lässt. Die möglichen Konsequenzen durch unseren „Rechtsstaat“ der mir mittlerweile mehr „Angst“ bereitet, als die offene Kritik am und die Konfrontation mit Anhängern des radikalen Islams.
Das Gefühl ist da. Es ist allgegenwärtig. Es hat im Grunde nicht einmal etwas mit dem zitierten Video zu tun. Bei jeder Äußerung, bei jedem Post denke ich mittlerweile darüber nach, ob das, was ich zum Ausdruck bringen will, möglicherweise unter dem Modebegriff „Hate Speech“ fällt. Überschreite ich eine Grenze? Kann ich das so sagen? Schließlich wurden schon viele gesperrt für drei oder 30 Tage oder gar deren Accounts gelöscht. Dabei hatten die Posts auf Facebook mutmaßlich nichts anrüchiges (bspw. Anabel Schunke oder Ronai Chaker, beide wurden für einige Tage gesperrt). Sie entsprachen wohl nur nicht den Vorstellungen unserer Gesinnungswächter. Kann mich das auch treffen? Was bedeutet das dann für die Zukunft? Ist man dann auf einer Liste für „schwarze Schafe“? Hat das weitere Konsequenzen? Vielleicht sogar für meine Familie?
Bin ich nicht mehr frei?
All diese Gedanken erschrecken mich. Ich bin – so habe ich bisher immer empfunden – in einem freien Land aufgewachsen, in dem man seine Meinung frei äußern durfte, indem Probleme direkt angesprochen werden konnten. Durchaus auch in etwas derberer Form, ironisch, sarkastisch – wie auch immer. (Heutzutage würde eine Diskussion zwischen Herbert Wehner und Franz-Josef-Strauß wohl als „Hate Speech“ bewertet werden.) Doch das alles gilt – so empfinde ich das mittlerweile – nur noch, wenn man dem aktuellen Mainstream folgt. Besonders problematisch wird es bei den Themen Flüchtlinge/Migration, Integration und Islam. Da betritt man mittlerweile ein völlig vermintes Meinungsfeld. Ein falscher verbaler Schritt und – Boom!
Auf der anderen Seite dürfen sich die, aktuell gern als „Gutmenschen“ bezeichneten Mitmenschen, einiges herausnehmen im „Kampf“ gegen die vielen vermeintlichen Rassisten, Nazis oder Verschwörungstheoretiker. Diese scheinen sich in kürzester Zeit in Deutschland inflationär vermehrt zu haben, schaut man sich die Aussagen in den sozialen Medien und darüber hinaus an. Der ewige Nazi, der ewig böse Deutsche.
Manchmal frage ich mich, ob der Druck auf die schuldbelastete Seele einiger Mitmenschen dermaßen groß ist, dass sie nur dadurch eine psychische und emotionale Entlastung erreichen können, indem sie den Zeitpunkt herbeisehnen, an dem lange einheimische Deutsche in diesem Land eine Minderheit darstellen und irgendwann völlig von einer neu entstehenden multinationalen Gesellschaft assimiliert wurden und nur noch ein Kapitel in den Geschichtsbüchern wert sind.
Doch zurück zu diesem unangenehmen Bauchgefühl, nicht mehr in einem freiheitlichen, offenen Land zu leben, einem „Rechtsstaat“, der mir nicht mehr das Gefühl vermitteln kann, ein solcher zu sein. Das sehr reale Gefühl, dass über viele Jahre hinweg der Boden bereitet wurde, um die Exekutive und die Judikative zu schwächen, auf dass sie die Bürger(innen) in diesem Land nachhaltig zu schützen, nicht mehr in der Lage sind. Das Gefühl, dass man den Medien kaum noch trauen mag. Die Unsicherheit, was man überhaupt noch glauben kann. Was man glauben soll, ist bekannt, aber da sträubt sich die eigene Intelligenz vehement, da diese sich immer öfter ob der Banalität von ideologischen, realitätsverzerrenden Aussagen beleidigt fühlt. Wenn man mich hinters Licht führen will, dann doch bitte in intellektuell adäquater Form!
Es ist, zumindest für mich, nicht das vorrangige Gefühl, dass wir belogen werden – sicherlich findet auch das statt – vielmehr ist es das Gefühl, nur die Teile der Wahrheit zu erfahren, die dem Zeitgeist, der meinungsbildenden Mainstream-Presse respektive der Mainstream-Politik genehm und dienlich sind. Vieles bleibt daher wohl ungesagt. Klar, das sind alles nur Gefühle und entbehren einer wissenschaftlichen Basis. Aber gerade Gefühle können sehr intensiv und langfristig ihre Wirkung entfalten und erhalten. Gefühle prägen den Menschen nachhaltig.
Bürgermeinungen
Viele Gespräche mit Bekannten und Freunden haben ergeben, dass ich mit meinem Bauchgefühl nicht allein dastehe. Einige formulieren ihre Gefühle und Gedanken durchaus sehr direkt und unverblümt. Im folgenden möchte ich nur einige der Äußerungen aus den vielen Gesprächen auflisten, welche aber aufzuzeigen geeignet erscheinen, was viele Mitmenschen empfinden, wie sie die Entwicklung mit sichtbarem physischen wie psychischen Stirnrunzeln sehen:
- „Eine Meinung gegen den von Politik und Medien definierten Mainstream ist nicht nur schlecht, sondern moralisch verwerflich. So definiert, können alle Andersdenkende problemlos in eine entsprechende Ecke gestellt und mit den passenden Etiketten versehen werden.“
- „Da man das Internet nicht aus der Welt schaffen kann, versucht man die unerwünschten Meinungen zu diskreditieren.“
- „Wenn man die Leute über die diversen Medien nicht ausreichend beeinflussen kann, dann stellt man sie halt ins Abseits.“
- „Da die Diskussionskultur weitestgehend abgeschafft wurde, wird nicht mehr argumentiert, sondern diffamiert.“
Wie wirkt sich das auf die Menschen aus? Auch dazu einige Äußerungen:
- „Man fängt an, sich zu verteidigen, ohne überhaupt schon eine Meinung geäußert zu haben.“
- „Wenn jemand einen Satz mit den Worten beginnt ‚Ich habe ja nichts gegen Ausländer, aber …‘, ist das für mich ein Indiz dafür, das die formulierende Person davon ausgeht, dass die eigene Meinung vom Zeitgeist abweicht und eine Rechtfertigung braucht.“
- „In Gesellschaft wird bei sensiblen Themen plötzlich leiser gesprochen, es werden Türen geschlossen …“
- „Pressefreiheit existiert nur noch in einem eng gesteckten Rahmen, wenn überhaupt.“
- „Der links-grüne Mainstream übt im Rahmen der „Political Correctness“ einen extremen Druck auf anders denkende Bürger aus.“
- „Meine Frau hat mir gesagt, sie habe Angst vor möglichen Konsequenzen, weil ich einen Leserbrief zum Thema ‚Burka-Verbot‘ an unsere örtliche Tageszeitung schicken wolle. Dabei sollte das basierend auf Artikel 5 GG das normalste der Welt sein.“
Frohen Mutes in die Zukunft schauen sie alle nicht mehr. Beklommenheit, Frust und Ohnmacht sind vorherrschende Gefühle. Traurig stimmt mich das.
Ist das alles möglicherweise ein Verdienst, den sich die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel auf die Fahne schreiben darf? Dass sie einen großen Graben in unserer Gesellschaft ausgehoben hat? Ein Graben, der mittlerweile so breit ist, dass kaum noch eine Gesprächskultur etabliert werden kann und die Fronten immer mehr verhärten. Um diesen Graben zu manifestieren, eilt Hilfe in Person des Bundesjustizministers herbei und installiert eine Instanz zur Überwachung des Volkes in Form der gemeinnützigen(!) Amadeu Antonio Stiftung. Erfreulich für Heiko Maas, dass die Chefin Frau Kahane über einschlägige Erfahrung verfügt, also „vom Fach“ ist. – Für unsere Gesellschaft bedeutet das nichts Gutes. Für die Zukunft auch nicht. – Wollen wir wirklich ein Land, das uns das Gefühl einer DDR 2.0 vermittelt?
Mind the gap!
Vieles hat mit der „Flüchtlingskrise“ und dem Umgang damit durch die verschiedenen Protagonisten in diesem Land zu tun. Begriffe wie „Borniertheit“ oder „Realitätsverweigerung“ bekomme ich immer wieder zu hören. Alle, mich eingeschlossen, stehen dazu, dass man Menschen in Not helfen soll, ja muss, aber es sollte auch immer ein Augenmerk darauf gerichtet sein, was das Handeln der Verantwortlichen für die Mitmenschen, die Bürger in diesem Land bedeutet.
Eine von oben verordnete „Willkommenskultur“, begleitet von der permanent wiederholten Aussage „Wir schaffen das!“ funktionieren nicht und entbehren jeglicher Nachhaltigkeit. Hätte Frau Merkel gesagt „Ihr schafft das!“, dann wäre sie zumindest so ehrlich gewesen, zuzugeben, dass die Regierung da irgendwie nicht viel schafft und fast alles an den Bürgern hängen bleibt. Gefragt wurden diese allerdings nicht, oder habe ich da irgendetwas verpasst?
Und wetten, dass wir den Zenit der Probleme noch lange nicht erreicht haben, sondern noch am Anfang stehen? Die Metro in London erinnert an den Stationen ihre Fahrgäste immer lautstark mit einem freundlichen „Mind the gap!“. Eine weise Warnung. Und meine Schere im Kopf werde ich wohl noch weiter mit mir herumtragen müssen.
Frank Mußhoff nennt sich ein Kind des Ruhrgebiets, ist selbständiger Unternehmer und Geschäftsführer im IT-Bereich, ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig. Die Freude am Konsum geschriebener Worte in Form von Büchern und journalistischen Produkten hat ihn inspiriert, selbst mit dem Schreiben zu beginnen.