Die Anforderungen für die Auswahl von Nachwuchsdiplomaten sollen gesenkt werden, berichtete Bild kürzlich. Der Zweck dieser Niveau-Absenkung sei, „BewerberInnen“ zu begünstigen, die den Grünen nahestehen; die bereit seien, grüne Prinzipien in der Außenpolitik eher durchzusetzen, und willens, die politischen Vorstellungen der grünen Außenministerin umzusetzen. In der Tat liest man auf der Website des Auswärtigen Amtes für potenzielle Bewerber, einen psychologischen Eignungstest führe man in diesem Jahr nicht durch. Auch im Bereich ‚Allgemeinbildung‘ seien Abstriche geplant, so Bild. Die Reaktion der Opposition kam prompt. Der ehemalige AA-Beamte Knut Abraham, jetzt MdB (CDU), sagte: „Wir müssen ganz genau aufpassen, dass hier nicht die Axt angelegt wird an die hohe Qualität der Diplomatenausbildung.“ Und der CSU-Außenpolitiker Florian Hahn witterte „grüne Vetternwirtschaft“.
Dies wäre auch bei einer ‚grünen‘ oder ‚feministischen‘ Außenpolitik nicht anders. Auch sie erfordert solide Sachkenntnisse, diplomatisch-professionelles Vorgehen, Berücksichtigung internationaler Kontexte und Einordnung in weltweite sozioökonomische Zusammenhänge. Auch grüne Diplomatie kann auf Expertise und Fachwissen, auf diplomatische Professionalität, Vielseitigkeit und Flexibilität, auf psychische Belastbarkeit und gute Nerven nicht verzichten – das hat sich gezeigt, als Deutschland mit Joschka Fischer erstmals einen grünen Außenminister hatte. Ideologisches darf nicht in den Vordergrund treten. Wer eine eventuelle Forderung nach Niveauabsenkung zu Ende denkt, gelangt zu einem fatalen Schluss. Würde eine solche Niveauabsenkung nicht bedeuten, dass ‚grünen‘ Bewerbern das bisherige höhere Niveau nicht zugemutet werden kann? Dass ein höherer Frauenanteil nur durch Senkung der Anforderungen zu erreichen ist? Dies wäre dezidiert frauenfeindlich und diskriminierend.
Man wird sich davor hüten, sich selbst ein Armutszeugnis auszustellen. Es wäre kontraproduktiv, das Signal auszusenden, Mitarbeiter für eine ‚grüne‘ oder ‚feministische‘ Außenpolitik seien nur durch geringere Anforderungen zu gewinnen. Wer befürchten muss, für seine politischen Ziele nicht genug qualifizierte Mitarbeiter finden zu können, sollte diese Ziele überprüfen, nicht die Standards herabsetzen. Ich kann und will folglich nicht glauben, dass wirklich eine niedrigere Messlatte für Bewerber des höheren Auswärtigen Dienstes ein gangbarer Weg sein soll. Sonst wäre eine Aussage, die ein Kolumnist dieser Tage in einem anderen Kontext getroffen hat, einschlägig: „Wo so viel Haltung herrscht, ist Ahnung nur hinderlich.“