Tichys Einblick
Olympias ruhmlosester Tag

Olympischer Knockout für den Frauensport

Der 9. August 2024 dürfte als ruhmlosester Tag aller Zeiten in die Geschichte Olympias eingehen. Im letzten unwürdigen Akt dominierte die „algerische Boxerin“ Imane Khelif (XY) über die Weltmeisterin Yang Liu (XX) und gewann eine olympische Goldmedaille. Von Daniela Seidel

picture alliance / Anadolu | Aytac Unal

Viel war im Vorhinein über korrekte Begrifflichkeiten und medizinische Details debattiert worden. Allein die Diskussion um alle nur denkbaren Spielarten und möglichen (aber mangels eindeutiger Tests, so ein Ärger aber auch, nicht bekannten) Geschlechtern gerecht werdenden Formulierungen füllte tagelang die Schlagzeilen und sorgte auf Social Media für heftige Gefechte, bei denen besonders Verfechter von LGBTQIA+ durchaus unsensible Worte in den Mund nahmen.

War Khelif durch den Verband IBA von der WM 2023 zunächst noch ausgeschlossen worden, da die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt waren und es aufgrund der Testosteronwerte „im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile“ gegeben hätte, bezog sich das sich vor Progressivität am liebsten überschlagende IOC auf das im Pass angegebene Geschlecht und warnte vor einem „Kulturkrieg“. Dieser wurde allerdings bereits bei der, den bisherigen peinlichen Peak Wokeness darstellenden, Eröffnungsfeier angezettelt, wo sich Geschmacklosigkeit, Blasphemie und das Ende der Ästhetik bereits den ersten Überbietungswettbewerb lieferten. Und jeder, der das nicht abfeierte, war mindestens ein Banause, auf jeden Fall aber gesichert rechtsextrem.

Und dabei geht es – nicht nur im Fall Khelif – nicht mit rechten Dingen zu. So hatte der Gynäkologe Dr. Ioannis Filippatos, ehemaliger Vorsitzender des medizinischen Ausschusses der IBA, der heute der European Union Boxing Confederation als Präsident vorsteht, von Tests Kenntnis, die zum Ausschluss von den Weltmeisterschaften 2023 geführt hatten. In einem Interview bekräftigt der Gynäkologe, dass die Algerierin biologisch männlich sei und daher nicht an Frauenwettbewerben teilnehmen dürfte. Es bestünde die Vermutung, dass Khelif am Morris-Syndrom leide (also eine Frau mit XY-Chromosomen und einem testosteronproduzierenden Hoden sei), was bei einem Gentest einem männlichen Karyotyp entsprechen würde.

Und bereits am 1. August, als Angela Carini gegen Imane Khelif in den Ring stieg, genügten zwei harte rechte Schläge und 46 Sekunden, um die Italienerin davon zu überzeugen, dass sie der Sache nicht gewachsen war. Sie gab nicht nur den Kampf auf, sondern erwägt seither, den Boxhandschuh komplett an den Nagel zu hängen.

Und während die einen die Teilnehmerinnen energisch zum Boykott der Wettbewerbe aufrufen, und die anderen in diesem Falle noch viel lauter „Transfeindlichkeit“ schreien würden, wähnen sich die olympischen Athletinnen, die hart für diesen Augenblick trainiert und ihr ganzes Leben auf diesen Moment hingearbeitet haben, wohl zwischen Skylla und Charybdis.

Dabei ist die Auflösung der Geschlechtergrenzen politisch gewollt. Und politisch war der Fall ohnehin schon von Beginn an. Menschenrechtsorganisationen hatten sich für die „Boxerin“ stark gemacht. Doch unter dem Deckmantel der Philanthropie wird eine knallharte Agenda vorangetrieben, die mit immer dreisteren Machtdemonstrationen vorführt, wie zunehmend hilflos die gesamte Gesellschaft den angeblichen Minderheitsrechten ausgeliefert ist.

Dass dabei ein Absurdum dem anderen die Klinke in die Hand gibt, ist sicherlich kein Nebeneffekt, sondern verunmöglicht sachliche Debatten vollends und sorgt dafür, dass Gruppen, die eigentlich auf derselben Seite stehen, zunehmend in erbitterten Streit geraten. Denn wenn das Geschlecht eines Menschen bedeutungslos sein soll, dann gibt es ja auch keinen Grund, warum Frauen in unserer Gesellschaft besonders gefördert werden müssen, oder? Und warum es, trotz angeblich unendlich vieler Geschlechter, keine Klasse „Divers“ geben soll, sondern es auf einmal wieder streng binär zugehen soll, versteht auch kein Mensch und soll wohl auch kein Mensch verstehen.

Willkommen in der Hölle, die sie Fortschritt nennen. Dem ultimativen Verrat an Fairness und Sicherheit, in der die Zerstörung des Frauensports und der Frauenrechte täglich weiter vorangetrieben wird. Und jeder, der dagegen aufbegehrt als rückständig, intellektuell bankrott und natürlich sonstwie*phob klassifiziert wird und sich schneller auf der moralischen oder tatsächlichen Anklagebank wiederfindet, als er „Alles gute zum Vatertag“ auch nur aussprechen kann.

Wobei, es sind ja schließlich keine Unmenschen, wie man zuvor noch sanft belehrt wird, bevor zu drastischen Mitteln gegriffen wird. So erklärte uns gestern noch flott die Tagesschau im Faktenfinder, dass männliche Genitalien und eine tierische Reichweite keinerlei Aussagekraft hätten, sondern es auf das Zusammenspiel der Hormone ankäme. Auch sei eine Geburtsurkunde von 2018 in Algerien üblich und somit kein Problem. „Das ist einfach eine typische Strategie von rechts“, so Julia Monro zur, man ahnt es bereits, transfeindliche Desinformation. „Populismus arbeitet immer mit Gefühlen, Populismus interessiert sich nicht für Fakten.“. So, so.

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