„Pandemie der Ungeimpften.“ „Impfung ist nebenwirkungsfrei.“ „Tyrannei der Ungeimpften.“ „Geimpft, genesen, gestorben.“ Man kann mit diesen oder ähnlichen Aussagen ganze Seiten füllen. Einigen Politikern, Funktionären und Medienvertretern war keine Aussage zu dümmlich, um kritische Menschen abzuwerten. Es schien so, als wollte man sich wechselseitig überbieten. Die Aussagen wurden immer heftiger. Tabus fielen. Jeglicher Anstand wurde über Bord geworfen.
Diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, seien Teil einer schäbigen Desinformation in den sozialen Medien, so sprach Karl Lauterbach noch am 13. Februar 2022 bei Anne Will. Da stellt sich nun die Frage, WER mittels schäbiger Desinformation in den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten agierte?
So zum Beispiel Armin Laschet (CDU) oder Stephan Weil (SPD). Was vor Monaten noch undenkbar war, sprachen beide Politiker nun aus. Sind Laschet und Weil nun Querdenker? Oder gar Nazis und Coronaleugner? Was sich nun schon wieder abwegig anhören mag, war bis vor wenigen Monaten noch traurige Realität. So wurde man bezeichnet, wenn man es wagte, das Wort „Impfnebenwirkung“ in den Mund zu nehmen.
Nun möchten die Politiker den Absprung nicht verpassen. Für eine Impfpflicht will keiner mehr gewesen sein. Die habe nur Lauterbach gewollt oder man habe es nicht besser wissen können. Vor einem Jahr noch übertrumpften sich die Ministerpräsidenten mit scharfen Maßnahmen und lächerlich anmutenden Impfanreizen. Es gab Impfaktionen, die primitiv mit Freibier und Bratwurst lockten. Alles Maßnahmen, die vor „Überzeugung“ nur so strotzten.
Jeder konnte um Nebenwirkungen wissen. Tatsächlich?
Nun aber gibt Armin Laschet zu, dass der Ministerpräsidentenkonferenz die Existenz von Nebenwirkungen bewusst war. Sich sichtlich unwohl fühlend, erklärte der ehemalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen Laschet am 19. März 2023 im ZDF, dass man Impfschäden nicht habe bestreiten wollen, aber „man hat’s nicht gesagt. Man hat’s nicht kommuniziert.“ Und das habe gerade „Leugnern und Verschwörungstheoretikern Raum gegeben“. Jeder wisse ja, dass es bei jeder Impfung Nebenwirkungen geben kann. Was für ein Statement. Welch Unverschämtheit.
Ja, es ist gut, wenn nun offen über Impfschäden gesprochen wird. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen, dass wir dem Ersten, der über seinen Schatten springt, zujubeln. Denn Politiker springen nur so hoch sie müssen. Laschet macht genau das, was er als Politiker kann. Er spricht das aus, was gerade am besten ankommt, und versucht gleichzeitig, dabei gut wegzukommen.
Wie sehr sich Laschet in dem Interview intellektuell entblößt, zeigt seine Antwort auf die Frage, weshalb er damals noch kein Erfassungssystem für Impfschäden implementiert habe. Laschet antwortete: „Zu dieser Zeit hatten wir wenig Signale über Impfschäden.“ Ja wie nun? Wenn doch jeder wissen konnte, dass es Nebenwirkungen geben kann, weshalb dann kein Erfassungssystem? Muss erst immer der Schaden groß sein, bis die Politik handelt? Laschet windet sich heraus. Das ist der Punkt. Er ist Politiker. Er ist Profi. Wie Stephan Weil.
Impfschäden haben „ähnlich hohe Bedeutung“
Derselbe Stephan Weil forderte noch im Dezember 2021 eine Impfpflicht und drohte Impfverweigerern mit Bußgeld und Ausschluss vom Arbeitsplatz.
Druck statt Argumente
Weshalb fällt es den Verantwortlichen so schwer, sich für ihre harschen und ausgrenzenden Aussagen zu entschuldigen? Weshalb nahm man nicht von Anfang an die Diskussion über schwere Impfnebenwirkungen ernst? Weshalb diskutierte man während der Pandemie nicht offen über Vor- und Nachteile bestimmter Maßnahmen? Auch wenn es anders behauptet wurde, war die Zeit dafür da. Der Wille dazu fehlte. Es stapelten sich weder Leichenberge auf den Straßen, noch war das Gesundheitssystem in Gänze überlastet. Letzteres wurde immer wieder versucht, den Bürgern zu verkaufen. Dieses Narrativ gehört jedoch in das Reich der Legenden. Es sollte Druck erzeugen, weil es an guten Argumenten mangelte.
Die Impfung schützte nicht so, wie es versprochen wurde. Aufgrund des grausigen Drucks durch die 2G-Beschränkungen ließen sich dann noch einige auf die Impfung ein. Völlig unnötig, da bereits klar war, dass die Impfung weder vor Infektion noch vor einer Übertragung schützen würde. Als sei das nicht genug, wurde weiterhin die Impfpflicht gefordert. Der Druck wurde allein durch die Diskussion darüber erhöht. Letztendlich kam die sektorale Impfpflicht, die dazu führte, dass sich wieder einige Menschen der Impfung beugen mussten.
Im Lichte des Druckes dieser Pflicht erscheint es fast überheblich, wenn man sich die Aussagen von den beiden oben genannten Politikern noch einmal in Erinnerung ruft.
Verursacher und Wendehälse dürfen nicht das „Wie“ bestimmen
Die Zeit der Corona-Aufarbeitung hat begonnen. Man darf das „Wie“ aber keinesfalls denen überlassen, die für eine Zeit des Schreckens, der Ausgrenzung und für massive Impfschäden verantwortlich waren. Wer all diese Maßnahmen forderte und unterstützte, der hat sich schuldig gemacht. Diese Personen werden bei all ihren Aussagen stets darauf bedacht sein, Vergangenes weniger schlimm aussehen zu lassen. Das verwässert die Aufarbeitung. Auch darf die Aufarbeitung kein billiges Manöver für Wendehälse werden. Die Aufarbeitung müssen Personen übernehmen, die ohne Eigeninteressen oder Schönreden der Fehler agieren können.
Dr. med. Friedrich Pürner, MPH
Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen, Epidemiologe